Furchenbehandlung mit Ortiva - für eine hohe Knollenqualität
Kartoffelexperten im Gespräch: Interview mit Holger Bruns (Golden-Geest-Kartoffeln EZ GmbH) und Henning Meinecke (Syngenta)
Die Furchenbehandlung mit Ortiva ist ein neuartiges Anwendungsverfahren zur Bekämpfung von Kartoffelkrankheiten, das hohe Wirkungsgrade gegen Rhizoctonia, Colletotrichum und Silberschorf liefert. Aufgrund der speziellen Applikationstechnik wird ein messbar höherer Anteil an vermarktbarer Ware gegenüber der Knollenbeizung erzielt.
Herr Bruns, welche Anforderungen stellen sie an die äußere und innere Knollenqualität für ihre Kartoffelproduktion?
Es werden in unserem Vertragsanbau Veredelungskartoffeln angebaut, die zu Premium TK-Produkten verarbeitet werden. Entscheidend für den Erfolg der Produktion ist die Qualität der Rohware. Gesunde Knollen ohne äußere und innere Mängel sind der Grundstein für ein optimales Produkt. Das „Dry Core“- Symptom und die Verwachsungen, die durch die Wurzeltöterkrankheit Rhizoctonia solani verursacht werden, wirken sich negativ auf die Produktqualität aus und führen in der Folge zu Abnahmeschwierigkeiten. Eine hohe Rohwarenqualität ist daher unerlässlich.
Auf welchen Standorten treten bei ihnen Knollenkrankheiten wie Rhizoctonia, Colletotrichum oder Silberschorf auf?
Generell bewegen wir uns im Veredelungskartoffelanbau auf ausgewählten, guten Ackerflächen. Durch den Boom der Biogasanlagen in den letzten Jahren hat der Maisanbau jedoch zugenommen. Vor allem leichtere Standorte mit schlechter Bodenstruktur auf denen Mais als Vorfrucht vor den Kartoffeln steht, gepaart mit kalten und feuchten Witterungsbedingungen während der Jugendentwicklung der Pflanzen, fördern diese Krankheiten. Bei engen Kartoffelfruchtfolgen verstärkt sich diese Entwicklung.
Herr Meinecke, Knollenkrankheiten werden traditionell durch Beizung bekämpft. Seit ein paar Jahren hat die Furchenbehandlung mit Ortiva Einzug in die Praxis gehalten. Worin sehen sie die Vorteile dieses Verfahrens?
Mit der Furchenbehandlung können wir für den professionellen Kartoffelanbau eine sehr effektive Pflanzenschutzmethode anbieten. Neben knollenbürtigen Erregern kann der Anbauer damit auch bodenbürtige Kartoffelkrankheiten sicher und lang anhaltend in den Griff bekommen. Die Ortiva Furchenbehandlung wirkt sehr gut gegen Colletotrichum coccodes und Rhizoctonia solani, zwei wirtschaftlich sehr bedeutende Krankheiten in der Kartoffelproduktion. Darüber hinaus ist eine beachtenswerte Nebenwirkung gegen Silberschorf (Helminthosporium solani) festzustellen. Vor allem in der Pflanzkartoffelproduktion und bei der Erzeugung hochwertiger Speise- und Industrieware kann mit der Ortiva Furchenbehandlung der Anteil vermarktungsfähiger Ware deutlich verbessert und abgesichert werden.
Worauf muss man bei der Furchenbehandlung besonders achten?
Ortiva wird im Gegensatz zu den praxisüblichen Flüssigbeizungen nicht direkt an die Knollen, sondern, mit einer Wasseraufwandmenge von 200l/ha, in die Furche gespritzt. Durch die Behandlung des Bodens rund um die Knolle werden neben dem Befall der Pflanzenknolle auch bodenbürtige Schaderreger erfasst. So sind die Tochterknollen deutlich besser vor Krankheiten geschützt.
Herr Bruns, welche Erfahrungen haben sie mit der Furchenbehandlung unter Praxisbedingungen gemacht?
Im Jahr 2015 wurde auf einer Kartoffelfläche mit der Vorfrucht Mais - also ein Standort mit potentiell hohem Rhizoctonia-Besatz - ein Streifen-Versuch zur Ermittlung der Effektivität der Ortiva Furchenbehandlung im Vergleich zum Betriebsstandard angelegt. Beim Betriebsstandard und der Kontrollvariante konnten deutliche Ertragsminderungen festgestellt werden. Der Großteil der Wurzeln zeigte Rhizoctonia typische Verbräunungen und Wachstumshemmungen, die teilweise sogar zu Auflaufschäden führten. Die Furchenbehandlung mit Ortiva zeigte dagegen keine Auflaufschäden. Die Wurzeln waren gesund, Ertrag und Qualität lagen sogar deutlich über den anderen Versuchsgliedern.
Und welches Fazit ziehen sie für die anstehende Saison 2016?
Auf Standorten mit hohem Rhizoctonia-Befall ist der Wirkungsgrad der Furchenbehandlung gegenüber der Knollenbeizung deutlich höher. Deshalb werden wir die Furchenapplikation gerade für leichtere Standorte mit Mais in der Fruchtfolge und bei kühleren Witterungsbedingungen in unsere Anbauempfehlung mit einbeziehen.
Wir danken für das Gespräch.
Weitere Details zum Verfahren der Furchenbehandlung:
Hintergrundinformation: Furchenbehandlung mit Ortiva
Weiterführende Informationen: syngenta.de/Kartoffeln
Holger Bruns
Anbauberater,
Golden- Geest- Kartoffeln
Erzeugergesellschaft mbH.
Der Hauptfirmensitz liegt in Aldrup, südwestlich von Bremen. 2015 betrug die Vertragsanbaufläche 2.000 ha. Der Kartoffelanbau erfolgt vor allem auf Böden mit 35 bis 60 Bodenpunkten. Die Erzeugergesellschaft wird von drei Anbauberatern unterstützt, die auch für die 3 Lagerhallen mit einer Gesamtkapazität von ungefähr 50.000 t verantwortlich sind.
Henning Meinecke
Marketingleiter Syngenta,
Verkaufsgebiet Nord
Er hat die Entwicklung der Furchenbehandlung mit Ortiva zur Praxisreife begleitet.