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US-Hitzewelle treibt Agrarpreise auf Allzeithochs

Markt und Meinungen
13.08.2012

Amerikanisches Landwirtschaftsministerium hat Ertragseinbußen bestätigt/ Rückgang im Ethanolverbrauch könnte Preisphantasien den Garaus machen

Die anhaltende Dürre in großen Teilen der Vereinigten Staaten hat seit 2007 nun schon den dritten globalen Preisschub für Nahrungsmittel ausgelöst. In der letzten Ernteschätzung vom 10. August wurden die Erträge der Leitkulturen Mais und Sojabohnen  vom amerikanischen Landwirtschaftsministerium drastisch herabgesetzt. Das wurde schon im Vorfeld der Schätzung von Marktteilnehmern mit kräftigen Preisaufschlägen „honoriert“. Nachdem der Preis für Sojabohnen schon im Juli auf ein Rekordhoch gestiegen ist, erreichte letzten Freitag auch der an der Börse in Chicago (CBOT) notierte Maispreis mit rd. 8,5 USDollar je Scheffel (das entspricht etwa 265 €/t) ein Allzeithoch.

Im weltweit größten Maiserzeugungsland den USA sollen Erzeuger in diesem Jahr (2012/13) so wenig Mais ernten, wie zuletzt vor sechs Jahren. Die Rate der Endbestände zum Verbrauch sinkt in den USA auf das niedrige Niveau von 1995/96. Die globalen Maisendbestände werden nicht, wie noch zu Beginn des Sommers wegen der weltweit kräftigen Anbauausdehnungen angenommen aufgestockt, sondern auf rd. 127 Mio. t abgebaut.  Der internationale Getreiderat (IGC) hatte das weltweit entstehende Angebotsdebakel mit Endbeständen von 115 Mio. t letzte Woche noch drastischer beziffert.

Bei der Sojabohne sinkt die Rate der Endbestände zum Verbrauch weltweit auf 20,46 Prozent. Grund ist der drastische Erzeugungsrückgang in den USA von rd. 10 Mio. t auf jetzt geschätzte 73 Mio. t. In Südamerika (Argentinien und Brasilien) wird mit gleicher bzw. leicht erhöhter Produktion im Vergleich zum Vorjahr gerechnet. Damit würde Brasilien die USA als weltweit größten Maisproduzenten ablösen. Allerdings ist der Weg bis zur Ernte auf diesem Teil der Welt noch weit.

Die globale Weizenernte sinkt im Vergleich zum Vorjahr um 4,6 Prozent. Dafür sind in erster Linie Russland (minus 23 Prozent) und die Ukraine (minus 32 Prozent) verantwortlich. Durch letztere wird auch die ohnehin knappe EU-Bilanz  beeinträchtigt. Die europäischen Weizen-Endbestände reduzieren sich auf rd. 11,5 Mio. t. EU-Weizen dürfte durch das weiter aufgerissene Loch in der Bilanztasche in dieser Saison preislich gestützt bleiben. Bei hohen Mais- und Sojapreisen dürfte die Nachfrage an Weizen für den Futtertrog außerdem steigen.

Mit Blick auf die weltweite Ertragslage haben die Preise für Weizen und Co in dieser Saison sehr stabile Pfeiler. Jedoch bleiben Wermutstropfen. In den USA ist die Debatte über die gesetzlich vorgeschriebene Beimischung von Bioethanol in Treibstoff schon jetzt ausgebrochen. Immerhin wandern bis zu 40 Prozent der amerikanischen Maisproduktion in diese alternative Verwendungsform. Außerdem dürften Erzeuger mit Tierhaltung auf die hohen Futtermittelpreise reagieren. Auch in der EU klagen Verarbeiter über zunehmend niedrige Margen. Das könnten Anzeichen dafür sein, dass der Markt derzeit seine Spitzenposition markiert hat. Zu Wochenbeginn war es fast zu erwarten, dass eine Verschnaufpause einsetzt. Noch hält sich diese in Grenzen. Doch Vorsicht, wenn die Politik sich in das Marktgeschehen einmischt, sind stärkere Ausschläge nach unten sicher!
Brigitte Braun-Michels