Wie gewonnen, so zerronnen!
Börsenaufschläge nach neuer US-Schätzung wieder aufgezehrt / Märkte bleiben schlecht versorgt
Soja
Wie erwartet hat das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) in seiner aktuellen Schätzung Ende letzter Woche die US-Sojabohnenernte um insgesamt 6 Mio. t erhöht. Da die Erzeugung vollständig im Export verschwindet, bleiben die US-Endbestände fast auf dem niedrigen Niveau des Vormonats.
Mais
Auch der Maismarkt ist nach wie vor schlecht versorgt. Aufgrund einer weltweit verminderten Produktionsmenge schrumpfen die Endbestände im Vergleich zum Vormonat auf rd. 117 Mio. t. Die Rate der Bestände zum Verbrauch wird jetzt auf 13,7 Prozent beziffert. Die weltweiten Maisvorräte reichen damit nur noch für eine Versorgung von 50 Tagen.
Weizen
Einer weltweiten Weizenproduktion von etwa 653 Mio. t steht im aktuellen US-Bericht ein Verbrauch von 678 Mio. t. gegenüber. Die Endbestände reduzieren sich im Vergleich zur Vormonatsschätzung um weitere 3 Mio. t auf 173 Mio. t. Die Zahlen aus dem amerikanischen Ministerium (USDA) haben den Markt nicht überrascht. Dennoch reagierten die Börsen nach Veröffentlichung des Berichtes mit weiteren Aufschlägen. Der Aufschwung sollte aber nicht von Dauer sein. Seit letztem Freitag sind die Vorzeichen an den Börsen in Chicago und Paris durch die Bank rot. Zu Beginn dieser Woche setzt sich der Trend fort.
Gewinnmitnahmen bei Soja
Im Zuge der Gewinnmitnahmen wird die Sojabohne besonders empfindlich in Mitleidenschaft gezogen. Mit dem Durchbrechen der Unterstützungslinie von 15 US-Dollar je Scheffel sind die seit Sommer aufgebauten Gewinne wieder verfrühstückt worden.
Verluste bei Mais und Raps zweistellig
Auch beim Mais bleiben die Verluste zu Beginn dieser Woche zweistellig. Marktexperten machen dafür die aktuelle Exportflaute am US-Markt verantwortlich. Lediglich die Weizennotierungen können den Seitwärtstrend der letzten Monate mit leichten Abschlägen fortsetzen.
Das Bild der US-Börse setzt sich an der Pariser Matif fort. Von den Notierungen der letzten Woche, die für den November bei 484 €/t lagen, haben die Rapskurse rd. 15 €/t verloren. Mais rutscht für den vorderen Termin unter die Marke von 240 €/t. Nur Weizen stabilisiert sich weiter um den Wert von 260 €/t.
Versorgungslage weltweit angespannt
Für Panik am Markt sorgen die Kursbewegungen bisher nicht. Trotz der höher bewerteten Erntemengen, vor allem bei der Sojabohne, bleibt die Versorgungslage weltweit angespannt und bisher zeichnen sich keine großen Einbußen beim Verbrauch ab. Ein ähnliches Bild ergibt sich am Rapsmarkt. Marktexperten vermuten, dass die Preisflaute die Nachfrage wieder anheizt und deshalb von begrenzter Dauer sein dürfte.
Am Getreidekassamarkt werden die Schwankungen an den Börsen ohnehin begrenzt nachvollzogen. In Hamburg bleibt B-Weizen auf dem Niveau zwischen 250 und 260 €/t gefragter Exportschlager für den Iran und Saudi Arabien. Frankreich versorgt derzeit Marokko und Algerien. Aus England dürfte aufgrund der dort geernteten schlechten Qualitäten Importbedarf angemeldet werden. Lediglich beim Mais fallen die Preisverluste vor Ort höher aus, was der laufenden Ernte geschuldet ist.
Es bleibt dabei
Vorerst fehlen die mengenmäßigen Argumente für ein tiefgreifendes Abrutschen der Preise der wichtigsten Agrarcommodities. Erst durch gewaltige Flächenausdehnungen und gute Ernten zur nächsten Saison können die knappen Bestände wieder aufgefüllt werden.
Auch das sollte nicht vergessen werden
Die Folgen einer unberechenbaren Geldpolitik sind nicht vom Tisch zu wischen!
Brigitte Braun-Michels