Wie lange dreht sich die Preisspirale noch aufwärts? | Syngenta

You are here

Wie lange dreht sich die Preisspirale noch aufwärts?

Markt und Meinungen
27.08.2012

Knappe Bilanzen sorgen für feste Tendenz/ Verbrauchsrückgänge könnten den Himmel verdüstern

 

Egal, welche Statistik derzeit heran gezogen wird, das Bild ist gleich: Die Bilanzen bei Getreide und Ölsaaten sind in dieser  Saison eng und treiben die Preise in ungeahnte Höhen.

Der Internationale Getreiderat (IGC) hat in seinem aktuellen Monatsbericht die Schätzungen des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) zum Maisaufkommen weiter nach unten revidiert auf 838 Mio. t.  Das dürfte das US-Ministerium im nächsten Monat nachholen. Weil Mais infolge auf Spitzenniveaus notiert, geht erstmals seit 20 Jahren auch der weltweite Verbrauch zurück. Dennoch werden die Bestände mit 120 Mio. t  im Vergleich zum Vorjahr um 14 Mio. t abgebaut.

Ein ähnliches Bild zeichnet sich für die Leitkultur im Ölsaatenmarkt, die Sojabohne, ab.
 
Die Organisation Pro Farmer korrigiert die US-Sojabohnenernte, nach einer Crop Tour in der letzten Woche, weiter nach unten und geht davon aus, dass die Trockenschäden größer ausfallen, als bisher erwartet. Trotzdem erwartet der IGC bisher  mit 255 Mio. t für 2012/13 eine weltweit ausgedehnte Bohnenproduktion und setzt dabei  auf sehr gute Ernten in Südamerika. Weil der Verbrauch vor allem aus dem Reich der Mitte groß bleibt und der Importbedarf  auf rd. 60 Mio. t steigt, gehen die Bestände dennoch zurück.

In der letzten Woche hat der Preis des Sojabohnenkontraktes mit 17,59 USD/Scheffel (rd. 6,4 USD/t)  ein Rekordhoch markiert.
Ein massiver Ausbau der Netto-Long-Positionen an der Börse in Chicago (CBOT), sowohl beim Mais, wie auch bei der Sojabohne zeigt, dass spekulative Anleger bei diesen Kulturen auch weiterhin auf  stabile Preise setzen. Doch wie weit lässt sich das Preisfenster noch öffnen?

Obwohl der Markt für Sojabohnen durch den anhaltenden Bedarf aus dem asiatischen Raum gestützt wird, bleibt abzuwarten, wie die Tierhalter den hohen Futterpreisen trotzen und in welchem Umfang es zum Abbau von Tierbeständen kommt. Hohe Ölpreise haben die Margen der Öl verarbeitenden Industrie zudem schon jetzt empfindlich eingeschränkt. Sinkt das Einkommen aus dem Schrot zusätzlich, dürfte das stillgelegte Kapazitäten zur Folge haben.
Diese Tendenz trifft eins zu eins für den Rapsmarkt zu. Mit einer EU-Ernte von 19,6 Mio. t bleibt die Bilanz eng. Auch die erwartete Rekordernte in Kanada von rd. 15,7 Mio. t, das sind 9 Prozent mehr als im Vorjahr, verspricht keine Entlastung. Aufgrund einer höheren Inlandsverarbeitung wird das Exportvolumen mit 8,7 Mio. t auf Vorjahreshöhe beziffert.

An der Pariser Matif haben die Rapskurse die Marke von 520 €/t übersprungen. Die Ernte 2013 läuft stetigen Schrittes auf 480 €/t zu. Bei diesen Niveaus ist die Grenze der Rentabilität bei den Ölmühlen erreicht, geben Insider zu bedenken. Gewinne würden aus dem Rapsschrotverkauf erzielt, was eine ungesunde Entwicklung andeute. Bei anhaltendem Preishoch ist ein Abbau der Verarbeitungskapazitäten in den nächsten Wochen und Monaten die folgerichtige Konsequenz.

Welche Risiken der Finanzmarkt in sich birgt, bleibt weiter offen. Bisher zeichnet sich zumindest nicht das Pleitenszenario aus dem Jahr 2008 ab,   weil vorerst alles dafür getan wird, das Bankensystem vor einem Bankrott zu retten. Langfristfolgen bleiben abzuwarten.
In dieser Saison sind die Feldfrüchte im Preis durch die knappe Versorgung sicher gestützt. Ein Fortsetzen der Preisspirale nach oben, könnten Verbrauchsrückgänge verhindern. Wer jetzt bei der Rapsvermarktung den Blick auf die Saison 2012/2013 richtet, sollte das richtige Maß im Auge behalten und die Marke von 480 €/t als weiteres Verkaufssignal nutzen.

Brigitte Braun-Michels