Weizenvermarktung aus Deutschland wird schwierig
Frankreich „liefert“ gute Erträge und Qualitäten/ Währungsschwankungen verteuern EU-Exporte zusätzlich
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Nach einem langen Wochenende, Montag waren die US-Börsen feiertagsbedingt geschlossen, startet die Börse in Chicago (CBOT) mit positiven Vorzeichen. Auch in Paris (Matif/Euronext) ist erst einmal Verschnaufpause angesagt.
In der letzten Woche haben die Weizenkurse überall nachgegeben. Grund bleiben weltweit gute Versorgungsbilanzen und die schwachen Konjunkturmeldungen aus China, einem der weltweit größten Importeure. US-Weizen notierte in der letzten Woche auf dem niedrigsten Stand seit fünf Jahren. Neben den Produktionsmengen sorgt der starke US-Dollar für eine schwache Exportposition am Weltmarkt.
Auch in Europa ist die Weizenernte insgesamt nicht sehr viel geringer ausgefallen, als noch 2014/15. Selbst in der Ukraine und Russland sind die Erträge gut. Lediglich die Qualitäten lassen zu wünschen übrig, wie Analysten der ADM Germany berichten. Besonderes Augenmark für den deutschen Weizenexport dürfte dieses Jahr auf Frankreich liegen. Dort werden nicht nur ungefähr 2 Mio. t mehr als noch im vergangenen Jahr geerntet, auch die Qualitäten liegen im grünen Bereich. Jüngst wurde selbst die englische Weizenernte angehoben.
Abzuwarten bleibt die Produktionsmenge in Kanada. Die Sommerweizenernte hat dort gerade erst begonnen. Leicht unterdurchschnittliche Ergebnisse sind aber bereits eingepreist. Schließlich wird sich zeigen, inwieweit das Wetterphänomen El Nino die australischen Ernteaussichten beeinflusst. Wetterexperten gehen von einem starken El Nino Phänomen aus, was in der Vergangenheit zu Trockenheit und verminderten Erträgen geführt hat. Die Höhe des Produktionsausfalls, immerhin ist Australien der größte Weizenexporteur der Südhalbkugel, wird von Experten eher gering eingeschätzt, da die Böden angeblich noch über ausreichende Wasserkapazitäten verfügen.
In dieser Saison dürfte der Weizenexport aus Australien, Russland und der Ukraine ausgedehnt werden, wobei über den russischen Ausfuhren noch das Damoklesschwert der Exportsteuer hängt. Kanada wird wegen des Produktionsrückgangs die Exporte vermindern.
Typische Weizeneinfuhrländer, wie Marokko und der Iran könnten ihre Importe vermindern, da sie in dieser Saison selbst gute Ernte eingefahren haben. Ägypten und Algerien erhöhen ihre Importe leicht, wie das amerikanische Landwirtschaftsministerium beziffert. Jedoch werden damit die Rückgänge aus den anderen Ländern nicht ausgeglichen.
Für Weizenexporte aus Deutschland kommt in diesem Jahr hinzu, dass Frankreich seine traditionellen Exportländer, wegen guter Qualitäten, wieder selbst bedienen kann. In der vergangenen Saison hat deutscher Weizen diese Lücke geschlossen.
An der Börse in Paris richtet sich der Blick jetzt auf den Dezemberkontrakt, da der September in Kürze über Bord geht und vermutlich nur noch technisch gesteuert wird. Für Dezember ist die Marke von 170 €/t in der letzten Woche nach unten durchbrochen worden und es bleibt abzuwarten, welche Impulse den Kursen wieder auf die Sprünge helfen. Derzeit wird der Markt über umfangreiche Weizennachfragen stabilisiert. Dabei bleibt der Anteil, der aus der EU kommt, vorerst beschränkt. Abzuwarten bleibt, wie die deutlich geringer prognostizierte Maisernte in Europa tatsächlich ausfällt und inwieweit Weizenmengen dafür in den Futtertrog fließen. Erzeuger halten bei der Vermarktung verständlicherweise weiterhin die Füße still.
Brigitte Braun-Michels
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