Preise flackern nur kurzfristig auf
Marktteilnehmer bleiben kurzfristig sehr pessimistisch/ Weltmarkt ist durch die Bank gut versorgt/ Politische Impulse fehlen
Marktteilnehmer sind für die Preisentwicklung bei Weizen und Ölsaaten durch die Bank pessimistisch gestimmt. Es scheint so zu sein, dass der Preisanstieg im Frühsommer, der sich bis Juli fortgesetzt hat, nur ein Zwischenspiel war. Jetzt kommt die Realität wieder ans Tageslicht und die Preise für Weizen, Mais und Ölsaaten rutschen auf das Niveau von Januar 2015 bzw. noch darunter. Zu Wochenbeginn flackern die Preise an den Börsen auf.
Beim Weizen haben die Notierungen in Paris (Matif/Euronext) zum Wochenende gewaltig Federn gelassen. Grund: Der Branchendienst Strategie Grains hat die europäische Weizenernte 2015 erneut heraufgesetzt. Mit einer EU-Weizenernte von 155,2 Mio. t wird die Rekordernte des Jahres 2014 nur um 1,5 Mio. t unterschritten. So hoch hatte weder das US-Ministerium, noch die EU-Kommission die Europäische Ernte geschätzt. Insgesamt ist der Weltmarkt mehr als ausreichend mit Weizen versorgt und selbst befürchtete Einbußen in Australien könnten sich viel weniger gravierend darstellen, als erwartet. Die Trockenheit, durch den El Nino ausgelöst, wird mit ausreichenden Niederschlägen im australischen Winter kompensiert.
Am europäischen Exportmarkt „behindert“ der starke Euro. Russisches Getreide ist sowieso billig und wird durch den im Verhältnis schwachen Rubel noch günstiger. Marktkenner vermuten, dass sich die Exportsteuer nur noch am Rande auf Exporte aus Russland auswirkt. Zumal auch die Ukraine und das Baltikum auf die Märkte drücken.
Auch die Maisnotierungen bleiben unter „Dauerfeuer“. Zwar sind die hohen weltweiten Ertragserwartungen für 2015/16 revidiert worden. Unterm Strich wird aber für die Saison 2015/16 mit der dritthöchsten Ernte aller Zeiten gerechnet. Defizite, die in der EU für Mais entstehen werden, so Experten, durch Importe und Futterweizen ersetzt.
Sojabohnen werden durch eine neue avisierte Rekordproduktion im Preis gedrückt. Ob die für die kommende Saison sehr hoch geschätzten Erträge jedoch erreicht werden, bleibt abzuwarten. Raps ist ohnehin, sowohl am Weltmarkt, wie auch innerhalb der EU sehr knapp. Ob das ausreichend ist, sich in großen Sprüngen vom Leitmarkt Bohne abzusetzen, wird bezweifelt.
Am deutschen Kassamarkt herrscht in Anbetracht der Preisentwicklung lähmende Ruhe. Nach den roten Zahlen setzen zu Wochenbeginn an der Pariser Matif „Erholungstendenzen“ ein. Jedoch bleiben die Preise für B-Weizen knapp unter der Marke von 170 €/t für Dezember. Franko (angeliefert) Hamburg (HH) gibt es für Qualitäts (A 13) Weizen allenfalls Aufschläge von 3 bis 4 Euro pro Tonne. Im Mitteldeutschen Raum (Erfurt/Halle) wird A-Weizen zwischen 165 bis 170 €/t franko beboten. Von Oktober bis Dezember zahlen rheinische Mühlen um 175 bis 178 €/t für A 13-Weizen franko. In Bayern sind die Prämien für Futter und Qualitätsweizen mittlerweile zusammengerutscht und bewegen sich um 160 €/t frei Lager. Körnermais wird franko Westfalen um 180 €/t für Oktober bewertet.
Auch die Rapsnotierungen in Paris erholen sich zu Wochenbeginn auf knapp 364 €/t für November 2015. Wie lange dieser Trend anhält, wird sich zeigen.
Anhaltende positive Marktsignale fehlen in diesem Herbst. Der gesamte Markt ist pessimistisch gestimmt. Mühlen und Mischer versuchen, zum aktuellen Preisniveau, Ware einzukaufen. Dabei stoßen sie auf taube Ohren. Immerhin haben die Landwirte im letzten Jahr die Erfahrung gemacht, dass Preise sich gewaltig erholen können. Um diese Zeit wurde Weizen mit 140 €/t besprochen, um sich später 60 €/t aufwärts zu entwickeln. Jedoch darf nicht vergessen werden, dass im vergangenen Jahr die Lücke der Franzosen beim Qualitätsweizen geschlossen werden musste und politische Entscheidungen den Kursen unverhofft auf die Sprünge geholfen haben. Ohne letztere bleibt die Sonne am Preishimmel von düsteren Regenwolken verdeckt.
Brigitte Braun-Michels