Neue Zahlen aus den USA bewirken Kurseinbruch
USDA-Bericht sorgt für leicht entspannte Bilanzen / Europäischer Getreidemarkt bleibt schlecht versorgt / EU-Maisernte unter Vorjahr
Die Ende letzter Woche veröffentlichte Schätzung des US-Landwirtschaftsministeriums zur weltweiten Versorgung mit Getreide und Ölsaaten (USDA-Bericht) ist unterm Strich bärisch (für die Marktpreise negativ) ausgefallen.
Die US-Sojabohnenernte wurde erneut heraufgesetzt, was die knappe Bilanz zwar nicht nachhaltig entschärft, seit Freitag aber für deutliche Abwärtskorrekturen bei den Preisen sorgt. Auch beim Weizen wurde die Bilanz nach oben korrigiert. Die EU-Exporte steigen um 1 Mio. t. Die US-Maiserträge fallen ebenso im Vergleich zum Vormonat höher aus. Bei erhöhtem Verbrauch bleiben die weltweiten Endbestände aber unverändert knapp. Am Montag solidarisierten sich die Maiskurse mit dem Sojakomplex im Verlauf „nach unten“.
Die Pariser Matif lässt sich von der „schlechten Stimmung“ anstecken. Die Zahlen sehen zu Wochenbeginn durch die Bank rot aus. Von einer Nachhaltigkeit dieser Abwärtskorrektur sind Marktbeteiligte beim Getreide allerdings nicht überzeugt.
Am deutschen Getreidekassamarkt bleiben die Vorgaben der Börsen sowieso unbeachtet. Die Weizenkurse werden im Norden durch stetige Exporte in Schach gehalten. Die Maiskurse stabilisieren sich zum Ernteende allmählich wieder.
Im Sommer haben die Maispreise in Europa Rückenwind durch schlechtere Ernten in Rumänien, dem größten Maiserzeuger in der EU und Ungarn, dem drittgrößten EU-Produzenten erhalten. An der Matif wurden im August/September als Konsequenz auf die absehbare EU-weite schlechte Versorgungssituation Spitzenpreise von bis zu 270 €/t notiert. Mit Beginn der Körnermaisernte in den westlichen EU-Ländern haben die Preise eine Abwärtsbewegung gezeigt. Im September/Oktober lag der Tiefstpreis bei 230 €/t. Grund: In Westeuropa zeichnet sich eine Körnermaisernte ab, die auf dem hohen Niveau des Vorjahres liegt. Wie der letzte Bericht aus dem US-Ministerium bestätigt, liegt die EU-Maiserzeugung mit knapp 55 Mio. t dennoch 10 Mio. t hinter dem Vorjahr zurück. Die notwendigen Importe in die EU beziffert das USDA auf 6,5 Mio. t Körnermais.
Vorerst dürften diese Zahlen reichen, um dem Maismarkt schnell wieder auf die Füße zu helfen. Hiesige Marktbeteiligte vermuten, dass die Maiskurse auf das Niveau der Futterweizenpreise herauf wandern. Derzeit beträgt die Differenz zum Futterweizen rd. 20 €/t.
Im Süden Deutschlands haben die Maispreise schon jetzt kräftig aufgeholt und werden für die Termine Januar/März um 240 €/t ab Station gehandelt, Tendenz fest. Richtung Veredlungsstandorte Südoldenburg liegen die Vermarktungspreise bei 260 €/t franko (frei Lager). Auf diesem Niveau bleibt der Handel verhalten. Verarbeiter sind aus der Ernte vorerst versorgt und Erzeuger, die noch über Vermarktungsmengen verfügen, halten in der Hoffnung auf eine weitere Stabilisierung der Preise die Füße still. Rein mengenmäßig könnten sie damit Recht behalten. Sowohl beim Mais, wie auch beim Getreide ist der europäische Markt in dieser Saison sehr knapp versorgt und auf „Hilfe“ von Importeuren angewiesen. Doch Vorsicht: Sollte die Ernte in Südamerika so gut ausfallen wie bisher vermutet, sind dem Markt weitere Dämpfer sicher. Bleiben die hohen Erwartungen jedoch aus, haben die Maispreise gute Chancen auf eine weitere Stabilisierung.
Erzeuger, die jetzt mit noch nicht vermarkteten Mengen abwarten, sollten in den nächsten Wochen und Tagen vor allem ein Auge auf die Wettermärkte in Südamerika werfen.
Brigitte Braun-Michels