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Weizenexporte aus Europa behalten die Nase vorn

Markt und Meinungen
19.03.2015

Schwacher Euro bleibt Antriebsmotor/ Rapspreis profitiert von geringerer Anbaufläche

Während die Börse für Agrarcommodities in Chicago (CBOT) derzeit meist rote Zahlen schreibt, halten sich die Notierungen in Paris auf stabilem Niveau. Die US-Produkte leiden unter dem stabilen Dollar und hohen Ernten auf der Südhalbkugel.

Bei der Vermarktung von Weizen tragen amerikanische Farmer währungsbedingt die rote Fahne. Die Talfahrt des Euro setzt sich unverbittert fort. Ende letzter Woche ist die Gemeinschaftswährung auf den niedrigsten Stand seit 2003 gerutscht. Experten warten derzeit nur noch darauf, dass Euro und Dollar den Kurs von 1 zu 1 erreichen. Grund ist die Geldpolitik in Europa. Während die Europäische Zentralbank versucht, mit Staatsanleihekäufen die Konjunktur zu stützen, dürfte die US-Notenbank bei stabilen Wirtschaftszahlen in Kürze die Zinsen wieder anheben.

Durch die Währungsdifferenzen bleibt EU-Weizen am Internationalen Markt billig und schlägt US-Weizen aus dem Rennen. In der letzten Woche hat die europäische Kommission knapp 1,6 Mio. t für den Export freigegeben. Das ist die zweithöchste Exportmenge aller Zeiten. Von Juli bis Dezember 2014 betrugen die durchschnittlichen EU-Exporte pro Woche 630.000 t. Seit Beginn des Jahres 2015 belaufen sich die europäischen Weizenausfuhren sogar auf 834.000 t pro Woche. Zum Vergleich: In den USA lagen die wöchentlichen Exporte zuletzt 445.000 t. Der Wert markiert in dieser Saison bereits ein hohes Niveau. Der Währungsnachteil kann auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es im mittleren Westen der USA zu trocken ist und Ertragsdepressionen beim US-Weizen erwartet werden. In Paris (Matif, Euronext) notiert Weizen für März 2015 bei 193 €/t und hat sich in den letzten 10 Tagen um fast 8 €/t verteuert. Bei anhaltend schwachem Euro dürfte sich der stabile Seitwärtstrend der europäischen Weizennotierungen fortsetzen.

Auch am Ölsaatenmarkt sieht es in Chicago mau aus. Der größte Exportkonkurrent der USA, Südamerika, schlägt bei den Erträgen, die sich während der Ernte zeigen, die vorhergesagten Rekorde und setzt den Sojabohnenmarkt unter Druck. Die Exporte von Sojabohnen aus den USA unterliegen außerdem Währungsnachteilen. Die wöchentlichen Exportzahlen bleiben unter den Erwartungen. Die Rapsfutures in Paris unterliegen vergleichsweise geringeren Schwankungen. 

Für Deutschland hat der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) seine Ernteerwartungen beim Raps für 2015 herabgesetzt. Bei 5,2 Mio. bezifferter Erntemenge für 2015 liegt das Ergebnis fast 17 Prozent unter dem von 2014. In Kanada soll die Anbaufläche für Canolaraps mit rund 2 Prozent knapp ausgeweitet werden. Die Rapsnotierungen in Paris (Euronext) zeigen diese Woche grüne Vorzeichen. In den letzten 10 Tagen tendiert die Ölfrucht in Paris im Schwankungsbereich 365 bis 370 €/t. 

Am Kassamarkt ist das Getreidegeschäft nach wie vor sehr exportlastig. Die Preise leiten sich ausschließlich von den Hamburger Notierungen ab, wie Marktbeteiligte berichten. A-Weizen notiert mit 207 €/t rund 10 €/t über B-Weizen. Futtergerste wird zwischen um 170 €/t franko (angeliefert) Hamburg besprochen. Die neue Ernte wird um 174 €/t fko HH bewertet. Ab mitteldeutscher Station sind rund 25 €/t Transportkosten von den Hamburger Notierungen abzuziehen. Franko Südoldenburg bewegen sich die Gerstenkurse bei 173 €/t für März und 176 €/t für September 2015.

Trotz des regen Exportgeschäftes sehen Marktbeteiligte bisher keine Verknappung des heimischen Getreides. Unsicherheit besteht allerdings über die Versorgung der Mischer und Mühlen bis zur neuen Ernte. Ausverkauft scheinen derzeit weder Händler noch Erzeuger mit Getreide aus der Ernte 2014 zu sein. Das Interesse an Vorkontrakten für Weizen hält sich in Grenzen. Weizenkurse, die nahe der Marke von 200 €/t in Paris notieren, sollten Erzeuger nicht „unberührt“ vorüberziehen lassen. 

Brigitte Braun-Michels