Weizennachfrage höher als gedacht
Festigkeit der Notierungen verunsichert Marktteilnehmer/Verbrauchszahlen schwer einzuschätzen
Sowohl die Sojabohnenkurse, wie auch die Weizen- und Maisnotierungen gehen an der Börse in Chicago (CBOT) mit positiven Vorzeichen in dieser Woche an den Start. Paris (Nyse, Euronext) folgt den Vorgaben von Übersee. Besonders der kontinuierliche Aufwärtstrend der Weizenpreise wird von den Marktteilnehmern mit Staunen beobachtet.
In den USA läuft der Export von Sojabohnen weiter auf Hochtouren und international tätige Analysten vermuten, dass die vom US-Landwirtschaftsministerium eingeschätzte Verbrauchsmenge zum Saisonende 2013/14 höher ist, als bisher vermutet. Jedoch wird ein neuer Dämpfer bei den Notierungen erwartet, sobald Südamerika mit der sehr hoch eingeschätzten Ölsaatenernte Anfang 2014 startet. Von der Leitbörse angetrieben bewegen sich auch die Rapskurse an der Matif im grünen Bereich. Seit Wochen schwanken die Börsenwerte in Paris zwischen 370 und 380 €/t, bleiben aber ohne erkennbare Richtung, geschweige denn große Aktivitäten am Markt.
Die größte Beachtung der Marktbeteiligten finden nach wie vor die Weizenpreisbewegungen. Nachdem sich die europäische Börse schon seit längerem im Selbstlauf nach oben entwickelt hat, zeigt sich auch in den USA ein positiver Trend. Verantwortlich für diese Zahlen sind positive Exportraten beim US-Weizen, die durch das Wechselkursverhältnis Euro zu US-Dollar, Weizen von Übersee konkurrenzfähig machen.
Warum die Weizenpreise in Paris seit Wochen nach oben klettern, können sich Marktteilnehmer vor Ort kaum noch erklären. Nachdem zunächst der Export als Begründung hergehalten hat, sind mittlerweile die Argumente erschöpft.
Analysten vermuten, dass die Nachfrage beim Weizen schlichtweg unterschätzt wurde. Während es mittlerweile genau erfassbare Daten über die Produktion von Weizen in Deutschland, Europa und auch Übersee gibt, bleibt der Verbleib von Getreide bei Mühlen, der Mischfutterindustrie, vor allem aber der Verwendung im Energiesektor und im Export ein zugebundener Sack. Tatsächliche Verbrauchsmengen der Ethanolwerke und Biogasanlagen wie auch die eingesetzten Produkte, sei es Mais, Futterweizen oder Futterroggen, lassen sich im Umfang kaum noch erfassen. Auch beim Export sind die tatsächlichen Verbrauchsmengen schwer abzuschätzen. Hier macht sich besonders die Unberechenbarkeit der Mengen aus den Schwarzmeerländern bemerkbar.
Gefühlten Spekulationen am Markt, die wohlgemerkt in erster Linie von den Konsumenten ausgehen, ist damit Tür und Tor geöffnet.
Tobias Moll von der H. Jürgen Kiefer GmbH glaubt an einen weiterhin stabilen Verlauf der Weizenpreise. Vor allen der inverse Marktverlauf spricht für einen festen Trend. Bei einem inversen Marktverlauf sind die Preise für vordere Termine höher als die für spätere Termine. "Normalerweise" ist es genau umgekehrt. "Aus diesem Preisverlauf könnte man interpretieren, dass die Verbraucher sozusagen von der Hand in den Mund leben und der Bedarf sehr hoch ist," so Moll. "Mein Gefühl spricht beim Weizen für einen festen Markt."
Der Kassamarkt nimmt die Marktfestigkeit an der Börse nur begrenzt auf. Vor allem Hafenferne Standorte bleiben zwar im Preis stabil, nehmen den Matiftrend aber nicht eins zu eins mit. In Mitteldeutschland wird A-Weizen um 193 bis 195 €/t franko Mühle gehandelt. Für die Landwirte sind das ab Hof rund 10 €/t weniger. In Bayern liegen die Preise auf ähnlichem Niveau. Franko Hamburg wird A-Weizen um 210 €/t besprochen.
Wie "sicher" der aktuelle Aufwärtstrend ist, bleibt reine Spekulation. Ob Landwirte sich ein Verkaufen vorbei an solchen Trends leisten können, betriebswirtschaftliche Abwägung.
Brigitte Braun-Michels