Weizenpreise im festen Trend
Wetter und Maismarkt stützen die Kurse/ Märkte gut beobachten
Am Getreidemarkt haben sich die Preise in den letzten Wochen gut stabilisiert. In Hamburg kostet B-Weizen derzeit 215 €/t, in Süddeutschland 195 bis 197 €/t frei Lager (fko). So teuer war Weizen zuletzt im Herbst 2011. Erzeuger fragen sich zurecht, ob die Preisspirale weiter nach oben geht und wie im Frühjahr 2011 die Marke von 250 €/t an der Pariser Matif (Euronext) knackt. Mit dem Verkauf der Ernte 2012 lehnen sie sich erst einmal zurück. Ist das mit ruhigem Gewissen vereinbar?
Fundamental, also von den Erzeugungsmengen her betrachtet, ist der Weizenmarkt mit einem Anteil der Endbestände zum Verbrauch von knapp 31 Prozent, so die letzte Schätzung aus dem US-Ministerium, sehr komfortabel versorgt. Vor diesem Hintergrund müssten die Preise eigentlich fallen. Dass dem nicht so ist, hat verschiedene Gründe.
Einer der Kurstreiber ist der Wettermarkt. Auswinterungsschäden werden aus Polen gemeldet. Ein Viertel der Weizenanbaufläche soll dort dem harten Winter zum Opfer gefallen sein. Auch der Norden Deutschlands ist von Frostschäden betroffen. In Frankreich ging es vor allen der Wintergerste, geschätzt werden 22 Prozent der Flächen, an den Kragen. Zu den Winterhinterlassenschaften kommt Trockenheit, die seit Herbst in Westeuropa vorherrscht. Vor allem Spanien wird benannt. Aber auch aus Südrussland und Nordafrika werden größere Verluste beim Getreide wegen Wassermangels befürchtet. Selbst in Mexico ist das Wasser knapp. Bisher zeichnet sich keine Entspannung in Punkto Regen ab.
Weitere Preissignale kommen vom Maismarkt, dessen Bilanz chronisch eng ist. Weil Mais wie Weizen im Futtertrog landet, korrelieren diese Märkte eng miteinander. Trotz hoher weltweiter Produktionsmengen sinken die Maisendbestände, nach neuesten Schätzungen des Internationalen Getreiderates (IGC), wegen hoher Verbrauchsraten weiter auf 122 Mio. t. Die weltweiten Bestände reichen damit nur noch für rund 51 Tage. In China haben Wetterunbillen dazu geführt, dass der Maispreis rd. 50 Prozent über dem Weltmarktpreis notiert, was die Chance auf Importe ins Reich der Mitte erhöht. Die Maisnotierungen an der US-Börse laufen, vor diesem Hintergrund, in einem stabilen Preistrend.
Schließlich treiben chronisch schwache Währungen den internationalen Handel an und stützen das gesamte Getreidepreisniveau.
Am deutschen Kassamarkt sorgt vor allem die stetige Nachfrage der Futtermittelindustrie dafür, dass die Getreidepreise sich fest entwickeln. Die Prämien zwischen Brot- und Futterweizen sind, wenn auch auf hohem Niveau, abgeschmolzen.
Für die Erzeuger stellt sich zurecht die Frage, ob die Luft nach oben ausreicht, wieder an das Preisniveau vom Frühjahr 2011 heranzureichen. Chartanalysten befürchten, dass dem Aufwärtstrend jetzt die klassische „Erholungsphase“ folgt, was den Preisoptimismus, zumindest kurzfristig, bremsen könnte. Schon jetzt steht fest, dass die Amerikaner ihren Maisanbau, dessen Aussaat bald ansteht, ausdehnen werden. Ohne anhaltend unvorteilhafte Wettermärkte dürfte das die Preisphantasien begrenzen. Sich ruhig zurücklehnen und darauf warten, dass die Preise vom Frühjahr 2011 erreicht werden, sollten Erzeuger deshalb nicht. Wenn Entspannung von den Wettermärkten kommt, können die Kurse schnell die Richtung ändern. Wer die Märkte jetzt aktiv beobachtet und stabile Preisphasen nutzt, die Ernte 2012 in Teilen zu verkaufen, macht keinen Fehler.
Brigitte Braun-Michels