Wettermärkte von US-Zahlen überrollt
USDA-Bericht macht Aufwind an den Börsen den Garaus/ Weltweit hohe Getreide- und Ölsaatenernten erwartet
Vor dem Erscheinen der Ernteschätzung aus dem amerikanischen Landwirtschaftsministerium (USDA-Bericht) haben sich die Getreidepreise in Paris kräftig erholt. „Schuld“ waren Befürchtungen und Folgen von Trockenheit in der EU. Mit den US-Zahlen und weltweit hoch eingeschätzten Ernten, ist jetzt wieder Ernüchterung eingetreten.
Nach den in der letzten Woche veröffentlichten Schätzungen der Amerikaner für die Ernte 21015/16 soll die weltweite Weizenproduktion um 2,6 Mio. t auf insgesamt 721,5 Mio. t steigen. Die starken Regenfälle in den USA sehen die Statistiker im US-Ministerium als positiv an und haben die US-Weizenproduktion nach oben korrigiert. Außerdem soll auch in Russland und der Ukraine die Weizenproduktion 2015/16 höher ausfallen, als im Jahr davor. Die jüngste Trockenheit in diesen Regionen und auch anderen Teilen der EU, besonders Deutschland, haben die US-Statistiker nicht berücksichtigt.
In vielen Regionen Deutschlands, Ausnahme die Alpen- und Küstenstreifen, ist es seit Februar zu trocken. Pflanzenbauexperten befürchten, dass es bereits jetzt zu irreparablen Schäden gekommen ist. Besonders auf leichten Standorten ist die Situation prekär. Die Regenfälle vom Wochenende haben nur vereinzelt „geholfen“.
Vorerst bleiben die globalen Zahlen jedoch „Kriegsentscheidend“. Sowohl die internationale Börse in Chicago (CBOT), wie auch die Pariser Notierungen (Matif, Euronext) zeigen zu Beginn dieser Woche rote Vorzeichen.
Das trifft in gleichem Maße für die Ölsaaten zu. Die Aussichten auf eine komfortable Versorgung mit Sojabohnen zur kommenden Saison lässt die Preise auf schwachem Niveau verharren. Die Rapssaatnotierungen werden zwischendurch von anderen Leitmärkten, wie dem Palmölmarkt, unterstützt. Letztendlich bietet am Ölsaatenmarkt aber die Bohne die entscheidende Orientierung, auch für den Rapsmarkt.
Franko Ölmühle wird Raps ex Ernte zu Beginn dieser Woche um 373 €/t plus Aufschlägen von rd. 2 €/t bewertet. Für Oktober/Dezember liegen die Rapskurse franko Ölmühle bei knapp 385 €/t plus Aufschlägen von rd. 10 €/t.
Am Kassamarkt für Getreide findet zwei Wochen vor Beginn der Gerstenernte so gut wie kein Handel mehr statt. Erzeuger warten ab, ob sich die geschwächten Ernteprognosen für Deutschland bestätigen, um dann zu höheren Preisen zu vermarkten. Die Verarbeiter setzen auf umgekehrte Signale. Franko Hamburg wird A-Weizen zu Beginn dieser Woche für September um 190 €/t besprochen, B-Weizen um 183 €/t. Gerste liegt ex Ernte franko Hamburg um 165 €/t. In Bayern ist Gerste ex Ernte frei Erfasser rund 30 €/t billiger. Braugerste notiert weiterhin auf stabilem Niveau zwischen 195 bis 200 €/t für Oktober. A-Weizen wird in Süddeutschland um 170 €/t ex Ernte besprochen, B-Weizen um 160 €/t.
Dass die Landwirte in der aktuellen Situation die „Füße still halten“ macht Sinn. Hohe Ernten sind eingepreist und das Wetter kann sich allenfalls positiv auswirken.
Brigitte Braun-Michels