USDA-Bericht weniger schlimm als erwartet
Gewaltige Mengensteigerungen sind ausgeblieben/ Preise sind nach wie vor nach unten anfällig
Die neue Ernteschätzung aus dem amerikanischen Landwirtschaftsministerium (USDA-Bericht) hat bei den Weizennotierungen kurzfristig für Aufwind gesorgt. Die Mais- und Ölsaatenpreise blieben gedrückt. Zu Beginn dieser Woche dreht sich der Wind.
Beim Weizen wurde die amerikanische Produktion erhöht. Weltweit hat ein weiterer Aufschlag auf die EU-Weizenernte die Produktion auf die Rekordmenge von 721 Mio. t hoch geschoben. Auf der anderen Seite soll die Nachfrage im Bereich der Tierfütterung und zum Verzehr weiter zulegen. Unterm Strich sinken deshalb die weltweiten Endbestände von 196,3 Mio. t auf 192,6 Mio. t. Die Börsen in Chicago (CBOT) und Paris (Euronext) reagierten darauf mit positiven Vorzeichen. In Paris haben sich die Weizenpreise von den Abschlägen der Vortage wieder erholen können und bewegten sich am Freitag auf die Marke von 160 €/t zu. Zu Beginn dieser Woche wirkt die Stimmung wieder leicht getrübt.
Beim Mais wurde das Angebot erneut leicht angehoben. Die US-Ernte wurde, entgegen der Markterwartungen, nur leicht angehoben. Damit ist der zuletzt schlechten Witterung Rechnung getragen worden. Größter Brocken ist die weitaus höher eingeschätzte EU-Maisernte von 71 Mio. t (statt 68,3 Mio. t). Bei weiterhin hohem Verbrauch steigen die weltweiten Endbestände nur marginal auf 190,6 Mio. t (Vormonat 190 Mio. t). Diese Argumente reichten aus, um die Maispreise weiter in die Knie zu zwingen.
Die Sojabohnenernte blieb nach den Schätzungen weitgehend auf dem Niveau des Vormonatsund damit eigentlich für die "Preisfindung" relativ neutral. Die EU-Rapsernte setzte das USDA mit 23,5 Mio. t überraschend herauf. Die kanadische Canolarapsernte wurde reduziert, sodass die Rapssaatproduktion weltweit unterm Strich gleich bleibt. Im Trend des Leitmarktes Mais ist zum Wochenende der gesamte Ölsaatenmarkt ins Minus gerutscht. Zu Beginn dieser Woche zeigen die Notierungen eine "grüne" Verschnaufpause.
Am Kassamarkt ist der Handel ins Stocken geraten. Landwirte hoffen auf „bessere Zeiten“ und verkaufen kaum. Ob sich diese Wartehaltung rechnet, wird vom Handel durch die Bank bezweifelt. Nach der dritten guten Ernte in Folge und weltweit aufgebauten Beständen werden in absehbarer Zeit keine Preisimpulse mehr erwartet. Lediglich das Preistief nach unten scheint beim Weizen mit 150 €/t an der Börse in Paris markiert zu sein.
Franko (angeliefert) Hamburg wird für B-Weizen zu Beginn dieser Woche 170 bis 171 €/t bezahlt. A-Weizen ist rund 10 €/t teurer. E-Weizen, der nicht gehandelt wird, dürfte um 195 €/t franko Hamburg besprochen werden. Im Raum Halle/Leipzig ist B-Weizen in der letzten Woche um 155 €/t verkauft worden. Für Körnermais aus der neuen Ernte wird 145 €/t ab Sta. verlangt. Die Gebote liegen bei 143 €/t franko. Franko Holland wurde A-Weizen zwischen 193 und 198 €/t gehandelt. Ab mitteldeutscher Sta. fallen rund 30 €/t Transportkosten an.
Die Meinung über den Preiseinfluss der Körnermaisernte auf hiesige Getreidepreise ist gespalten. Mitunter wird weiterer Preisdruck erwartet, weil mehr Futtergetreide auf den Markt kommt. Auf der andern Seite sieht es so aus, dass wieder mehr Mais ins Silo und die Schläuche wandert. Das dürfte das Körnermaisaufkommen reduzieren.
Für aufstrebende Preise fehlen die Argumente derzeit ohnehin. Das Lagern, besonders in Fremdlägern, scheint sich in dieser Saison als sehr teuer zu erweisen. Sich jetzt immer wieder von Partien mit Aufpreisen zu trennen, macht allemal Sinn.
Brigitte Braun-Michels