Müde Bewegungen an den Börsen
In Chicago und Paris heben sich die Einflussfaktoren nahezu auf / Neue Ernte noch nicht im Fokus
Nachdem die Agrarfutures letztes Wochenende in Chicago (CBOT) Federn lassen mussten, zeigten sich zu Wochenbeginn am 4. Februar nur kurz grüne Zahlen. Der negative Unterton hält an. An der Pariser Matif Nyse, Euronext) bleiben die Weizenkurse im Seitwärtstrend zwischen 240- 250 €/t. In welche Richtung könnte der Wind in den nächsten Tagen wehen?
Die Kurse in Übersee profitieren derzeit von den Währungsverschiebungen. Ein schwacher US-Dollar lässt US-Exporte am internationalen Markt konkurrenzfähiger werden. Der letzte Ägypten-Tender ist vor diesem Hintergrund den USA zugeschlagen worden.
Obwohl in Südamerika eine sehr gute Ernte eingefahren wird, macht die Logistik dem Bedienen der Exportmärkte einen Strich durch die Rechnung. Aufgrund der hohen Nachfrage nach Mais sind die Kapazitäten an den südamerikanischen Häfen mehr als ausgelastet. Für das Bedienen der Sojabohnenkontrakte fehlt es schlichtweg an Schiffskapazitäten, erklären Marktanalysten. Während im Januar 2012 bereits über 1 Mio. t Sojabohnen die südamerikanischen Häfen aus der laufenden Ernte verlassen hatten, sind es im Jahr 2013 nur rd. 285 000 t. Nicht umsonst hat China sich zuletzt wieder mit US-Sojabohnen eingedeckt. In Chicago wird das zu Wochenbeginn mit kräftigen Aufschlägen belohnt.
Des einen Freud ist des anderen Leid: für europäischen Weizen führt die Abwertung der US-Währung und damit verbunden die Aufwertung des Euro zu Exportnachteilen. Deshalb profitieren die Notierungen für Weizen und Co an der Matif nur begrenzt von positiven Vorgaben aus den USA.
Die neue Bedarfsschätzung aus dem US-Ministerium (USDA-Bericht), die in dieser Woche, am Freitag, erscheint, dürfte dem Markt neue „Hinweise“ geben. International tätige Analysten rechnen damit, dass es keine großen Verschiebungen bei den Erzeugungsmengen gibt. Sollte der Bericht jedoch bestätigen , dass es zu Nachfragerückgängen kommt, weil US-Ethanolwerke mangels Rentabilität ihre Kapazitäten nicht auslasten und teilweise Werke geschlossen haben, werden die Notierungen einen weiteren Dämpfer erhalten.
Am europäischen Markt werden mit der zukünftigen Ausrichtung der Bioenergiepolitik neue Weichen gestellt. Sollte sich die Diskussion um die Nachhaltigkeit negativ auf den Bioethanolverbrauch auswirken, bleiben die Börsenpreise davon nicht unverschont.
Der Blick auf die neue Ernte 2013 tritt derzeit in den Hintergrund. Crop Ratings in den USA zeigen, dass ausgesäter Winterweizen unter der Trockenheit schon jetzt Schäden davongetragen hat. In Argentinien ist die Neuaussaat der Bohne von mangelnder Feuchtigkeit belastet. Sollten sich die Trockenperioden fortsetzen, wird der Markt neue Impulse erhalten.
Vorerst gibt es keine schlagkräftigen Argumente, welche die Börsen hüben, wie drüben dauerhaft in eine bestimmte Richtung treiben können. Die Einflüsse heben sich regelrecht gegeneinander auf. Der Seitwärtstrend setzt sich vor diesem Hintergrund mit Ausschlägen vermutlich fort.
Dass Landwirte am Kassamarkt mit Ihrer Vermarktung zurückhaltend bleiben, ist nachvollziehbar. Durch den Verkauf des größten Teils der Ernte zu guten Preisen ist die Liquidität der Unternehmen vorerst sicher gestellt. Mit dem Wissen, dass der europäische Markt in dieser Saison knapp mit Ware versorgt ist, könnten hiesige Weizen- und Maispreise sich in den nächsten Wochen sogar noch etwas „sportlicher entwicklen“. Die Vermarktung der Ernte 2013 sollte bei nach wie vor attraktiven Preisen und den erwähnten Verbrauchsrisiken allerdings nicht aus dem Auge verloren werden.
Brigitte Braun-Michels