Allgemeine Hinweise zum Pflanzenschutz bei Zierpflanzen in der Herbst- und Winterperiode

Hinweis

Die Gesunderhaltung der Zierpflanzenbestände und der Einsatz von Pflanzenschutz hat in der Herbst- und Winterperiode besondere Merkmale. Diese gilt es zu beachten und an die schwierigeren Witterungsbedingungen anzupassen. 

Hier wichtige Aspekte, um die Kulturen gesund und vital durch die Winterperiode zu führen.

Temperaturen und Tageslänge

Die Tageslänge, Einstrahlung und Durchschnittstemperatur nimmt in der Herbst- und Winterperiode stetig ab und hat in den Monaten Dezember und Januar ihr Minimum erreicht. Dieses hat direkten Einfluss auf die Photosynthese Leistung und Stoffwechsel der Pflanzen. Alle Kulturmaßnahmen müssen hierauf angepasst werden, um die Pflanzen nicht aus dem physiologischen Gleichgewicht zu bringen und somit anfällig für Schaderreger zu machen.

Ernährungsniveau

Ein wichtiger Faktor zur Gesunderhaltung der Pflanzen im Winter. Durch die Komplexität der verschiedenen Kulturen hier wichtige allgemeinen Aspekte.

  • Bis Ende November ist ein Flüssigdüngung möglich. Das N-K Verhältnis sollte auf 1:1 oder 1:2 und somit Kalibeton gefahren werden. Zu hohe N-Frachten führen zu weichem Laub und instabilen Zellwänden!
  • Eine Teilbevorratung mit umhüllten Langzeitdünger der Laufzeit und Fließverhalten der Kultur angepasst ist beugt Nährstoffmangel gerade zu Beginn der Vegetationsperiode im Frühjahr vor. 
  • Das Kontrollieren mit Aktivitätsmessern ist im Kalthaus im Winter schwierig, da die Aktivitätsmessung nur gelöste Salze ab ca. 10-12°C anzeigt.

Ventilation und Luftwechselzahl

Um den Druck bei pilzlichen oberirdischen Schaderregern zu minimieren, kommt der Ventilation eine sehr wichtige Bedeutung zu. Luftbewegung im Bestand hat folgende positive Effekte. 

  • Nasses Laub trocknet schneller ab
  • Wärme und Temperaturen werden gleichmäßiger im Bestand verteilt.

Wichtig: Ventilation bedeutet auch, dass für eine ausreichende Luftwechselzahl und Frischluft Zufuhr gesorgt werden muss! So wird die Sporendichte der Luft bei z.B. Botrytis erfolgreich herabgesetzt und der Infektionsdruck minimiert.

Wasseraufwand und Dosierung in der Winterperiode

Wasser- und Aufwand Produkt/ha, sind den ungünstigen Wuchsbedingungen im Herbst/Winter sowie der geringeren Laubmasse bei frisch getopften Beständen anzupassen. Eine Überdosierung ist unbedingt zu unterlassen. Wirkstoffe können nicht so gut aufgenommen und verstoffwechselt werden.

Hier gilt es die maximal zugelassene Aufwandmenge nicht zu überschreiten.

Pflanzenschutzapplikationen im Winter sind in den Morgenstunden durchzuführen. Der Bestand sollte bei Dämmerung abgetrocknet sein.

Bewässerung

Die oben beschriebenen Rahmenbedingungen und die noch nicht vorhandene Laubmasse ergeben nur eine sehr geringe Transpirationsleistung der Pflanzen. Hier müssen die Wassermenge und die Bewässerungsintervalle den Gegebenheiten angepasst werden. Daraus resultierende Vernässungen in Substraten und Boden sorgen für zu hohen Turgor Druck in den Zellen und führen zu Wurzelkrankheiten. Die Bewässerung von unten in Ebbe-Flut oder mit geringer Laubbenetzung schützt vor Blattfleckenkrankheiten und Botrytis Infektionen.

Stellflächen

Achten sie bei Quartieren von Topfpflanzen besonders im Winter auf möglichst ebene Stellflächen und gute Drainage. Da der Wasserbedarf wie oben beschrieben sehr gering ist führt jede Unebenheit zu Wassersenken und somit wiederrum zu Vernässungen und bodenbürtigen Krankheiten.

Tierische Schaderreger

Um Befalls frei durch die Winterperiode zu kommen ist es wichtig in den Monaten September/Oktober eine intensive Schädlingskontrolle durchzuführen. Lausarten, Raupen, Weiße Fliegen und Spinnmilben bauen in diesem Zeitraum und bei guten Klimatischen Bedingungen weiterhin Populationen auf. Eine mögliche Bekämpfung ist nur bei Temperaturen von dauerhaft über 8°C erfolgreich möglich. Schaderreger in Winterruhe sind mit Sicht auf Kontrolle und Bekämpfung nicht ausreichend zu erfassen.

Pflanzenschutzbehandlungen

In der Herbst- und Winterperiode kommt der Wirkungsweise der jeweiligen Produkte eine noch größere Bedeutung zu. Diese sind durch die unterschiedlichen Wirkmechanismen stark temperaturabhängig:

Wirkungsweise
Temp. Bereich
Merkmale
Kontaktwirkung
ab 5°C

Keine Aufnahme des Wirkstoffs in die Pflanze

Für eine gute und gleichmäßig Verteilung

auf dem Laub sorgen

Translaminare Wirkung
ab 10°C Aufnahme und Verteilung im Laub. Kein Weitertransport durch die Pflanze
Systemische Wirkung
ab 12-15°C

Aufnahme in die Pflanze und Weitertransport über das Xylem in die Triebspitzen

Wassermenge so wählen das ein Ablaufen in das Substrat verhindert wird

Typische Schaderreger und Hemmstoffe in der Herbst- Winterperiode

Bitte beachten sie die jeweiligen aktuellen Indikationen und Zulassungen diese finden sie auf unserer Internetseite oder dem angefügten Link. 

Indikationsliste Zierpflanzen Deutschland 

Falscher Mehltau, ein typischer Schaderreger der sich über einen langen Infektionszeitraum in der Pflanze ausbreitet. Vorinfektionen beginnen im Herbst bei frühem Kulturstadium. Typische Kulturen sind Violen, Iberis, Gaillardia, Arabis, Phlox etc. zu beobachtet. 

Wirksame Pflanzenschutzmaßnahmen sind bei niedrigen Temperaturen schwierig. Daher ist eine rechtzeitige Bekämpfungsstrategie wichtig! Jungpflanzen können mit einer Behandlung von Fonganil Gold gestärkt werden.

In der Kultur sollte vorbeugend Revus, insgesamt 2-mal eingesetzt werden. Ist der Befall schon sichtbar weiter fortgeschritten, ein sichtbarer Sporenrasen auf der Blattunterseite stellt das Endstadium der Infektion dar, eine sinnvolle Bekämpfung ist nicht mehr durchzuführen.

Pythium und Phytophthora Infektionen beginnen meist vom Wurzelraum ausgehend. Beide Pathogene gehören ebenso wie der Falsche Mehltau (Perenospora) zu den Leitungsbahnpilzen. 

Bei Pythium Infektionen sind die Wurzelspitzen weichfaul und die äußere Hülle der Wurzel lässt sich leicht abziehen. Der Zentralzylinder verbleibt an der Pflanze.

Bei Phytophthora sind ganze Wurzelregionen oder auch der komplette Wurzelraum betroffen, die Infektion wandert im Verlauf den Stängelgrund aufwärts.

Eine genaue Unterscheidung lässt sich nur durch ein geeignetes Labor oder Schnelltest durchführen.

Fonganil Gold ist durch die aktuelle Notfallzulassung im Zierpflanzenbau einsetzbar und zeigt eine sehr gute Wirkung. Bitte beachten sie die aktuellen Indikationen.

Es wird eine allgemeine Zulassung erwartet. (Vom 19.06. - 16.10.2024 Notfall zugelassen)

Botrytis/Grauschimmel befällt fast alle im Glashaus befindlichen Kulturen. Häufig sind substratnahe Blätter betroffen oder Laub, welches durch engen Kulturstand nicht abtrocknet. Ursache sind in dieser Periode, geringer Einstrahlung, kühle Temperaturen mit Taubildung, zu starke N-Düngung.

Vorbeugende Gegenmaßnahmen sind: Luftfeuchte reduzieren, Ventilatoren einsetzen, mit Fremdluftzufuhr. Pflanzen möglichst nicht von oben gießen, morgens wässern. Vorbeugend und zur Bekämpfung kann Switch eingesetzt werden. Dazu ist es notwendig, die Temperatur über 2 Tage auf über 10 ° C zu halten. Kann nicht geheizt werden, ist eine vorbeugende Behandlung mit Geoxe möglich. 

Hierzu gehören, eine Vielzahl unterschiedlicher, meist auch Wirtspflanzen spezifische Erreger. Darunter fallen u.a.  Septoria, Cercospora, Phoma, Colletotrium echter Mehltau oder Roste. Allen gemein ist das Eindringen durch die Cutikula in das Zell- und Blattgewebe. Hier entwickelt sich ein Mycel mit Austreten von Sporenträgern. Vorbeugend und zur Stärkung der Wachsschicht kann Ortiva angewendet werden. Bei beginnendem Befall sind Score, Askon und Dynali anzuwenden.

Bakterielle Blattflecken bilden klar abgegrenzte meist runde Infektionsstellen auf dem Blatt. Diese sind oftmals schwarz oder gelb abgegrenzt. Ständige Blattfeuchte beschleunigt die Infektion. Eine Bewässerung von unten und trockenhalten des Laubes stoppt die Infektion. Nachwachsendes Laub ist dann Befalls frei. Protektiv zum Schutz vor weiteren Infektionen ist Coprantol DUO einzusetzen.

Generell sorgt ein rechtzeitiger Einsatz von Hemmstoffen für einen von Beginn an guten Aufbau. 

Temperaturen unter 10°C sorgen ebenfalls für eine reduzierte Wirkung und die Gefahr von Pflanzenschäden ist erhöht.

Bonzi ist für eine Vielzahl von Kulturen sehr gut geeignet. Beim Einsatz von Bonzi darf das Laub nur dünn benetzt werden und ein Ablaufen in das Substrat muss verhindert werden. Bonzi hat eine Indikation von 10 Applikationen pro Kultur.

Unser Bonzi Fragenkatalog enthält eine Vielzahl von speziellen Kulturempfehlungen, klicken sie hier: Fragenkatalog Bonzi

biologicals

Einsatz von Biologica

Der Einsatz von Biologica zur Gesunderhaltung und Schutz der Kultur kommt eine immer wichtigere Bedeutung zu. Biologica sind Produkte nicht chemischen Ursprungs, werden vorbeugend eingesetzt und dienen zur Stärkung des pflanzlichen Organismus. 

Wir von Syngenta setzen unseren Fokus in Zukunft verstärkt auf diese Wirkungsstrategie.

Produkte wie Megafol, Taegro sowie FytoSave sind bereits wichtige Bausteine. Weitere Produkte werden folgen.

Biologica stimulieren die eigenen Abwehrkräfte der Pflanze und erhöht die Toleranz gegenüber biotischen und abiotischen Stressfaktoren. 

Sie wollen mehr erfahren, was in dem Bereich möglich ist? Dann sprechen Sie uns persönlich an:

Rainer Peters, Technischer Spezialist, Zierpflanzen
Mobil: +49 (172) 870 16 28
E-mail: rainer.peters@syngenta.com

Maurus Wüllner, Key Account Manager Zierpflanzen
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E-mail: maurus.wuellner@syngenta.com