Milder Winter 2014/2015: Wird auch 2015 ein Gelbrost-Jahr?
Welche Faktoren spielen für einen hohen Gelbrost-Befall eine Rolle?
2014 war ein „Gelbrost-Jahr“: Der Pilz Puccinia striiformis gehört zu den bedeutendsten Getreidekrankheiten und kommt weltweit vor allem bei Weizen, aber auch bei Gerste, Roggen und Triticale und auf Wiesengräsern vor. 2014 verursachte eine regelrechte Gelbrost-Epidemie in Deutschland, der Schweiz, Österreich bis Norditalien große Schäden an Weizen- und Triticale-Beständen.
Aggressive Warrior-Rasse knackt Resistenzen
Der hohe Gelbrostbefall in 2014 kam unter anderem durch eine Veränderung des Rassenspektrums. Das Julius-Kühn-Institut (JKI) untersucht die eingesandten Befallsproben auf die bestehende Wirksamkeit der in den Sorten eingekreuzten Resistenzgene.
Eine neue Gelbrost-Rasse zeichnet sich dadurch aus, dass sie die verschiedenen Gelbrost-Resistenzgene (Yr-x) durchbricht. So tat sich 2014 die neue Warrior-Rasse mit hohem Befall hervor. Sie wurde 2011 erstmals in Europa festgestellt, tritt sehr dominant auf und ist in 65 % aller Pilzpopulationen vertreten. Der Warrior-Gelbrost überwindet elf Resistenzgene und ist damit sehr aggressiv.
Eine weitere gefährliche Gelbrost-Rasse ist die Triticale aggressive, die in 26% der Populationen vorkommt und zusätzlich das Yr10-Resistenzgen überwindet. Außerdem hat das JKI noch die Rassen Oakley und Kranich festgestellt. Inzwischen sind nur noch die Resistenzgene Yr5, Yr7+A und Yr15 resistent gegen Gelbrost.
Hoher Befallsdruck vorprogrammiert
Der milde Winter 2014/2015 war für den Gelbrost-Pilz sehr förderlich, sodass sich der Pilz gut vermehren konnte, viele Sporen ausgebildet hat und nun in den Startlöchern für einen Befall in 2015 steht. Kühle Frühjahrsnächte mit Tau am Morgen und regnerischer Witterung tagsüber begünstigen die Vermehrung. Der Anbau anfälliger Sorten und der Befall durch die neue, aggressive Warrior-Rasse erhöhen zusätzlich den Befallsdruck. Wer letzten Herbst sein Ausfallgetreide mechanisch beseitigt hat und so dem Gelbrost keine grüne Brücke bot, bei der Sortenwahl auf resistente Sorten setzte und mit einer moderaten bis reduzierten Stickstoffdüngung arbeitet, kann den Gelbrost-Druck dagegen etwas eindämmen.
Wenn die Schadschwelle überschritten ist, wird mit Fungiziden ein guter Wirkungsgrad erzielt. Wichtig dabei ist aber, den Behandlungsbeginn, meist zu BBCH 30/31 und die Wiederholungen auf Sorte sowie den Befallsdruck abzustimmen, damit der sporulierende Gelbrost ganz abgetötet wird und möglichst wenig Blattmasse verloren geht, die ab BBCH 33 auch ertragsrelevant ist.
Angelika Sontheimer