Spitzenernten für 2014/15 vermutet
Börsen reagieren auf US-Zahlen mit Abschlägen
Zu Beginn dieser Woche werden die Agrarcommodities von den ersten offiziellen Ernteschätzungen des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) "gesteuert". Die Mais- und Weizennotierungen müssen in Chicago (CBOT) und Paris (Nyse, Euronext) kräftige Verluste hinnehmen. Soja und Raps profitieren von der Aussicht auf weiterhin enge Bilanzen und können mit Aufschlägen punkten.
Die US-Weizenproduktion wird zur kommenden Saison 10 Prozent niedriger eingeschätzt als 2013/14. Auf der anderen Seite wird bei höheren Preisen auch mit einem Rückgang des Verbrauchs für Futterweizen und der Exporte gerechnet. Die US-Weizenexporte sinken um rund 5 Mio. t auf 26 Mio. t. In der EU sollen die Weizenexporte auf 27, 5 Mio. t fallen (VJ 30 Mio. t). Die US-Endbestände können sich trotz der verringerten Produktionsmenge erholen und wachsen um 10 Mio. t. Das trifft auch auf die weltweiten Bestände zu (von 168 auf 181 Mio. t). Für Europa rechnet auch die EU-Kommission in ihrer aktuellen Monatsschätzung mit einer höheren Weizenernte. Bei gleicher Anbaufläche und besseren Flächenerträgen werden in der kommenden Saison rund 136 Mio. t Weizen produziert. Das wäre diezweitgrößte Weizenernte nach dem Rekordjahr 2008.
Die Maisproduktion wird 2014/15 auf dem Niveau der diesjährigen Ernte eingeschätzt. Trotz einer geringen Anbaufläche für Mais gehen die amerikanischen Statistiker davon aus, dass die Erträge höher ausfallen als in diesem Jahr. Die US-Maisendbestände sollen in den USA mit 43,8 Mio. t erstmals wieder auf dem Niveau von 2009/2010 liegen. In den Jahren zuvor bewegten sie sich zwischen 20 und 29 Mio. t.
Die Börsen honorierten diese Nachrichten mit deutlichen Abschlägen beim Getreide, die zu Wochenbeginn auch von der Pariser Matif aufgenommen werden. Für die neue Ernte rutschen die Weizenkurse in Paris wieder gefährlich nahe an das Niveau von 200 €/t heran. In der letzten Woche sind diese noch auf 210 €/t zumarschiert. Auch beim Mais fallen die Kurse wieder unter 190 €/t am Matif.
Der Ölsaatenmarkt hat von den US-Schätzungen zunächst profitiert. Auf der einen Seite wird mit einer erneuten US-Produktionsausweitung auf knapp 99 Mio. t gerechnet (VJ 89 Mio. t). Damit wären die Amerikaner in der kommenden Saison wieder Spitzenproduzent vor Brasilien. Auch die Endbestände bei den Bohnen können sich zur nächsten Saison kräftig erholen: In den USA von 3,5 Mio. t auf 8,9 Mio. t. Aufgrund dieser Zahlen müssten auch die Ölsaatenkurse fallen. Ausschlaggebend für den Preisschub, den die Börsen am Wochenende erlebten, war die Versorgung in der laufenden Saison. Hier wurden die ohnehin knappen Endbestände nochmals nach unten korrigiert. Die Rapsproduktion in der EU, dem vor Canada weltweit größten Rapsproduzenten, liegt mit geschätzten 21,5 Mio. t zur nächsten Saison leicht über dem diesjährigen Niveau. Das trifft auch für die Endbestände zu, die damit nach wie vor knapp bleiben.
Zu Wochenbeginn schlagen sich an den Börsen „hüben, wie drüben“, die guten Produktionszahlen für die kommende Saison in roten Zahlen nieder. Sollte das Wetter mitspielen und die prognostizierten Spitzenernten tatsächlich erzielt werden, haben Landwirte in diesem Frühjahr vorerst die höchsten Preise gesehen.