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Rohstoffpreise beruhigen sich

Markt und Meinungen
04.08.2015

Anleger nehmen positive Preisphantasien zurück / Stabiler Seitwärtstrend bleibt erhalten.

Zum Wochenende hat der internationale Getreiderat (IGC) den aktualisierten Marktbericht zur Saison 2015/16 veröffentlicht. Die weltweite Maisproduktion wurde im Vergleich zum Vormonat um 3 Mio. t auf insgesamt 966 Mio. t heraufgesetzt. Grund sind günstigere Ernteaussichten in China. Das Defizit am internationalen Maismarkt sinkt mit dieser Prognose von 13 Mio. t auf nur noch 6 Mio. t.
Beim Weizen soll mit insgesamt 710 Mio. t weltweit 1 Mio. t weniger, als noch in der Schätzung vom Vormonat veranlagt, geerntet werden. Grund sind schlechtere Ernteaussichten in Kanada und der EU, die zum Teil durch eine besser geschätzte Ernte in China kompensiert werden sollen. Das Defizit am internationalen Weizenmarkt soll danach nur noch 1 Mio. t betragen. Die Sojanotierungen profitierten zum Wochenausklang von guten US-Exportzahlen und gaben damit auch den Rapskursen in Paris Auftrieb. Insgesamt schlägt sich aber die gut gefüllte Getreidebilanz auf alle Agrarcommodities nieder.

Für die EU bleibt es bei einer insgesamt erniedrigten Getreideernte. Weil zwischen Anfang Mai und Mitte Juni die Regenfälle in Frankreich, Mitteldeutschland und Westeuropa vielfach ausgeblieben sind, dürfte die geerntete Winterweizenernte je nach Standort und Wasserhaltefähigkeit der Böden, sehr differenziert ausfallen. Spanien wurde besonders von der Frühjahrestrockenheit betroffen. Für den Maisanbau war es in der Hauptanbaugebieten Frankreichs und Teilen des Balkans zu trocken. Trotz der regionalen Einbußen schätzen Analysten, dass das in der EU zur Verfügung stehende Getreideangebot aus Anfangsbeständen, heimischer Produktion und Importen mit rd. 360 Mio. t nur etwa 10 Mio. t unter dem vergangenen Rekordjahr liegt.
Wie sich die Preise in der bevorstehenden Saison beim Getreide entwickeln, dürfte vor diesem Hintergrund maßgeblich von der internationalen Importnachfrage abhängen. Die wichtigsten Interessenten für europäischen Weizen sind Algerien, der Iran, Ägypten Marokko und Saudi Arabien. Es bleibt abzuwarten, wie hoch der Importbedarf dieser Länder, der Anteil beziffert sich immerhin auf 70 Prozent der gesamten EU-Exporte, ausfällt. Internationale Handelsbeteiligte vermuten, dass Marokko und der Iran in diesem Jahr selbst gut ernten. Dann dürfte die EU-Export Einbußen erleiden. Deutschland und Polen hat zudem im letzten Jahr von der schlechten Weizenqualität aus Frankreich profitiert. In diesem Jahr sieht es so aus, dass Frankreich wieder selbst gut erntet. In Deutschland wurden, so bisherige Auswertungen im Durchschnitt 7,2 t Wintergerste pro Hektar geerntet. Das sind rd. 6 Prozent weniger, als im vergangenen Jahr. Saudi Arabien und China sind große Abnehmer europäischer Gerste. Hier bleibt die Bedarf 2015/16 abzuwarten.

In den kommenden Wochen wird sich zeigen, wie hoch die Ernte in des Export- und klassischen Importländern tatsächlich ausfallen und ob die europäische Getreidebilanz dem „gewachsen“ ist.

Vorerst sehen die Erzeugungsbedingungen unterm Strich, trotz regionaler Trockenheitseinbußen komfortabel aus. Vorerst quittieren die Börsen die Situation deshalb mit roten Vorzeichen. Erzeuger und Verarbeiter am Kassamarkt bleiben verhalten. Bewegung wird es am Markt erst wieder geben, wenn „Zahlen Fakten schaffen“.

Brigitte Braun-Michels