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Ölsaaten verändern die Trendrichtung

Markt und Meinungen
14.05.2012

Sojabohnen- und Rapspreise brechen, trotz knapper Bilanzen, nach unten aus

Seit letzter Woche steht der gesamte Ölsaatenkomplex unter Druck. Während Ende April die Notierungen für die Sojabohne mit rd. 15 US-Dollar je Scheffel (rd. 35 Liter) auf Höchstniveau standen, sind am Freitag die Kurse regelrecht abgestürzt. Zu Wochenbeginn setzt sich der negative Trend fort.

Auf den ersten Blick passt diese Entwicklung nicht ins Bild. Die am 10. Mai veröffentlichten Zahlen aus dem US-Ministerium (USDA-Bericht) waren eigentlich förderlich (bullisch) für die weitere Preisbildung. Für die Saison 2011/12 reduzieren sich die weltweiten Sojabohnenendbestände um 2,28 Mio. t. Die Rate der Bestände zum Verbrauch (stock to use) sinkt auf 20,95 Prozent. Das hätte den Notierungen Auftrieb verleihen müssen. Das Gegenteil ist aber seit Freitag der Fall.
Wie Analysten beschreiben, ist der Aufwärtstrend bei der Bohne nun gebrochen und es bleibt offen, ob wichtige Stützpfeiler nach unten weiter halten.

Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. Schon vor Veröffentlichung der neuen Zahlen, hatten schwächere Wirtschaftdaten aus den USA und aus China, dem weltweit größten Abnehmer der Bohne dafür gesorgt, dass bei dieser, aber auch anderen Rohstoffen, wie beispielsweise dem Rohöl, mit Nachfragerückgängen gerechnet wird. In Folge sind langfristige Positionen Schritt für Schritt abgebaut wurden.

Unterstützt wird die negative Beurteilung der zukünftigen Preise seitens der Finanzanleger durch die europäische Schuldenkrise. Statt in Euro wird in US-Dollar investiert. Das verteuert die in US-Währung gehandelten Agrarprodukte, so auch die Bohne, zusätzlich.

Schließlich rechnen die Marktbeteiligten schon jetzt damit, dass zur Saison 2012/13 der Sojabohnenanbau durch die hohen Preise stärker angeheizt wurde, als bisher vermutet. Die US-Anbaufläche könnte um rd. 2 Mio. acres (0,8 Mio. ha) ausgedehnt worden sein. Auch in Südamerika dürfte es zu Produktionsanregungen kommen. Zudem ist das Wetter derzeit exzellent für die junge Bohnen- und Maissaat in den USA. Das könnte zur nächsten Saison die weltweiten Bestände komfortabel aufbauen.

Die Rapsnotierungen reagieren zu Wochenbeginn mit extremen Preisabschlägen auf die Vorgaben des Leitmarktes Sojabohne. Mit rd. 466 €/t ist beim Raps die Unterstützungslinie erreicht. Sollte diese nicht halten, ist die weitere Abwärtsbewegung, trotz extrem knapper Versorgungslage, vorprogrammiert.

Dass die Agrarmärkte, aller Versorgungsbilanzen zum Trotz, rote Zahlen schreiben, macht deutlich, wie vielfältig die Einflüsse am Ölsaatenmarkt sind. Zum Glück haben viele Erzeuger die Höchstpreise der vergangenen Wochen immer wieder genutzt, um gute Niveaus mit Hilfe von Kontrakten abzusichern. Das Ende der jetzigen Preisspirale bleibt offen. Die Entwicklungen an den Finanzmärkten die große Unbekannte!

Brigitte Braun-Michels