Rohstoffmärkte durch die Bank unter Druck
US-Zahlen bringen keine neuen Erkenntnisse / Konjunktursorgen belasten das gesamte Marktumfeld
Die in der letzte Woche veröffentlichte Bestands- und Erntevorschau aus dem amerikanischen Landwirtschaftsministerium (USDA- Bericht) brachte keine großen Impulse mit sich. Im Grunde genommen hatten die im Vorfeld des Berichtes bekannt gewordenen höheren US-Lagerbestandsschätzungen wichtige Daten für die alte Ernte vorweggenommen und die Preise gedrückt. Der Blick richtet sich jetzt auf die Ernte 2013.
Vereinfacht ausgedrückt, dürfte zur kommenden Saison weltweit die Produktion für Getreide (besonders der Leitkultur Mais) und Ölsaaten steigen. Außerdem lassen Konjunktursogen die Absatzerwartungen sinken.
Bei den Sojabohnen bleibt aktuell die Aufmerksamkeit auf die Ernte in Südamerika gerichtet. Für Argentinien und Brasilien werden Rekordernten von knapp 85 Mio. t beziehungsweise rd. 52 Mio. t prognostiziert. Die logistischen Probleme in Brasilien halten an. Davon profitieren die USA und können sich im Export mit Südamerika zumindest auf Augenhöhe verteidigen. Ansonsten würden die Südamerikaner in diesem Jahr, wegen der extrem schlechten Ernte in Nordamerika, die Vormachtstellung im Export einnehmen. Für den Hauptimporteur China wurden die Bohneneinfuhren leicht nach unten korrigiert. In wie weit die Vogelgrippe Einfluss auf die Geflügelfleischproduktion im Reich der Mitte nimmt, und damit die Verbrauchszahlen weiter absinken lässt, bleibt abzuwarten.
Unabhängig von kurzfristigen Einflüssen wird eine insgesamt nachlassende Importdynamik von China festgestellt. Analysten erwarten für die nächste Saison einen weiteren Importrückgang Richtung China. Das ist erstmals seit 2003/04 der Fall und geht einher mit nachlassenden Konjunkturerwartungen.
Konjunktursorgen spiegeln sich am gesamten Rohstoffmarkt wieder. Auch der Rohölpreis bleibt im Abwärtsstrudel. Nicht nur die internationale Energieagentur (IEA) rechnet mit Absatzrückgängen beim schwarzen Gold. Fachleute schließen nicht aus, das Rohöl (Sorte Brent) auf unter 100 USDollar fallen könnte. Ende letzter Woche ist auch der Goldkurs eingebrochen und notiert mit 1 400 USDollar je Feinunze auf dem tiefsten Stand seit mehr als zwei Jahren.
An den europäischen Ölmärkten klagen die Mühlen über Ölabsatzprobleme. Fachleute führen das auf dem Überschuss von Palmöl, weches in direkter Konkurrenz zum Rapsöl steht, zurück. Schon seit Wochen ist die Nachfrage der europäischen Ölmühlen rückläufig, weil die Margen für die Weiterverarbeiter zu gering sind. Sollte diese Tendenz anhalten, könnten die Ölsaatenbestände in der EU höher ausfallen, als bisher vermutet.
Für die alte Ernte können franko Ölmühle immer noch 477 bis 479 €/t Raps erzielt werden. Die neue Ernte notiert um 430/431 €/t franko. Erzeuger können die Ernte 2013 immer noch auf einem Niveau knapp über 400 €/t veräußern. Damit werden nach wie vor gute Gewinne sicher gestellt.
Ob die Zurückhaltung, die bei der Rapsvermarktung der Ernte 2013, die von den Erzeugern praktiziert wird, richtig ist bleibt fraglich. Konjunktursorgen, schlechte Verarbeitermargen und gute Ernteerwartungen (auch aus der Ukraine kommen sehr positive Schätzungen) lassen allesamt auf schwächere Preise schließen. Nur extreme Wettermärkte können aus dem negativen Fahrwasser befreien. Vermarkter, die weiter auf steigende Rapspreise spekulieren, fahren ein hohes Risiko.
Brigitte Braun-Michels