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Politik und Wetter stützen Getreidekurse

Markt und Meinungen
25.05.2014

Krimkrise beeinträchtigt ukrainische Exporte/ Weltweit fehlt das Wasser

Politische und wettertechnische Turbulenzen geben den Weizenkursen an den Börsen in Chicago (CBOT) und Paris (Nyse, Euronext) Anfang dieser Woche wieder Aufwind. In den Tagen zuvor hatten die Notierungen für Soja und Weizen eine Verschnaufpause eingelegt. Die scheint sich aktuell in Luft aufzulösen. Die Pariser Kurse werden zusätzlich von Exporten gestützt.

Zur Politik: Nachdem die Exporte von Mais und Weizen aus der politischen Krisenregion Ukraine zunächst problemlos verlaufen sind, zeichnet sich mittlerweile ein anderes Bild ab. Kiewer Zeitungen berichten über stark eingeschränkte Exporte von ukrainischem Getreide über die Krim-Frachthäfen. Insgesamt entfallen 7 % des gesamten Getreideumschlages aus der Ukraine auf die Krim. Der Handel vor Ort berichtet zudem über unsichere Ausfuhrmöglichkeiten von ukrainischen Häfen am Asowschen Meer, weil die Schiffe die Meerenge zwischen Krim und russischem Festland passieren müssen.
Der Finanzmangel im Agrarbereich könnte außerdem dazu führen, dass die Aussaat von Sommerkulturen geringer ausfällt. In Fachkreisen wird die Minderaussaat auf 20 % beziffert.

Zum Wetter: Trockenheit in den US-Plains, in Teilen von Osteuropa und in Australien schüren Sorgen um die Ernte 2014. In Deutschland und Westeuropa gibt es derzeit keine Einbußen. Der deutsche Raiffeisen-Verband rechnet für 2014 bisher mit einer Ernte auf Vorjahresniveau.

Zu den Exporten: Im März halten die hohen Exporte aus der EU an. Wie das internationale Handelshaus Töpfer berichtet, kommt es in den Häfen Rostock und Hamburg mitunter zu langen Wartezeiten. Der Iran gehört zu den großen Nachfragern. Ware aus der alten Ernte wird langsam knapp, vermutet man bei Töpfer. Insgesamt wird für diese Saison mit Rekordausfuhren aus der EU gerechnet. Das französische Analystenhaus Stratègie Grains setzt die EU-Weichweizenexporte 2013/14, wegen anhaltender Ausfuhren aus Deutschland, Rumänien und Polen nochmals um 2,3 Mio. t nach oben auf 25,6 Mio. t. Die hohen Ausfuhren werden darauf zurückgeführt, dass Importeure sich bei Geschäften mit der Ukraine zurückhalten könnten.

Wieviel Kraft die Getreidekurse angesichts der aktuellen Einflüsse noch nach oben haben, wird unterschiedlich diskutiert. Institutionelle Anleger haben in der letzten Woche ihre Long-Positionen beim Weizen wie auch beim Mais erhöht, was kurzfristig als Indiz für eine positive Markterwartung gilt. Zur Ernte 2014 könnte sich die Situation aber wieder entspannen. In den US-Weizenplains soll es im April wieder nasser werden, und bisher bleiben die Ernteerwartungen für die EU-Weichweizenernte positiv. Strategie Grains rechnet mit einem Anstieg um 2 % auf 137,7 Mio. t.

Am Kassamarkt werden die „stabilen Börsenkurse“ nur an den Hafenlagen 1:1 umgesetzt. A- bzw. B-Weizen liegt franko (angeliefert) Hamburg um 214-216 €/t. Die neue Ernte wird 8-10 €/t schwächer bewertet. In Mittel- und Süddeutschland werden E- bis B-Qualitäten um 185-190 €/t beboten. Auf diesen Niveaus bleiben die Abgeber aus. Die Ernte 2014 liegt 5 €/t darunter. Für Gerste wird ab mitteldeutscher Sta. ex Ernte 165 €/t gezahlt.
Mühlen und Mischer zeigen sich bis Juni versorgt und sitzen bessere Preise aus. Landwirte hoffen auf Wetterunbillen und halten an noch vorhandener Ware fest.
Bis auf weiteres bleiben die Preise im „politischen Wetterbarometer“ gefangen.

Brigitte Braun-Michels