Deutschland

Wetterextreme im Weinbau – Antworten für Winzer - Teil 2

Aktuelles Spezialkulturen
03.04.2018

Der Klimawandel ist in aller Munde. Eines seiner Kennzeichen sind extreme Witterungsperioden oder ungewöhnlich heftige Einzelereignisse. Wer erinnert sich nicht an die lange Trockenphase 2015, nicht enden wollende Niederschläge 2016 oder die extremen Spätfröste und heftigen Hagelschauer im vergangenen Jahr.

Für den Winzer stellte sich jedes Mal die Frage, welche Maßnahmen er bei der Kulturführung, beim Pflanzenschutz etc. ergreifen soll, um negative Auswirkungen auf Ertrag und Qualität möglichst gering zu halten.

In zwei Ausgaben möchten wir Winzern Informationen und Empfehlungen an die Hand geben zu extremen Witterungsereignissen, ihren Folgen und möglichen Maßnahmen in den Rebanlagen. Der erste Teil beschäftigt sich mit Hagel und Frost. 

Teil 2: Hitze- und Regenperioden

 

 

Perioden mit  Hitze / Trockenheit

Klimaprognosen stellen ein äußerst komplexes Gebiet dar. Vorhersagen über einen längeren Zeitraum sind nur im Rahmen gewisser Bandbreiten möglich. Allerdings lassen die meisten Modelle beim Parameter “Temperatur“ darauf schließen, dass wir in den nächsten Jahren und Jahrzehnten

  • steigende Durchschnittstemperaturen
  • mehr heiße (tropische) Tage
  • geringere Nachtabkühlungen (im Sommer)

zu erwarten haben. Dies geht einher mit durchschnittlich geringeren Niederschlägen in den Sommermonaten.

 

So können Trockenheit und Hitze die Reben schädigen

Aufgrund ihres tiefreichenden Wurzelsystems überstehen Reben Trockenphasen zumeist gut. Allerdings können auf durchlässigen oder flachgründigen Standorten bzw. in sehr langen Perioden ohne Niederschlägen auch in Rebanlagen Probleme entstehen. In Zukunft sind auch mehr direkte Sonnenbrandschäden in Folge hoher Strahlungsintensitäten zu erwarten. Sie sind verstärkt in Wetterphasen mit abrupten Witterungsumschwüngen zu verzeichnen.

Schädigung Konsequenzen
Welke Blätter bis hin zum Sonnenbrand
Wachstumsstillstand (10-14 Tage)
Ertragsverluste durch Verlust an Assimilationsfläche
Vertrocknen der Beeren Ertragsverluste
Direkter Sonnenbrand Ertragsverluste durch Eintrocknen der Beeren. Mostgewichte in den geschädigten Trauben sind teilweise deutlich verringert Marmeladenton in den „eingekochten“ Trauben/ Beeren 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Empfindliche Trauben und Blätter durch Hitzestress und hohe Strahlungsintensität

Da Pilzkrankheiten für Infektionen hohe Luftfeuchtigkeit und/oder Niederschläge benötigen, sind trocken-heiße Wetterphasen normalerweise von einem geringen Befallsdruck durch Peronospora, Botrytis und Oidium geprägt. Aber Achtung: Die Krankheiten haben ihre Spezifika, die man auch in diesen Perioden nicht vergessen darf:

Krankheit Konsequenzen
Peronospora
Befallsauftreten ist reduziert 
Vorhandene Ölflecke trocknen zum Teil ein Sporulation bei Ausbruchsbedingungen ist jedoch wieder möglich
Oidium Befallsauftreten kann verstärkt werden, wenn höhere Temperaturen in Kombination mit Taubildung vorherrschen
Botrytis
Anfälligkeit kann deutlich erhöht sein
Abgestorbenes Blatt-/Traubenmaterial (in Folge von Trockenheit) bildet einen guten Nährboden für den Botrytis-Pilz bei Wiederbefeuchtung
Geschädigte Trauben werden leichter befallen 
Sekundärfäulen
Penicillium
Trichothecium
Alternaria, Essigfäule
Rhizopus sp
Ansiedeln verschiedener Pilze auf geschädigtem Pflanzengewebe, 
Gefahr der Mycotoxinbildung
(s. auch Wetterextreme im Weinbau – Teil 1)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(siehe dazu auch: Falscher oder Echter Mehltau – Teil I)

In den Vordergrund tritt der Pflanzenstress, den derartige Witterungskonstellationen auf die Pflanze ausüben. Und dies bedeutet: Bei allen (Pflanzenschutz-) Maßnahmen, die man jetzt im Weinberg durchführt, steht die Pflanzenverträglichkeit an erster Stelle!