Unerwartete Börsensprünge
Mais-, Weizen und Sojakurse gehen durch die Decke/ Dauerhaftigkeit bleibt abzuwarten
Erstens kommt es immer anders und zweitens, als man denkt. Die Schätzungen aus dem amerikanischen Landwirtschaftsministerium (USDA) sind regelmäßig für Überraschungen gut. So auch der aktuelle Bericht vom Wochenende, der die Flächenplanungen amerikanischer Farmer und die Bestände eingeschätzt hat.
Anders, als von Analysten im Vorfeld erwartet, wurde die US-Sommerweizenfläche mit 3 Prozent unerwartet hoch zurück genommen. Die Maisanbaufläche wächst auf das größte Anbauareal seit 1937. Unterschätzt wurde die anhaltend hohe Nachfrage und weiter rückläufige US-Maisendbestände.
Die Anbaufläche von Sojabohnen wurde auf knapp 30 Mio. ha beziffert. Auch hier lagen die Analysten „daneben“ und mit ihren Erwartungen höher.
Unerwartete Zahlen führen an den Agrarbörsen zu aufschäumenden Reaktionen. An der US-Börse (CBOT) schossen die Maiskurse für den Frontmonat ins Limit up. Das ist die höchstmögliche Tagesnotierung. Auch für die Weizen- und Sojabohnenkurse gab es an der amerikanischen Leitbörse kein Halten mehr.
Diesem Einfluss kann sich die Pariser Börse (Nyse, Euronext) nicht entziehen. Weizen für die neue Ernte hat die 200-€-Marke sicher übersprungen. Die Maiskurse folgen stetigen Schrittes. Unterstützt werden die Pariser Notierungen von den „frischen“ Schätzungen des europäischen Getreidehandelsverbandes (Coceral). Wegen der Auswinterungsschäden wird die EU-Weizenernte, die ohnehin auf „ausländische Hilfe“ angewiesen ist, mit 127 Mio. t noch 2 Mio. t unter dem Vorjahr beziffert.
Wie viel Festigkeit die Kursgewinne im Ende behalten werden, bleibt abzuwarten. Die Weizenläger sind weltweit gut gefüllt. Beim Mais hängt die Preisstabilität auch davon ab, ob die hohe Nachfrage nach Biokraftstoffen, die in den USA unter Beschuss steht, dem Markt erhalten bleibt.
Kurzfristig bleibt das weitere „Entwicklungspotential“ der Getreidepreise den Wettermärkten überlassen. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass Regenfälle im Mai und Juni in der Lage sind, größere Folgen der Frühjahrestrockenheit zu kompensieren. Vergessen werden darf auch nicht, dass ausgedehnte europäische Maisanbauzahlen die Preise schon im Vorfeld der Ernte drücken können.
In den USA (CBOT) haben sich die Weizennotierungen am Montagmorgen schon wieder beruhigt. Erzeuger, die sich bisher mit Kontrakten zur Ernte 2012 zurückgehalten haben, sollten die Gunst der Stunde jetzt nicht vorüber ziehen lassen.
Brigitte Braun-Michels