Stimmung an den Getreidemärkten bleibt schlecht
Börsen schlecht gestimmt/ Schwarzmeerraum steuert Exportmarkt
Die Stimmung an den Getreidemärkten bleibt schlecht. Am Wochenende hat der Internationale Getreiderat (IGC) die weltweite Weizenproduktion 2014/15 erneut auf Rekordhöhe angehoben. Raps profitiert vom Rohölmarkt. In dieser Woche fängt der Markt mit „roten Zahlen an“.
Die neuen Angebots- und Nachfrageprognosen des IGC vom 27. August beziffern die globale Weizenernte jetzt auf 720 Mio. t. Das sind 10 Mio. t mehr als im Vormonat. Die weltweite Weizenproduktion erreicht das Rekordniveau des Vorjahres. Grund sind höhere Weizenernten in Russland, in der Ukraine und auch in Europa. Obwohl auch der weltweite Konsum angehoben wurde, wachsen die Überbestände auf 206 Mio. t (Vorjahr 202 Mio. t).
Beim Mais steigt die weltweite Produktion auf 968 Mio. t. Das sind 2 Mio. t mehr, als im Vormonat geschätzt. Insgesamt liegt die weltweite Maisernte aber immer noch unter der großen Ernte von 2014/15 (1003 Mio. t). Die weltweiten Überschüsse liegen nun bei 198 Mio. t (Vorjahr 202 Mio. t). In den letzten vier Jahren sind, nach Phasen des Abbaus, die Überhänge (carry over stocks) sowohl beim Weizen, wie auch beim Mais kontinuierlich aufgebaut worden.
Die Weizenpreise an der internationalen Börse (CBOT) haben die schwachen Marktsignale, die der IGC gesendet hat, mit weiteren Negativzahlen kommentiert. Beim Mais haben die Börsen zunächst den gestiegenen Ölpreis eingepreist. Wegen der Verwendung als Bioethanol ist Mais an den Rohölmarkt gekoppelt. Zu Beginn dieser Woche hilft dieses Argument aber auch nicht weiter.
Die Sojabohnenfutures haben am Wochenende auf die Erholung an den chinesischen Aktienmärkten und die festeren Rohölmärkte reagiert und grüne Zahlen geschrieben. Die lassen sich zu Beginn dieser Woche nicht fortsetzten. Die Märkte scheinen durch die Bank Luft zu holen.
An der Pariser Matif (Euronext) haben die Weizennotierungen mit unter 160 €/t für September neue Tiefststände erreicht. Die Maisfutures sind für November unter 170 €/t gerutscht. Raps baut die Gewinne vom Wochenende wieder ab und landet erneut unter 360 €/t. Vorerst zeichnet sich für die Agrarcommodities kein Licht am Ende des Tunnels ab. Dass dieser Trend sich so fort setzt, bezweifeln Analysten der Kiefer GmbH. Das klassische Saisontief, welches typischerweise durch billige Exporte aus dem Schwarzmeerraum flankiert wird, könnte im Laufe der Saison revidiert werden. In der EU bleiben sowohl beim Weizen, wie auch beim Raps die Endbestände auf einem historischen Tief. Wenn die Ernte erst einmal verdaut ist, dürfte sich der Markt vom Preistief wieder erholen, vermuten die Analysten aus dem Haus Kiefer.
Am Kassamarkt wird der negative Preistrend mit geringer Handelsaktivität kommentiert. Mühlen und Mischer wollen billig einkaufen und Erzeuger, die über Lagerkapazitäten verfügen, zeigen Null Abgabebereitschaft. Franko (angeliefert) Hamburg (HH) wird A13 Weizen mit 178 €/t für September und franko Würzburg mit 164 €/t. notiert. Futtergerste franko Südoldenburg und Westfalen liegt für September bei 163 €/t und franko Ostdeutschland bei 138 €/t. Raps erhält franko Ölmühle Aufschläge von bis zu 12 €/t auf die Matifnotierung.
Abwarten und Tee trinken scheint sich vorerst als beste Devise für die Verkäufer herauszustellen.
Brigitte Braun-Michels