US-Börsen bieten keine Unterstützung
Mais wird von Sorge um US-Ethanolabsatz geschwächt / EU-Weizen profitiert vom Exportgeschäft
Die Vorgaben vom internationalen Markt sind zu Wochenbeginn für die Agrarcommodities schwach. Sowohl in Chicago wie auch in Paris sind die Notierungen bei Weizen, Mais und Ölsaaten rot.
Die Maiskurse an der Börse in Chicago (CBOT) haben am Freitag einen politischen Dämpfer erhalten. Ab 2014 soll sich der Pflichtabsatz für Biokraftstoffe um 11,4 Mrd. l vermindern. Grund: durch effizientere Fahrzeuge in den USA ist der Benzinabsatz insgesamt zurückgegangen. Im Rückschluss würde das eine geringere Nachfrage nach Mais bedeuten. In den USA wandern derzeit rund 30 % der Maiserzeugung in die Ethanolindustrie.
Auch aussaatmäßig gibt es keinen Grund für steigende Preise. Auf der Südhalbkugel schreitet die Bestellung mit Mais und Soja gut voran, sodass vorläufig keine Markt-drückenden Tendenzen zu erkennen sind.
Chart-Analysten beobachten beim Mais einen anhaltend ungebrochenen Abwärtstrend. Das spiegelt sich auch am hohen Anteil der Short Positionen wieder, die Investoren aufgebaut haben. Ein ähnliches charttechnisches Bild zeichnet sich beim US-Weizen ab.
Der EU-Markt setzt sich, zumindest beim Weizen, bisher noch von diesen Tendenzen wohltuend ab. Die Weizenpreise haben sich seit dem Tiefpunkt im August/September (rd. 180 €/t) kontinuierlich nach oben bewegt. Seit Ende Oktober laufen die Kurse an der Pariser Matif wieder über 200 €/t. Der Marktverlauf ist invers. Das bedeutet, dass die Preise für spätere Termine niedriger sind als die für frühere Termine. Dies spricht vorerst für ein stabiles Niveau. Der Analyse des Preisverlaufs durch Marktkenner zufolge, profitiert der europäische Markt von guten Exportraten. Neben Währungsvorteilen des Euro gegenüber dem US-Dollar haben rückläufige Angebote aus der Schwarzmeerregion französischem und deutschem Mahlweizen Absatzkanäle geöffnet.
Der Maismarkt hingegen bleibt schwächer gestimmt. Seit dem Preisrutsch im August laufen die Notierungen auf einem Niveau zwischen 155 und 175 €/t. Es ist abzusehen, dass Mischer mehr Mais in den Rationen einsetzten, was den Weizenabsatz auf der Futterseite begrenzen könnte.
Auch am Kassamarkt sind die Weizenpreise stabil. Franko Bayern wird Futterweizen um 190 €/t gehandelt. Gerste liegt 5 €/t darunter. Allmählich setzt im Süden Deutschlands eine Verkaufswelle der Landwirte ein, die bisher kaum Ware angeboten haben, weil sie auf Feldarbeiten fokussiert waren. Verarbeiter reagieren darauf mit Zurückhaltung, was den Preisen einen Dämpfer versetzen könnte. Futtergetreide profitiert zur Zeit im Süden auch von logistischen Problemen bei Schifffrachten auf der Donau. In Mittel- und Norddeutschland bleibt der inländische Markt ruhig. Landwirte, die ein geteiltes Risiko fahren, haben jetzt über ein Drittel der Ernte vermarktet und warten auf Impulse im Frühjahr. A-Weizen wird franko Hamburg und franko Rheinland auf Matif-Niveau gehandelt. Franko Magdeburg bewegen sich die Notierungen um 195 €/t für A- Weizen. Insgesamt bleibt es am Kassamarkt bei geringen Aufgeldern für bessere Qualitäten. In dieser Saison hat Weizen beim Eiweißgehalt und den Backqualitäten auf breiter Front gut abgeschnitten.
Impulse für stabilere Preise sind am Markt derzeit kaum zu erkennen. Vielmehr sind Marktbeteiligte verwundert, dass sich das Niveau der Weizenpreise trotz des labilen Umfeldes halten konnte. Bei anhaltend guten Aussaatbedingungen auf der Südhalbkugel und dem Wechselkursrisiko zwischen Euro und US-Dollar ist die Luft nach oben derzeit mehr als dünn. Wer sich bei der Weizenvermarktung bisher zurück gehalten hat, sollte Notierungen an der Börse über 200 €/t nicht absatzlos vorüberziehen lassen. Erst nach dem Winter und eventuellen Folgeschäden ist absehbar, ob es neue Preisimpulse gibt.
Brigitte Braun-Michels