PHYTOPHTHORA IM FOKUS

Biologie und Kontrolle der Phytophthora

Die Symptome der Kraut- und Knollenfäule werden in der Kartoffel durch den Erreger Phytophthora infestans verursacht. Die Kraut- und Knollenfäule zählt zu den wirtschaftlich wichtigsten Kartoffelkrankheiten in Mitteleuropa und in Deutschland. 

Bei der Infektion der Kartoffel durch den Pilz Phytophthora infestans wird zwischen der Primär- und der Sekundärinfektion unterschieden. Bei der Primärinfektion bildet die latent mit dem Erreger befallene Mutterknolle den Ausgangspunkt für die Infektion. Bei ausreichend Bodenfeuchtigkeit sporuliert der Pilz auf der Knolle und bildet begeißelte Sporen (= Zoosporen). Diese mobilen Sporen sind in der Lage, die Stängel sowie bodennahe Blätter von Nachbarpflanzen zu befallen. 

Die Sekundärinfektion erfolgt über Sporen, die im weißen Pilzmyzel auf der Unterseite bereits infizierter Blätter gebildet werden. Mit Kraut- und Knollenfäule befallene Pflanzen zeigen an den Blatträndern und -spitzen braune Flecken. In den Morgen- und Abendstunden ist auf der Unterseite der befallenen Blätter das typische weiße Pilzmyzel zu erkennen. Die hier entstehenden Sporen werden durch Wind, Regentropfen und zum Teil auch über Blattläuse verbreitet. Auf neuen Blättern angekommen, beginnen dann die Sporen bei ausreichend Feuchtigkeit und Temperatur zu keimen, und die Epidemie breitet sich weiter aus (oftmals in Hauptwindrichtung). Darüber hinaus sind die Sporen des Pilzes in der Lage, Knollen zu befallen, was zur Braunfäule an der Kartoffelknolle führt. Regen kann die Sporen von bereits befallenen Blättern zu den Knollen im Kartoffeldamm spülen. Über ausreichend Wasser im Boden können die Sporen über die Epidermis junger Knollen in diese eindringen. Auch zur Ernte können verletzte Knollen über Wunden und Schalenrisse mit dem Erreger der Kraut- und Knollenfäule infiziert werden, der auf Pflanzkartoffeln latent bis zur nächsten Saison überdauern kann. Aus diesem Grund bietet das Gesunderhalten des Kartoffelkrautes gleichzeitig einen Schutz der Knolle. Der Erreger der Phytophthora infestans kann ohne Wirt nicht überleben, weshalb er auf die Überdauerung auf der Knolle angewiesen ist (obligat biotrophe Lebensweise)

Phytophthora am Blatt

Worauf ist beim Einsatz von Fungiziden zu beachten?

Da die Kurativ-Leistung aller verfügbaren Wirkstoffe begrenzt ist, müssen Fungizidmaßnahmen vorbeugend (protektiv) zum richtigen Zeitpunkt erfolgen. Dies erfordert höchste Aufmerksamkeit. Prognosemodelle wie z.B. das Phytophthora Modell Weihenstephan helfen bei der Bewertung des Infektionsgeschehens und der Spritzabstände. Starkniederschläge, aber auch abiotische Schäden durch Frost-, Hagel- und Sturmereignisse sowie Ausgangsbefall in Nachbarflächen, Kleingärten und/oder Ausfallkartoffeln können einen sehr frühen Spritzstart erforderlich machen. Spätestens zum Reihenschluss muss die erste Spritzung erfolgen, sodass auch die unteren Blattetagen geschützt werden. Das oberste Ziel bei der Phytophthora-Bekämpfung ist es, frühe Infektionen (Primärinfektionen) und somit den Ausbruch einer Phytophthora-Epidemie zu unterbinden. Diese kann dann nur noch mit hohem Aufwand (Stopp-Spritzungen!) eingedämmt werden und hat zudem ausgeprägte Ertrags- und Qualitätseinbußen zur Folge.

Nach dem Spritzstart ist die Entwicklung der Kartoffel von einem exponentiellen Blattzuwachs gekennzeichnet, weshalb in der Fungizidstrategie nun auf Dauerwirkung gesetzt werden muss. Über die gesamte Saison hinweg gilt es die Witterung und das daraus resultierende Infektionsrisiko im Auge zu behalten, um darauf basierend die Spritzabstände Ihren Maßnahmen anzupassen.

 

Förderliche Infektionsbedingungen

  • Temperaturen von 15°C bis 20°C
  • >3 Std. Blattnässe: Hohe relative Luftfeuchtigkeit fördert die Sporenbildung und -keimung Hohe Wassersättigung im Boden fördert die Mobilität der Zoosporen

 

Stängelphytophthora
Phytophthora am Blatt