Falsch oder Echt? - Teil 1 | Syngenta

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Falsch oder Echt?

Aktuelles Spezialkulturen
15.02.2017

Teil I

Biologie, Symptome und Schadwirkung des Falschen und des Echten Mehltaus

Falscher und Echter Mehltau sind Pilzkrankheiten, die bei uns schon lange und in großer Regelmäßigkeit auftreten. Trotzdem sind sie immer wieder für eine Überraschung gut. Erfolgreiche Bekämpfungsstrategien gegen Falschen und Echten Mehltau setzen voraus, dass man weiß „mit wem man es zu tun hat“.       

In der ersten Ausgabe unserer 3-teiligen Fachinformationsreihe „Falsch oder Echt“ geben wir Ihnen Informationen zu Symptomen und Biologie der Pilze, zu Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschieden.

2016 war nicht nur ein Pero-Jahr

Rückblickend war Peronospora (Falscher Mehltau) die bestimmende Rebkrankheit 2016. Genau betrachtet war aber nicht nur der Falsche, sondern auch der Echte Mehltau massiv „unterwegs“. Im Zuge der massiven Pero-Infektionen ist dies jedoch oft nicht wahrgenommen worden. Viele gehen noch davon aus, dass Pero-Jahre keine Oidium-Jahre sind. Diese Einschätzung ist inzwischen überholt.                                                                                                    

Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Mehltau-Arten

Beide Mehltauerreger waren ursprünglich in Nordamerika beheimatet. Auf den dortigen Wildreben verursachen sie wenige Schäden. Die Einschleppung nach Europa erfolgte wahrscheinlich über Reblaus-resistente Topfreben. Das Auftreten des Echten Mehltaus in Europa wurde erstmals 1845 beschrieben, das des Falschen Mehltaus 1878.

In ihrer Biologie gibt es eine Reihe von Gemeinsamkeiten:

 

Falscher Mehltau

(Plasmopara viticola)

Echter Mehltau

(Erysiphe necator)

WirtspezifitätBefällt nur WeinrebenBefällt nur Weinreben
ZielflächeAlle grünen RebteileAlle grünen Rebteile
LebensweiseObligat biotroph (braucht lebendes Pflanzenmaterial)Obligat biotroph (braucht lebendes Pflanzenmaterial)
InfektionsbedingungenAuch bei TageslichtAuch bei Tageslicht
Nasses FrühjahrTrockenes Frühjahr
Starker NiederschlagWetterlagen mit Taubildung (dies können auch nebelige Tage sein)

Gewisse Differenzierungen zwischen den beiden Erregern gibt es vor allem hinsichtlich ihrer Feuchtigkeitsansprüche:

  • Falscher Mehltau:   Braucht tropfbares Wasser - (starke) Niederschläge
  • Echter Mehltau:      Tau-Tröpfchen (auch Nebel) ausreichend   

 

 

Rückblick auf Falsch und Echt in zwei Extremjahren

Trocken und heiß das Jahr 2015, regenreich und warm das Jahr 2016. Unterschiedlicher hätten die Witterungsvoraussetzungen für die beiden Mehltau-Arten nicht sein können.

2015 gab es kaum Peronospora-Infektionen – das dafür „lebensnotwendige“ Wasser blieb aus. Hingegen führten optimale Temperaturen und eine ausreichende Luftfeuchtigkeit zu starkem Befall durch Echten Mehltau.

Andauernde Niederschläge im späten Frühjahr und frühen Sommer 2016 boten fortlaufend Infektionsbedingungen für den Falschen Mehltau. Beispielsweise weist das Prognosemodell VitiMeteo im Zeitraum Ende Mai bis Ende Juni an 28 von 31 Tagen mögliche Infektionen durch Peronospora in vielen Gebieten aus (mehr dazu hier zum Download). 

„Im Hintergrund“ konnten sich aber auch Infektionen des Echten Mehltaus etablieren, die nach den ersten trockenen Tagen Anfang Juli deutlich sichtbar wurden. Der Grund: Auch an regenfreien, bewölkten Tagen im Juni gab es genügend (Luft-)Feuchtigkeit für Neuinfektionen durch den Falschen Mehltau - aber auch für den Echten Mehltau (mehr dazu hier zum Download). Zudem sind die Temperaturansprüche beider Erreger relativ ähnlich (siehe Tabelle).

Dies zeigte wieder einmal deutlich: Beide Krankheiten können gleichzeitig vorkommen und Ertragsschäden verursachen!

Generell muss man feststellen, dass die Klimaveränderungen höhere Temperaturen und mehr Feuchtigkeit mit sich bringen – Faktoren, die grundsätzlich beide Pilzkrankheiten fördern.

 

Übersicht über wichtige biologische Parameter:

 Falscher MehltauEchter Mehltau
Temperaturoptimum22 bis 25 °C20 bis 27 °C
AusbruchsbedingungenMindestens 4 Stunden Dunkelheit, Temperatur > 10 °C und relative Feuchte > 95 %Dunkelheit/Licht
WintersporenOosporenKleistothezien
Schnelle Ausbreitung im Sommer überZoosporenKonidien
Optimale InfektionsbedingungenJe höher die Temperaturen und je länger die NässeperiodeJe länger Temperaturen im Optimalbereich bei gleichzeitig hoher Luftfeuchtigkeit

 

Erste Symptome erkennen und richtig zuordnen

Für eine Bekämpfung des Echten und Falschen Mehltaus muss der „Feind“ frühzeitig erkannt werden. Ölflecke (Falscher Mehltau) und Zeigertriebe (Echter Mehltau) sind ein deutliches Zeichen für den Start der Epidemie. Oftmals sind die anfänglichen Infektionen nur schwer zu erkennen, vor allem an den Gescheinen. Bilder und Hinweise zur Erkennung von erstem Befall durch Pero oder Oidium finden Sie hier zum Download.

 

Praxis-Tipp: So können Sie „Falsch“ früh erkennen

Ist ein gelber Fleck ein Ölfleck oder nicht? Blattprobe sammeln. Diese in eine feuchte Plastiktüte stecken (Küchenpapier anfeuchten und mit in die Tüte legen) und über Nacht bei Zimmertemperatur im Dunkeln aufbewahren. Am Folgetag müsste bei Befall durch Falschen Mehltau ein Pilzsporenrasen auf der Blattunterseite zu erkennen sein. Auch Gescheine können so auf Peronospora-Befall geprüft werden.

 

Unterschiede in der Schadwirkung

Manche Winzer mussten 2016 leidvoll erleben, dass Peronospora-Befall hohe Ertragsverluste zur Folge haben kann. Früher Befall, vor allem an den Gescheinen, kann bis hin zu einem Totalausfall der Ernte führen. Wer im vergangenen Jahr Gelegenheit hatte, Pflanzenschutzversuche zu besichtigen, konnte dies in den unbehandelten Kontrollen eindrucksvoll erleben (Bild).

Bei der Schadwirkung des Echten Mehltaus steht der negative Einfluss auf die Qualität im Vordergrund. Befallene Trauben führen oftmals zu Mufftönen im Wein. Gelangen Beeren mit Mehltaubelag ins Lesegut, können sich Fehltöne im Wein entwickeln. Bereits weniger als 5 bis 10 % befallene Trauben machen sich im Geschmacksbild des Weins als „dumpfe Noten“ und „Mufftöne“ bemerkbar. Daher kann Spätbefall zu enormen Schäden führen, auch, wenn die Beeren ausreichend reif erscheinen. Die Fehltöne sind kaum mit oenologischen Behandlungsmitteln zu reduzieren oder zu entfernen!

Pero-Jahre können also durchaus auch Oidium-Jahre sein – und umgekehrt. Eine gezielte und konsequente Behandlung beider Krankheiten ist notwendig, um gesundes Lesegut zu erzeugen.

Hinweis für unsere Leser:

Was beachtet werden muss bei Bekämpfungsstrategien gegen Falschen bzw. Echten Mehltau, was wichtig ist bei der Applikationstechnik – das erfahren Sie im zweiten Teil von „Falsch oder Echt“ in Kürze. Wir werden Sie informieren, wenn der Artikel verfügbar ist.

Aktuelle Empfehlung gegen „Falscher und Echter Mehltau“

Unsere Produkte und Empfehlungen für die aktuelle Saison „Falscher und Echter Mehltau“ sowie die anderen Pilzkrankheiten im Weinbau finden Sie hier:

Testen Sie ihr Wissen

Auf unserer Homepage finden Sie jetzt das „Falsch oder Echt – Quiz“ mit Fragen zu den beiden Mehltau-Arten sowie rund um den Weinbau. Aufmerksame Leser der Artikel werden manche Frage leichter beantworten können. Testen Sie hier Ihr Wissen!

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