Wetter und Währung steuern Agrarkurse
Zuviel Regen in den USA, zu wenig in Europa/ Warten auf Zahlen aus dem US-Ministerium
Nach dem langen Wochenende starten die Agrarcommodities durch die Bank mit grünen Vorzeichen. An der Leitbörse in den USA (CBOT) hatten Regen und ein schwächelnder US-Dollar zuletzt für Auftrieb gesorgt. In Europa (Euronext, Matif) spiegeln sich Trockenheit und die Angst vor Ernteschäden an der Börse wieder. Raps setzt sich vom Leitmarkt Sojabohne ab.
In der letzten Woche wurde der US-Weizenpreis in Chicago vom nachgebenden US-Dollar befeuert, der den Export von Weizen attraktiver macht. Spekulative Anleger haben daraufhin ihre Short-Positionen geschlossen. Ein hoher Anteil an „Shorts“ weist auf eine negative Markteinschätzung hin. Außerdem sorgten heftige Regenfälle und Überschwemmungen in den südlichen Plains der USA für verminderte Ernterwartungen beim Weizen. In einigen Anbaugebieten Kanadas mindert Frost die Hoffnungen. Auch in Indien dürfte die gesamte Weizenproduktion vom Unwetter geschmälert werden. Genauere Daten zur Ernteeinschätzung liefert das US-Ministerium am kommenden Mittwoch (10.06.) mit dem neuen USDA-Bericht.
Die Chicagokurse bei Mais und der Sojabohne haben sich vom Weizenmarkt inspirieren lassen. Außerdem wurde aufgrund des ungünstigen Wetters befürchtet, dass die US-Bohnenaussaat Schaden nehmen könnte. An der Börse in Buenos Aires wurde die argentinische Sojabohnenernte mit 60,8 Mio. t erneut nach oben gesetzt. Der Dämpfer, den die Bohne davon zunächst erhalten hat, war zu Beginn dieser Woche wieder verflogen.
In Paris haben sich in den letzten fünf Tagen die Weizennotierungen um rund 5 €/t wieder an die Marke von 185 €/t für September heran gepirscht. Auch in Europa treibt das Wetter die Kurse. Trockenheit herrscht nicht nur im südlichen Europa und Teilen des Schwarzmeeerraums, sondern auch in der Mitte, wie im Osten Deutschlands und treibt Sorgenfalten in die Stirn. Französischer Weizen wurde bei der letzten Bestandsnotierung um zwei Prozentpunkte nach unten korrigiert. Nach wie vor erwarten Analysten bisher für Europa eine „normale Ernte“.
Der Handel am Kassamarkt war Ende letzter Woche, auch durch den Feiertag, mehr als zurückhaltend. Erzeuger hoffen, dass die Kurse vom Wettermarkt weiter gestützt werden, während die aufnehmende Hand genau auf das Gegenteil erwartet. Franko (angeliefert) Hamburg notiert A-Weizen um 195 €/t für Juni und B-Weizen liegt bei 188 €/t. Ex Ernte zahlen rheinische Mühlen für A-Weizen 192 €/t. Franko Westfalen wird A-Weizen für die Termine Okt.-Dez. mit 198 €/t beboten.
Bei den EU-Ölsaaten zeichnet sich für die Ukraine zur Saison 2015 mit geschätzten 17,2 Mio. t ein größres Ölsaatenaufkommen ab. Nach Schätzung der ukrainischen Ölmühlenunternehmen würde damit die Ernte 2014 um 6 Prozent übertroffen. Vor allen die Sojabohnenproduktion soll um knapp 14 Prozent steigen, während Sonnenblumensaat und Rapsernte um 4 bzw. 4,5 Prozent wachsen sollen. In Paris haben sich die Rapskurse nicht von den Schwankungen am Sojamarkt und vermuteten Ernteprognosen beeinträchtigen lassen. Mit schwarzen Zahlen wandern die Kurse zu Wochenbeginn in Paris auf 380 €/t zu. Auch die Preise franko Ölmühle liegen ex Ernte bei knapp 380 €/t. Für Oktober/Dez. Termine werden rd. 390 €/t gezahlt.
Kurz vor der Ernte 2015 bleiben die Gemüter an beiden Seiten des Verhandlungstisches verhalten. Gehofft wird auf den Wettermarkt, der momentan den Kursen Aufwind gibt. Nur sicher ist diese „Methode“ keineswegs.
Brigitte Braun-Michels