Zocken mit Resten erlaubt
Bei attraktiven Rapspreisen wird die Luft nach oben allmählich dünn/ Ernte 2012 zu großen Teilen kontrahiert
Das Umfeld für die Rapsnotierungen ist rundum positiv. Nicht umsonst laufen im letzten halben Jahr die Kurse an der Pariser Matif (Euronext) zu Höchstform auf. Die alte Ernte (2011) bewegt sich auf Spitzenwerte von 500 €/t zu. Die neue Ernte (Nov. 2012) folgt dem Trend unbeirrt und versucht die 450 €/t – Hürde zu erklimmen. Um beurteilen zu können, wieviel Luft nach oben noch bleibt, sollte über den Tellerrand geschaut werden.
Beim „Orientierungsmarkt“ für den Raps, der Sojabohne, hat das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) in seiner Schätzung vom Wochenende, wie erwartet, die weltweiten Endbestände reduziert. Die globale Bohnenversorgung reicht jetzt für etwa 82 Tage. Beunruhigend ist die Lage noch nicht, deshalb hat die Börse in Chicago auch nur kurzzeitig mit Ausschlägen nach oben reagiert.
Die Rohölpreise, als zweiter Einflussfaktor, sind mittlerweile auf dem hohen Niveau vom Sommer 2008 angekommen. Analysten befürchten, dass das „schwarze Gold“ von Angstprämien, aufgrund politischer Unruhen, gestützt wird und weisen auf die konjunkturelle Abschwächung in Europa und Asien hin. Institutionelle Anleger spekulieren deshalb schon wieder auf fallende Preise.
Auch die Goldkurse, als Indizies für die Entwicklung der gesamten Rohstoffszene, stehen auf wackeligen Füßen. Das hat der kürzliche Schuldenschnitt Griechenlands deutlich gemacht, der die Goldpreise kräftig ins Straucheln gebracht hat.
Die Versorgung am Rapsmarkt selbst bleibt in Europa bei einem Verhältnis der Vorräte zum Verbrauch von 7 % sehr knapp. Auf der anderen Seite liefert das hohe Preisniveau Anbauanreize. Während die Europäer am Anbaulimit sind, soll Kanadas Canolarapsfläche auf 22 Mio. Acres ausgedehnt werden. Damit würde Kanada die EU als Spitzenreiter in der Rapserzeugung ablösen und am Markt, sofern der „Wettergott“ mitspielt, für Entlastung sorgen.
Einen Korridor eröffnet die inverse Struktur der Preise. Wenn frühere Termine höher notieren, als spätere, wie die Matifnotierungen zeigen, ist das ein Signal für eine enge Versorgung und gute Nachfrage.
Unterm Strich zeichnet sich beim Raps kein kurzfristiger Preiseinbruch ab. Allerdings scheinen der Entwicklung nach oben Grenzen gesetzt zu sein. Die Erzeuger haben bisher auf die Preisentwicklung mehr als richtig reagiert. Ab dem Niveau von 400 €/t sind kräftig Mengen für die Saison 2012 kontrahiert worden. Zocken ist jetzt noch mit Resten „erlaubt“!
Brigitte Braun-Michels