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Spekulationen um Getreideexporte aus Ukraine halten an

Markt und Meinungen
11.03.2014

USDA-Bericht ohne großen Neuigkeiten/ Notierungen bleiben charttechnisch im Aufwärtstrend

Vor rund einem Monat notierte Weizen an der Pariser Matif (Nyse Euronext) mit rund 185 €/t auf dem tiefsten Stand seit September 2013. Zu Beginn dieser Woche kostet Weizen rund 20 €/t mehr. Die Pariser Maisnotierungen haben sich im gleichen Zeitraum von 170 €/t auf gut 180 €/t „verbessert“.

Während anhaltend hohe Exporte aus Europa die Getreidenotierungen nach der Ernte sukzessive stabilisiert haben, so befeuern jetzt politische Spekulationen um logistische Einschränkungen der Getreideexporte aus der europäischen Kornkammer, der Ukraine, die Notierungen.

Schon heute produziert die Ukraine etwa 60 Mio. t Getreide und exportiert über die Hälfte seiner Produktion. Das Land entwickelt sich sukzessive zu einem der führenden weltweiten Getreideexporteure. Im Jahr 2017 strebt die Ukraine an, 80 Mio. t Getreide pro Jahr zu exportieren. Das dürfte damit die Konkurrenz um klassische EU-Importländer wie Nordafrika und den Nahen Osten drastisch verschärfen.

Bis Mitte Januar 2014 wurden gut 20 Mio. t Getreide aus der Ukraine ausgeführt. Schätzungen der hiesigen Regierung veranschlagen das Exportpotenzial für 2013/14 auf 33 Mio. t. Damit stünden in dieser Saison noch rund 13 Mio. t Getreide zur Disposition, die das Land bei einer weiteren Verschärfung des politischen Konfliktes nur mit Mühen verlassen könnten. Die Kapriolen an den Börsen sind vor diesem Hintergrund nur verständlich. Die Dauer ist fraglich.

Vorerst bleiben diese spekulativen Fakten der größte Preistreiber. Am Montag hat das Warten auf neue Daten aus dem US-Ministerium den Markt zunächst „beruhigt“. Große Neuigkeiten hatte der aktuelle USDA-Bericht aber nicht zu bieten. Beim Weizen steigt das globale Angebot. Gleichzeitig nimmt die Importnachfrage zu.

Beim Mais bleibt die internationale Bilanz nahezu unverändert. Die Ernte an Sojabohnen in Südamerika wurde sogar zurückgenommen. Das hatten die Marktteilnehmer im Vorfeld so nicht eingeschätzt und die Bohnennotierungen waren in vorauseilendem Gehorsam nach unten gerutscht. Dicht gefolgt von den Rapskursen in Paris. Am heutigen Dienstag drehten sich die Vorzeichen bei der Bohne wieder in den grünen Bereich. Der neue USDA-Bericht macht deutlich, wie knapp die weltweiten Bilanzen gestrickt sind und dass hohe Ernten vonnöten bleiben, um den anhaltenden Bedarf langfristig zu decken.

Am Kassamarkt werden Aufpreise der Börsen unterschiedlich umgesetzt. Franko (angeliefert) Hamburg notierte B-Weizen am Montag bei 210 €/t, Gerste lag um 185 €/t franko. Die Ernte 2014 wird etwa 10 €/t schwächer bewertet. Hafenferne Standorte im mitteldeutschen und im süddeutschen Raum setzten die stabilen Vorgaben der Börsen nur verhalten um. Mühlen und Mischer versuchen den Aufschwung auszusitzen und kaufen nur nach Bedarf, war von Marktteilnehmern zu hören. Verkäufer in Mitteldeutschland wollen ihren A-Weizen über 190 €/t ab Hof verkaufen. Der Preis lässt sich gegenüber dem Handel derzeit noch nicht durchsetzten. B-Weizen zur Ernte 2014 wird zwischen 180 bis 185 €/t ab Hof in Mitteldeutschland besprochen. In Süddeutschland liegen die Ideen auf ähnlichem Niveau. Ob in Zukunft noch weitere Preisaufschläge am Kassamarkt realisierbar sind, bleibt politische Spekulation. Die technische Analyse (Charttechnik) zeigt einen Aufwärtstrend beim Getreide. Nächste kritische Hürde (Widerstand) ist für Weizen die Marke von 210 €/t. Vermarkter müssen jetzt intensiv am Ball bleiben, sofern sie sich nicht „verspekulieren“ wollen.

Brigitte Braun-Michels