Richtiger Dampf für bessere Preise fehlt
Kein aufwärts gerichteter Trend / Wettermärkte lassen auf sich warten
Richtiger Dampf für bessere Preise fehlt Kein aufwärts gerichteter Trend / Wettermärkte lassen auf sich warten
Die Woche startet an den Agrarbörsen mit "gemischten Gefühlen". In Chicago (CBOT) kann lediglich der Weizen punkten. An der Pariser Matif (Nyse, Euronext) zeigen Weizen, Mais und Raps leicht grüne Vorzeichen. Vorerst scheint der Dampf aus den Agrarcommodities entwichen.
In Teilen der USA sind durch die kalte Witterung und zum Teil unzureichende Schneedecke 25 Prozent der Weizenpflanzen im mittleren Westen und zehn Prozent in den Plains gefährdet, wie regionale Wetterdienste berichten. Außerdem unterstützt der schwache US-Dollar die Nachfrage nach Weizen am internationalen Markt. Das hat den US-Notierungen in den letzten Tagen Auftrieb gegeben. Insgesamt tendieren die Weizenpreise an der internationalen Börse jedoch auf dem niedrigsten Stand seit rund drei Jahren und Analysten beschreiben, dass aus charttechnischer Sicht der Abwärtstrend nach wie vor intakt ist.
Die Exportdynamik europäischen Weizens hält nach wie vor an, wie hohe Exportlizenzen deutlich machen. Aktuell ist Saudi Arabien Käufer in Europa, Amerika und Australien. Für einen nach oben gerichteten Trend gibt es aber auch hier keine Anzeichen. Alterntiger Weizen tendiert in Paris mit rund 195 €/t preislich immer mehr in Richtung der neuen Ernte (rund 184 €/t). Tobias Moll, Kiefer GmbH, meint, dass die Preiskonkurrenz auf den Weltmärkten derzeit den größten Einfluss ausübt. "Jeder, der beim internationalen Handel mithalten will, muss sich preislich nach unten an die Konkurrenz angleichen."
Brasiliens Sojabohnenernte ist in den großen Anbaugebieten (Mato Grosso und Parana) gestartet. Analysten erwarten Rekorderträge. Die CONAB (brasilianischer Versorgungsverband) hat jüngst die Ernte auf etwa 90,3 Mio. t heraufkorrigiert. Die letzte Schätzung des US-Ministeriums lag bei 89 Mio. t. Neben guten Ernten aus Südamerika, die ins Haus stehen, befürchten Anleger, dass China Einkäufe stornieren könnte, was das anhaltend hohe US-Bohnenexportvolumen und damit die Preise dämpfen würde. Dass die Bohnenpreise an der CBOT in der Tendenz seitlich verlaufen, wird auf mengenunabhängige Ursachen zurückgeführt. Wie "üblich" scheitert der Abtransport großer Bohnenmengen sowohl in Brasilien, wie auch Argentinien an der Logistik im Landesinneren, wie an den Häfen.
Währungsprobleme kommen hinzu. Argentinien ist hoch verschuldet. Angesichts hoher Inflation und des Peso-Absturzes weiß in dem Land niemand mehr, wo die Reise hingeht. Da halten Erzeuger lieber an ihren Bohnen fest. Das Angebot Peso gegen US-Dollar, mit einem Abschlag von 20 Prozent zu tauschen, wird nicht als Alternative begriffen.
Raps bleibt losgelöst von der Sojabohne in einem negativen Preiskanal gefangen. Weil der preisliche Spread zwischen Bohne und Raps bei nahezu Null liegt, könnte eine negative Dynamik vorerst ausbleiben. Sollten sich die Bohnenpreise weiter nach unten bewegen, sind auch die Rapsnotierungen gefährdet, schätzt Artur Grün, Kiefer GmbH, die Sachlage ein.
An den deutschen Seehäfen halten stetige Weizenexporte an, während die Binnennachfrage sehr begrenzt bleibt. Am Futtermittelmarkt rutscht billiger Mais statt Weizen in die Rationen. Franko (angeliefert) Hamburg notiert A-Weizen auf Matifniveau, B-Weizen tendiert rund 2 €/t niedriger. Angeliefert Würzburg ist B-Weizen in Summe 10 €/t billiger.
Raps ist an deutschen Mühlen erst wieder ab April gefragt. Franko Mühle wird zwischen 360 und 365 €/t für alterntigen Raps bezahlt. Die neue Ernte ist etwa 20 €/t günstiger. Rosige Aussichten für Lagerhalter sind derzeit am Markt nicht zu erkennen.
Brigitte Braun-Michels