Experteninterview: Leistungsprüfung für Kohlhernie-resistente Rapssorten

Die Landwirtschaftskammer SchleswigHolstein (LK S-H) hat im Anbaujahr 2016/ 2017 erstmalig eine Leistungsprüfung speziell für Rapssorten mit Resistenz gegen Kohlhernie durchgeführt. Was spricht für diese Spezialprüfung – zusätzlich zu den Landessortenversuchen (LSV)? Und welche Erkenntnisse hat das erste Prüfjahr geliefert? Dr. Christoph Algermissen, Referent für Raps, Ölsaaten und Körnerleguminosen bei der LK S-H am Standort Rendsburg, erläutert die Hintergründe.
Warum wurde die Leistungsprüfung für Kohlhernie-resistente Rapssorten eingeführt?
In den norddeutschen Rapsanbaugebieten hat sich die Kohlhernie innerhalb der vergangenen Jahre und Jahrzehnte kontinuierlich ausgebreitet und zu einer wachsenden Ertragsgefährdung entwickelt. Daher werden hier mittlerweile 40 – 50% Kohlhernie-resistente Sorten angebaut. Viele Züchterhäuser haben auf die steigende Nachfrage reagiert, und inzwischen steht ein umfangreiches Angebot an Kohlhernieresistenten Sorten zur Verfügung. Diese sind in vielen LSV allerdings unterrepräsentiert. Die Leistungsprüfung soll dies ausgleichen.
Welchen Mehrwert bringt die Leistungsprüfung im Vergleich zu den LSV?
Die Leistungsprüfung:
- Generiert gezielt aussagekräftige Versuchsergebnisse für das Kohlhernie-Segment.
- Wird sowohl auf befallsfreien als auch auf befallenen Flächen angelegt und liefert so Erkenntnisse über die Leistungsfähigkeit der Sorten unter realen Befallsbedingungen.
- Vergleicht resistente und anfällige Sorten und ermittelt so Mehr- bzw. Minderleistung der Sorten unter Befall und unter Nichtbefall.
- Beinhaltet Wurzelbonituren aller Prüfsorten im Herbst und Frühjahr, um die Befallsstärke einzuschätzen und mit den Ertragsergebnissen in Relation zu bringen.
Welche Erkenntnisse haben die Ergebnisse des ersten Versuchsjahres geliefert?
Das erste Versuchsjahr 2016/2017 unterlag besonderen Jahreseffekten. Daher sind stichhaltige Schlussfolgerungen erst nach 2- bzw. 3-jähriger Prüfung möglich. Die aktuelle Datenlage zeigt aber bereits: Die Sortenwahl sollte gut überlegt sein, um weder durch pauschalen Anbau resistenter Sorten unnötig Ertrag zu verschenken, noch durch Anbau anfälliger Sorten bei moderatem Befall die Vermehrung des Erregers zu begünstigen. Insgesamt bestätigen die Ergebnisse der Leistungsprüfung 2016/2017 die wichtige Beratungsaussage: Auf nachgewiesenen Kohlhernie-Befallsflächen – und zwar nur dort – sind unbedingt Kohlhernie-resistente Rapssorten anzubauen.