Rohstoffpreise beruhigen sich
Amerikanische Weizenexporte „leiden“ unter schwachem US-Dollar/ Wieder mehr Soja aus Südamerika erwartet
Nach einem Dämpfer in der letzten Woche scheinen sich die an der US-Börse (CBOT) notierten Weizenkurse wieder zu fangen. In Paris (Euronext) sorgen die anhaltenden Exporte für Stabilität. Die Rapsfutures zeigen einen stabilen Trend.
Dem US-Handel mit Getreide macht in erster Linie der hohe Dollarkurs zu schaffen. Laut aktuellem US-Arbeitsmarktbericht, der Ende letzter Woche veröffentlicht wurde, ist die Arbeitslosenquote auf den Niedrigststand von 5,5 Prozent gesunken. Das hat der US-Währung kräftigen Auftrieb verliehen. Mit der anhaltenden Aufwertung des US-Dollar verliert amerikanischer Weizen am internationalen Markt immer mehr an Wettbewerbsfähigkeit. Weil sich europäischer Weizen zwischendurch auch noch verbilligt hat, klafft die Preislücke zum US-Weizen noch breiter auseinander.
Die EU-Weizenexporte haben sich zwar „verlangsamt“ und betragen für diese Woche laut EU-Kommission „nur“ rund 500.000 t. In den USA war das vergleichsweise die größte Menge in den letzten Monaten. Analysten gehen davon aus, dass das stetige EU-Exportgeschehen, welches an deutschen Exporthäfen die Logistik mitunter überfordert, die Preise in Paris stabilisiert.
Bei den Maiskursen ist die Tendenz positiv, weil die in Relation schlechten Preise in der kommenden Saison zu einem verminderten Anbauumfang führen dürfte, schätzen Analysten.
Die Sojabohnenkurse bleiben kurzfristig von logistischen Problemen in Südamerika gestützt. Nach Auflösung des Streiks dürfte wieder verstärkt Ware auf den Markt kommen, vermuten Händler. Grund ist die schwächere brasilianische Währung, welche die Verkaufsbereitschaft der Erzeuger beflügelt. Mittelfristig, schätzen Analysten, wird der Markt durch hohe Anbauzahlen in der Saison 2015 gedämpft. Mehr Aufschluss dürfte der neue Bericht aus dem US-Ministerium geben, der heute erscheint. Vorläufig sind die Notierungen bei den Bohnen grün.
Für den Rapsmarkt bleiben die Preiseinschätzungen eher positiv, weil der Anbauumfang in Europa zurückgenommen wurde. Entscheidend dürfte hier die Entwicklung am Pflanzenölmarkt sein. Vorerst werden in Paris die Kurse im Seitwärtstrend zwischen 360 und 370 €/t angesehen. Luft besteht, so Analysten, eher nach oben als nach unten.
Am deutschen Kassamarkt hält die Ruhe, bis auf rege Exporte an den Häfen, an. Nach der Verkaufswelle, die höhere Preise im Winter ausgelöst hat, warten die Erzeuger wieder auf „bessere Zeiten“. Erfasser halten sich ebenso zurück. Franko (angeliefert) Hamburg notiert A 13 Weizen bei 198 €/t für März 2015. B-Weizen bleibt 10 €/t billiger. E-Weizen notiert ab Thüringen bei 208 €/t. In Bayern vermuten Händler, dass noch 30 Prozent der alten Getreideernte auf den Höfen lagert. „Wer um Weihnachten nicht verkauft hat, wartet jetzt auf bessere Zeiten,“ sagen Marktbeteiligte. Bei den Verarbeitern, sprich Mühlen und Mischern, wird noch Anschlussbedarf an die neue Ernte vermutet. Brotgetreide liegt bei 165 €/t fko und 160 €/t ab bayrischer Station. A-Weizen ist je nach Eiweiß- und Klebergehalt 10 bis 14 €/t teurer. E-Weizen kostet um 200 €/t ab bayrischer Station.
Neue Impulse werden in den nächsten Wochen und Monaten von den Wettermärkten erwartet. Erzeuger, die sich mit der Vermarktung von Restmengen in Zurückhaltung üben, können nach bisherigem Stand der Dinge nicht viel falsch machen.
Brigitte Braun-Michels