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Weizenpreise vermutlich nur kurzfristig gedämpft

Markt und Meinungen
30.04.2015

Analysten können Verhalten der Investoren am Getreidemarkt nicht nachvollziehen/ Rapskurse werden von Anbaurückgängen in Kanada gestützt

Bis auf Ölsaaten (Sojabohne und Raps) starten die Agrarcommodities mit roten Vorzeichen in die Woche. Dass Weizen mittelfristig an negativen Vorzeichen festhält, bezweifeln Analysten.

An der internationalen Börse in Chicago (CBOT) bleiben die Weizenpreise unter 500 Cent/Bushel, was umgerechnet rund 165 €/t entspricht. Kurzfristig schlagen sich entlastende Regenfälle in wichtigen US-Anbaugebieten und gute Weizenbestände in Westeuropa auf die Preise an den Börsen nieder.
Mittelfristig deuten auch die neuesten Prognosen des Internationalen Getreiderates (IGC) zwar auf eine gute Versorgung mit Getreide zur kommenden Saison hin. Mit einer weltweiten Getreideproduktion von 1,947 Mrd. t, wird die Schätzung im Vergleich zum Vormonat angehoben. Die Produktion bleibt aber unter der Rekordernte von 2014/15 in Höhe von 2,008 Mrd. t. Schließlich sinken die weltweiten Getreidevorräte von 438 Mio. t auf 415 Mio. t. Beim Weizen werden mit einer Produktion von 705 Mio. t die weltweiten Bestände um 5 Mio. t zum Vorjahr abgebaut.
Die Maisproduktion soll sich 2015/16 mit einer prognostizierten Menge von 705 Mio. t um 16 Mio. t zum Vorjahr vermindern und die Bestände werden auf 194 Mio. t abgebaut. Sie liegen damit um 5 Mio. t unterhalb der Bestände aus 2014/15.

Institutionelle Anleger haben ihr Augenmerk wohl in erster Linie darauf gestützt, dass die weltweite Getreideproduktion vom IGC im Vergleich zum Vormonat höher geschätzt wurde. Das erkennt man am Ausbau der Netto-Short Positionen, die auf eine negative Markteinschätzung hinweisen. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass Mais lediglich eine bessere Bilanz im Monatsvergleich aufweist und beim Weizen die Bestandszahlen kontinuierlich nach unten zeigen.
Marktanalysten denken zudem darüber nach, ob es realistisch ist, dass zur kommenden Saison zum dritten Mal in Folge eine Spitzenernte eingefahren werden soll, die bei den aktuellen Schätzungen vorausgesetzt wird. Sollte der Wettermarkt bis zur Ernte noch Kapriolen schlagen, dürften sich die Preise wieder stabilisieren.

Der internationale Ölsaatenmarkt bleibt von der hohen Sojabohnenproduktion, die sich zur kommenden Saison auf 317 Mio. t belaufen soll, geprägt. Die Bestände wachsen auf 47 Mio. t (VJ 30 Mio. t). Auch der Ausbruch der Vogelgrippe, der kurzfristig den Bedarf schmälern könnte und gute Aussaatbedingungen in den USA für die Bohne, zeigen keine negative Preiswirkung. Die Notierungen am Ölsaatenleitmarkt bleiben im grünen Bereich und nehmen damit einen ähnlichen Trend auf wie der Rohölmarkt. Der verläuft trotz hoher Produktionsraten positiv. Am Rapsmarkt, die Kurse an der Pariser Matif schwanken zwischen 375 und 380 €/t, sind grüne Zahlen eher zu rechtfertigen. Neben einer verminderten Ernte in Europa wird jetzt von statistics canada auch die Anbaufläche für Canolaraps in Kanada um 0,9 Mio. acres (0,36 Mio. ha) deutlich herabgesetzt.

Am Kassamarkt herrscht bezüglich der weiteren Preisentwicklung große Verunsicherung und das Geschäft verläuft sehr schleppend. A-Weizen wird angeliefert (franko) Hamburg mit 192 €/t bewertet. B-Weizen ist 10 €/t billiger. Franko westfälischer und rheinischer Mühlen ist A-Weizen rund 5 €/t teurer. E-Weizen ab Thüringen liegt bei 210 €/t. B-Weizen franko Würzburg notiert um 176 €/t. Ex Ernte franko rheinischer Mühlen liegen die Gebote für B-Weizen bei 178 €/t. Futtergerste franko Südoldenburg wird um 172 €/t ex Ernte und franko Ostdeutschland um 152 €/t für April gekauft.

Erzeuger warten mit ihrer Vermarktung derzeit den Wettermarkt ab. Bei der momentanen Seitwärtsentwicklung der Preise könnte diese Strategie vorerst die Richtige sein.

Brigitte Braun-Michels