Sorten-
resistenzen
Gesundheit ist inzwischen ein wichtiges Züchtungsziel. Moderne Getreidesorten sollten mit sortenspezifischen Fungizidstrategien geführt werden.
Resistenz ist nicht gleich Resistenz
In den letzten zehn Jahren hat es große Fortschritte in der Resistenzzüchtung gegeben. Ein Großteil des Ertragsfortschritts aktueller Getreidesorten ist auf eine Verbesserung der Widerstandsfähigkeit gegen Schaderreger zurückzuführen. In den Merkmalen Mehltau und Gelbrost sind inzwischen mehr als 60% der Getreidesorten mit einer sehr geringen bis geringen Anfälligkeit eingestuft. Auch gegenüber dem Gelbmosaikvirus besitzt die Mehrzahl der Gerstensorten inzwischen eine hohe Toleranz. Gegenüber anderen Erregern gibt es dagegen bislang noch keinen durchschlagenden Erfolg in der Resistenzzüchtung.
Züchtungsfortschritt Resistenzeigenschaften Winterweizen
Bundessortenamt, Beschreibende Sortenliste 2009 und 2019
Bei der Resistenz unterscheidet man zwischen einer rassenspezifischen und der rassenunspezifischen Resistenz. Die rassenspezifische Resistenz beruht auf einem oder wenigen Genen und ist somit nur gegen bestimmte Rassen des Pathogens resistent. Diese qualitative Resistenz kann von vielen Pathogenen schnell überwunden werden. Dies ist oft zu beobachten, wenn vorher nicht anfällige Sorten plötzlich erhöhte Krankheitssymptome zeigen.
Die rassenunspezifische Resistenz lässt einen Befall zu, aber das Infektionsgeschehen wird drastisch verlangsamt. Diese Resistenz beruht auf einer Vielzahl polygen gesteuerter Resistenzmechanismen, die weitgehend unabhängig von den Pathogenrassen ausgelöst werden. Diese quantitative Resistenz ist grundsätzlich deutlich schwieriger für Pathogene zu überwinden.
Nicht-resistente Sorte | Resistente Sorte | |
Rassenunspezifisch | Rassenspezifisch | |
Anfällig | Befall reduziert Infektionsgeschehen wird deutlich verlangsamt | Kein Befall |
Nicht-resistente Sorte
Anfällig
Nachteil: Intensive Kontrolle und präziser, intensiver Fungizidschutz notwendig. Vorteil: Höchste Erträge möglich |
Resistente Sorte
Rassenunspezifisch
Befall reduziert Infektionsgeschehen wird deutlich
verlangsamt
Nachteil: Wird befallen, wenn auch nur gering. Reduziertes Ertragspotential Vorteil: Polygene Resistenz, schwierig zu überwinden, die Sorte bleibt sehr lange nur gering anfällig. |
Rassenspezifisch
Kein Befall
Nachteil: Resistenz beruht auf einem oder wenigen Genen. Kann schnell überwunden werden, die Sorte wird dann plötzlich anfällig. Reduziertes Ertragspotential Vorteil: Solange die Resistenz hält, wird die Sorte nicht befallen |
Die Sorten sind meist nicht gegenüber allen Krankheiten resistent. Je nach Resistenzprofil sind also auch bei Sorten mit Resistenzen Kontrollen einzelner Krankheiten notwendig.
Moderne Sorten werden immer gesünder
Da zukünftig immer weniger chemische Wirkstoffe für eine langfristig ausreichende Bekämpfung von Pathogenen zur Verfügung stehen (Stichwort Resistenzmanagement bei Wirkstoffen), wächst die Bedeutung der Resistenzzüchtung.
Schon heute zeichnet sich ab, dass die Nachfrage nach Getreidesorten mit geringerer Anfälligkeit gegenüber Blattkrankheiten ansteigt, besonders wenn diese eine moderate, ausgewogene Widerstandsfähigkeit gegen mehrere Erreger besitzen. Diese Sorten haben eine höhere Ertragssicherheit und sind in Kombination mit einem geringeren chemischen Bekämpfungsaufwand zunehmend ökonomisch überlegen.
Integrierter Pflanzenschutz beruht wesentlich auf der Nutzung von Sorten mit genetisch fixierter Krankheitsresistenz. Gesunde Sorten bieten mehr Spielraum bei der chemischen Kontrolle von Blattkrankheiten. Anfangsbefall tritt später auf bzw. breitet sich langsamer aus, so dass Fungizidbehandlungen erst später notwendig werden oder im Einzelfall sogar eingespart werden können.
Sortenspezifische Fungizidstrategien
Eine höhere Sortenresistenz geht meist mit Einschränkungen im Ertragspotential einher.
Relativ gesunde Sorten erreichen selten den Spitzenertrag anfälligerer Sorten unter hoher
Pflanzenschutzintensität.
Tolerante, gesunde Sorten erlauben hingegen eine Reduktion der Intensität. Ziel ist es, den Stückkostenaufwand
(€/dt) im Produktionssystem zu senken. Denn ein Großteil der Kostensteigerung beim Pflanzenschutz entfällt
auf erforderliche Intensitätssteigerungen, nicht auf Kostensteigerungen an sich. Hierbei können Sorten mit
guter Resistenzausstattung helfen. Sie gewährleisten eine höhere Ertragssicherheit bei unvorhersehbaren
Ereignissen (z.B. Gelbrost- oder Viruskalamitäten, Fusarium-Wetterlagen usw.). Kontrolle von Schaderregern
kann flexibler, also später und weniger stark erfolgen. Es kommt also darauf an, Sorten mit einer guten,
möglichst breiten Resistenzausstattung und eine angepasste Pflanzenschutzintensität zu kombinieren.
Je nach Sortengesundheit fällt der Ertragsgewinn durch Fungizide unterschiedlich aus. Gesunde Sorten
realisieren einen solides Ertragsniveau, reagieren weniger stark auf Erregerbefall und können daher mit einer
einfachen Fungizidstrategie sicher zum Ertrag geführt werden. Wohlgemerkt: Die anderen Risikofaktoren haben
Sie im Griff!
Je weniger tolerant Sorten auf Schaderreger reagieren, desto frühzeitiger und intensiver
muss mit Fungiziden gegengesteuert werden. Frühzeitige und regelmäßige Bestandesbonituren ab Vegetationsbeginn
sind hier unerlässlich.
In den vergangenen Jahren war hierbei besonders auf
Braunrost und Gelbrost im Winterweizen, Zwergrost,
Netzflecken und Ramularia in Wintergerste zu achten.
Doch Achtung: Bei feuchterer Frühjahrswitterung als in den vergangenen drei Jahren kommen
sofort wieder Erreger wie Septoria, Echter Mehltau oder Rhynchosporium zum Tragen.
Entscheidungshilfe für Fungizide unter Berücksichtigung der Sortenresistenz
Vor Planung der Fungizidanwendungen sollten Sie Ihren Getreidebestand begutachten und
Schlussfolgerungen ziehen. Bewährt hat sich dabei, die Risikofaktoren zu gewichten. Dabei führt der
Anbau einer relativ anfälligen Sorte deutlich eher zu einer Bekämpfungsentscheidung.
Für die Intensität und den richtigen Zeitpunkt einer Fungizidbehandlung kann in abnehmender Bedeutung
folgende Faustformel herangezogen werden:
Standort x Sorte x Saatzeit x Saatstärke
- Lage
- Ertragspotential
- Fruchtfolge / Vorfrucht
- Bodenbearbeitung
- N-Nachlieferung
- Ertragspotential
- Toleranz
- Resistenzniveau
- Termin
- Witterung
- Qualität der Saatbettbereitung
- Bestandesdichte, Mikroklima
Die aktuelle Sorteneinstufung des Bundessortenamts zum Resistenzniveau finden Sie hier:
www.bundessortenamt.deFungizidintensität im Getreide: Matrix zur Entscheidungsfindung
Risikopunkte |
1
|
2
|
3
|
---|---|---|---|
BBCH |
<= 31
|
32
|
>= 37
|
Befall |
Gering
|
Mittel
|
Hoch
|
Witterung |
Ungünstig
|
Mittel
|
Optimal
|
Sorte |
Tolerant
|
Mittel
|
Anfällig
|
Spritzung ab 8 Risikopunkten
Optimale Bekämpfung von Gelb- und Braunrost in Winterweizen mit Elatus Era
- Braunrost ertragsrelevant auftretend
- auf Hochertragsstandorten
- in warmen Trockengebieten
- in anfälligen Sorten
- Befall meist erst ab Mitte Juni sichtbar
- Optimaler Anwendungstermin: BBCH 39-55
- SOLATENOL® in Elatus Era = Überlegene Dauerwirkung!
- Vorbeugender Einsatz von Elatus Era verschenkt keinesfalls Dauerwirkung bei robusten Aufwandmengen (80-100%)
- Ährenbehandlung gegen Rost nur bei sehr hohem Infektionsdruck / in hochanfälligen Sorten nötig
Bekämpfung von Ramularia und Netzflecken in Gerste 2021
- Sichere Bekämpfung 2021 über hohe Prothioconazol-Mengen
- Über die Sortenwahl ist Ramularia leider nur sehr begrenzt zu kontrollieren. Bei starkem Befallsdruck ist keine der aktuellen Sorten ausreichend resistent. Zweizeilige Sorten sind meist anfälliger als mehrzeilige Sorten. Hybridgerstensorten wie SY Galileoo, Toreroo oder SY Baracooda zeichnen sich übrigens durch eine recht gute Ramularia-Toleranz aus.
- Ausbremsen von Netzflecken und Ramularia (noch symptomlos) durch frühe Behandlungen mit Prothioconazol (z.B. Unix Pro)
- Die Fahnenblattbehandlung: Bei Ramularia-Gefahr am erwarteten Infektionsdruck orientieren.
- BBCH 49 Elatus Era (1,0 l/ha) bei mittlerem Infektionsdruck und/oder der Notwendigkeit einer Verknüpfung mit Wachstumsreglern.
- BBCH 51-55 bei hohem Infektionsdruck. Unkontrolliert kann Starkbefall mit Ramularia in der Abreife innerhalb weniger Tage zum Verlust der Assimilationsfläche führen. => Dauerwirkung gefordert = hohe Wirkstoffmenge. Für maximalen Schutz empfehlen wir die hohe Prothioconazol-Aufladung im Elatus Era Sympara (1,0 + 0,33 l/ha).