Preisoptimisten bei Ölsaaten nicht in Sicht
Auch für 2014 bleiben Mengenprognosen positiv / Rapskurse könnten auf 350 €/t rutschen
Für den Ölsaatenmarkt zeichnet sich, so wie es bisher aussieht, sowohl für die laufende Kampagne, wie auch die kommende eine bessere Versorgung ab.
Aktuell befindet sich Brasilien im ersten Drittel der Ernte. Schätzungen zufolge werden in diesem Teil Südamerikas rund 90 Mio. t geerntet. Problem bleibt die Logistik. Wie das Handelshaus Töpfer berichtet, warten Schiffe an den Häfen auf Beladung. Die verzögerte Menge wird inzwischen auf 5,6 Mio. t beziffert. Die Wartezeit an den Häfen beträgt knapp 35 Tage. Sollten sich die guten Ergebnisse für Brasilien bestätigen, und danach sieht es bisher aus, würde die Ernte des Vorjahres um mehr als zehn Prozent überschritten. Erstmals haben südamerikanische Bauern damit ihre amerikanischen Kollegen um rund 500.000 t Produktionsmenge überrundet. Auch Argentinien bestätigt mit einer geschätzten Ernte von rund 54 Mio. t die guten Prognosen der Vergangenheit.
In den USA werden die Sojabohnenendbestände unverändert auf gut vier Mio. t beziffert, so die neueste Schätzung aus dem US-Ministerium (USDA). Die globalen Sojabohnenendbestände wachsen leicht an, auf 73 Mio. t. Die Verbrauchs-/Bestandsrate steigt auf 27 Prozent. Auch für die kommende Saison ist der Bohnenanbau für amerikanische Farmer attraktiv. Das US-Ministerium rechnet mit einer erneuten Ausweitung der Anbaufläche um zwei Prozent.
Dass die Sojabohnenendbestände nicht weiter wachsen, liegt an Chinas anhaltendem Hunger. In seiner Langzeitprognose für das Wirtschaftsjahr 2013/14 rechnet das US-Ministerium mit einem Importbedarf ins Reich der Mitte von 72,8 Mio. t (VJ 69 Mio. t). Für 2015/16 soll der Bedarf Chinas sogar auf 112,3 Mio. t steigen. Damit lägen die Importe Richtung China über dem derzeitigen gesamten Welthandel mit Sojabohnen.
Aktuell helfen anhaltende Sojabohnenexporte den Notierungen in Chicago (CBOT) auf die Sprünge. Am Wochenende kam es vor dem Feiertag in den USA an diesem Montag (Presidents Day) jedoch zu Gewinnmitnahmen, die zu leichten Kursverlusten geführt haben.
Die guten Rapsernten in Kanada (18.000 t) und Europa (rund 21.000 t) haben dazu geführt, dass die weltweiten Endbestände sich auf rund 5,5 Mio. t "regenerieren" können. Damit bleibt die Rapsbilanz knapp. Die Erholung der Bestände und gute Vorzeichen für die Ernte 2014 in Europa reichen jedoch aus, die Notierungen an der Pariser Matif (Nyse, Euronext) weiter unter Druck zu halten. Den preislichen Spread zwischen alter und neuer Ernte können sich Handelsbeteiligte allerdings nicht erklären. Das Erntejahr 2014 wird durch die guten Prognosen anhaltend unter Preisdruck gehalten und mit rund 360 €/t mittlerweile 20 Euro schlechter bewertet als Ware aus 2013.
Makler meinen, die Verunsicherung über die Preisentwicklung bei der aufnehmenden Hand führe dazu, dass Mühlen von der Hand in den Mund leben. Das sorgt für kontinuierlichen Bedarf und könnte die Preise kurzfristig stabilisieren. Es zeichnet sich aber schon jetzt ab, dass sich das Niveau zur neuen Ernte hin angleicht. Sollten sich die positiven Vorzeichen weiterhin bestätigen, werden 350 €/t in Paris nicht ausgeschlossen.
Langfristig sieht es danach aus, dass der Ölsaatenmarkt gute Ernten braucht, um dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden. Das bedeutet keine kontinuierlich steigenden Preise. Wie die aktuelle Entwicklung zeigt, reagiert der Markt sehr kurzfristig auf Ernteumfänge. In Jahren der Erholung neigt dieser dazu, preislich gewaltig Federn zu lassen. Und derzeit gibt es keine Anzeichen, dass sich die Situation 2014 ändert. Es läuft weiterhin auf hohe Produktionsmengen hinaus, die den Bedarf befriedigen können.
Solange das Wetter mitspielt, bleibt das Fenster für Optimisten klein. Landwirte, die jetzt auf bessere Preise hoffen, spekulieren mit unberechenbaren Wetterdaten.
Brigitte Braun-Michels