Ölsaatenmarkt in Korrekturphase
Ohne Impulse laufen Ölsaatenkurse dem Rohölmarkt hinterher / Ernte in Südamerika steht vor der Tür.
In seiner neuen Schätzung hat der Internationale Getreiderat (IGC) sowohl die weltweite Maisproduktion, wie auch die Weizenproduktion weiter nach unten korrigiert. Die globalen Getreidelagerbestände sinken in Folge mit 328 Mio. t auf ein 5-Jahrestief. Bei den Sojabohnen rechnet der IGC für 2012/13 mit einer um 8 Mio. t höheren Produktion als bisher erwartet. Die weltweiten Bestände können um 3 Mio. t aufgestockt werden. Unterm Strich bleibt die Bilanz auch hier, mit Endbeständen von nur 27 Mio. t, angespannt.
Markt für pflanzliche Öle hat Defizit von 1 Mio. t
Die Folgeprodukte, sprich der Markt für pflanzliche Öle, weist ein Defizit von rd. 1 Mio. t auf. Trotz der erwarteten Rekordernte in Südamerika, die sich erst noch bestätigen muss, wird die weltweite Sojaölproduktion im Vergleich zum Vorjahr nur unwesentlich wachsen. Beim Rapsöl prognostizieren Analysten einen Bestandsabbau. Während die Nachfrage nach pflanzlichen Ölen für die menschliche Ernährung wächst, stagniert der Bedarf für die Biodieselproduktion. Lediglich der Palmölmarkt ist gut versorgt.
Rein versorgungstechnisch stehen also auch die Ölsaatenmärkte in einem festen Preiskorridor. Dass sich zu Wochenbeginn eine Verschnaufpause abzeichnet, liegt an fehlenden Impulsen. In solchen Zeiten ändern Marktteilnehmer gerne die Blickrichtung und lassen sich von der negativen Stimmung an den Finanzmärkten anstecken. Besonders deutlich wird das am Rohölpreis. Die amerikanische Sorte WTI notiert zurzeit auf dem Tiefstand vom Sommer dieses Jahres.
Da dem Sojabohnenmarkt neue Anreize fehlen, lässt dieser sich vom Rohölpreis eins zu eins beeinflussen. Die Rapskurse folgen wiederum der Bohne und suchen an der Pariser Matif die Marke von 480 €/t für die Ernte 2012 und 450 €/t für 2013 zu verteidigen.
Europaweit wieder mehr Flächen mit Raps ausgesät
Auf internationalem Parkett richten Agraranalysten in den nächsten Wochen ihr Augenmerk auf die Ernte in Südamerika. Werden die Hoffnungen auf Spitzenerträge, die bilanztechnisch bitter nötig sind, nicht erfüllt, dürfte der Ölsaatenmarkt neue Impulse erhalten. In Europa rücken die ausgesäten Rapsflächen in den Fokus. Es zeichnet sich ab, dass der Umfang der Rapsflächen weiter ausgedehnt wurde. In Deutschland dürfte vor allem der Norden wieder aufholen, der im letzten Jahr durch extreme Regenfälle zur Aussaat Einbußen verzeichnen musste. Auch in Süddeutschland sowie Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen wird mit einer größeren Rapsanbaufläche gerechnet. Lediglich in Mitteldeutschland bleiben die Zahlen gleich, weil die Grenzen der Fruchtfolge erreicht sind. Mäusebefall sorgt hier mitunter dafür, dass Flächen umgebrochen werden müssen.
Ölmühlenbetreiber ausreichend versorgt
Teilnehmer am Kassamarkt schauen dem Treiben auf dem Börsenparkett gelassen zu. Ölmühlenbetreiber haben sich aus der Ernte 2012 ausreichend versorgt und hoffen darauf, dass die Preisflaute anhält. Erzeuger lassen sich nach dem Verkauf der alten Ernte nicht aus der Ruhe bringen und warten jetzt ab, wie die Rapsfelder durch den Winter kommen, bevor weitere Mengen zur Ernte 2013 gebunden werden.
Weitere Korrekturen bei Ölsaaten nicht ausgeschlossen
Doch Vorsicht, sollte die „erhofften“ Impulse am Ölsaatenmarkt ausbleiben, sind fortgesetzte Korrekturen bei Raps und Co nicht auszuschließen. Erzeuger, die auf Nummer sicher gehen wollen, sollten dann zumindest einen Teil der Ernte 2013 mehr als Kosten denkend verkauft haben.
Brigitte Braun-Michels