Wettermarkt lässt Weizenkurse purzeln
US-Regen hat Weizenpreise in Chicago in die roten Zahlen gedrückt/ Weltweite Bilanz beim Weizen zur kommenden Saison negativ/ Ölsaatenmarkt bleibt gut versorgt
Nachdem die Weizennotierungen in der letzten Woche sowohl an der Internationalen Börse (CBOT) wie auch in Paris (Euronext) Federn gelassen haben, schlägt die neue Woche mit sanfteren Tönen an. Der Ölsaatenmarkt bleibt gedämpft.
Die Trockenheit in den USA ist dem Regen gewichen. In den US-Weizenanbaugebieten ist deshalb Entwarnung angesagt, obwohl sich erst noch zeigen muss, inwieweit die Weizenerträge nachhaltig beeinträchtigt wurden. Gleichzeitig wird die Maisaussaat in den USA behindert. Die geplante Aussaatmenge liegt bisher aber nur leicht unter dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum.
Kurzfristig überwiegen die Skeptiker an der internationalen Börse in Chicago für die weitere Weizenpreisentwicklung. Das zeigen die Auswertungen der aufgebauten Positionen an der CBOT (CFTC-Daten). Danach haben nämlich die Anleger in der letzten Woche bei Weizen und auch bei Sojabohnen rekordhohe Nettoshortpositionen aufgebaut, was für eine schwache Markteinschätzung spricht.
Für die kommende Saison 2015/16 sind Analysten jedoch optimistischer eingestellt. In seiner Voraussicht für die kommenden fünf Jahre belegt der Internationale Getreiderat (IGC) bereits für die kommende Saison, dass der Konsum den Verbrauch leicht übersteigt. Bis zum Jahr 2018/19 sollen die Bestände im Vergleich zum Verbrauch von derzeit 22 Prozent auf 19 Prozent abgebaut werden. Für die Internationale Börse wird deshalb kurzfristig mit einer Erholung der Weizenpreise gerechnet.
Innerhalb der EU hält das hohe Exportvolumen an, jedoch gibt es nur wenige neue Abschlüsse und die Prämien bleiben nahezu auf Null. Ein Tender von 300.000 t nach Ägypten wird aus Frankreich, Rumänien und Russland beliefert. Am Deutschen Kassamarkt notiert A-Weizen zu Beginn dieser Woche angeliefert (franko) Hamburg bei 194 €/t. Rheinische und westfälische Mühlen zahlen bis zu 5 €/t mehr. B-Weizen notiert franko Hamburg auf Matif-Niveau. Ab thüringischer Station wird E-Weizen um 210 €/t bewertet.
Am internationalen Ölsaatenmarkt haben die Exporte aus Südamerika jetzt wieder an Fahrt gewonnen. Mittlerweile wurde das Vorjahr übertroffen. Fachleute beziffern die brasilianischen Sojabohnenexporte in dieser Saison auf 46 Mio. t, was nur leicht unter dem Vorjahr liegt. Brasilien bleibt damit der weltweit zweitgrößte Exporteur von Sojabohnen, hinter den USA. Argentinien steht mit 8 Mio. t Export an dritter Stelle. Für die kommende Saison wird bei Sojabohnen weiterhin mit einem deutlichen Angebotsüberschuss gerechnet, wenn das Wetter keine „Schnippchen schlägt“. Vorerst bleiben Anleger deshalb skeptisch und prognostizieren keine große Aufwärtsbewegung der Sojabohnenpreise.
In Paris haben sich die Preise an der Matif in der letzten Woche so gut wie nicht bewegt. Derzeit stößt die Nachfrage beim Raps auf ein überschaubares Angebot, was für eine Stabilisierung sorgt. Franko Ölmühle notieren die Rapskurse zwischen 375 (Salzgitter) bis 385 €/t (Mainz). In Mainz werden für den Mai Prämien von 9 €/t auf die Matif-Notierung gezahlt. Die neue Ernte wird derzeit rund 20 €/t schwächer bewertet. Vor diesem Hintergrund bleibt das Geschäft mit der Landwirtschaft sehr verhalten.
Aus fundamentaler (mengenmäßiger) Sicht bleibt der Ölsaatenmarkt durch die hohe Versorgung mit der Bohne (ausgedehnte weltweite Anbauflächen) gedämpft. Ob die Impulse am europäischen Markt (der 2015/16 weniger Rapsmenge „liefern wird“) ausreichen, hiesige Preise nachhaltig zu stützen, bleibt abzuwarten. Für Weizen sehen die Zukunftsaussichten aus heutiger Perspektive besser aus.
Brigitte Braun-Michels