Marktpreise für Getreide und Raps bleiben gedrückt
Experten der Commerzbank legen Prognose für das vierte Quartal 2014 ab
Weil für 2014 erneut hohe weltweite Ernten avisiert werden, sind die Preise für Getreide und Ölsaaten aktuell auf mehrjährigen Tiefstständen angekommen. Das bestätigen Analysten der Commerzbank.
Die Weizenpreise in Chicago haben sich seit September 2013 um 30 Prozent vermindert. Derzeit notiert Weizen an der CBOT auf einem Vierjahrestief. An der Pariser Matif (Nyse Euronext) markieren die Weizenkurse mit 180 €/t ein Zweieinhalbjahrestief. Für das Jahr 2014/15 wird zwar eine global kleinere Weizenproduktion erwartet, jedoch mit einem weiteren, kleineren Angebotsüberschuss. Vor allem für die EU (um 140 Mio. t), China und Indien wird in dieser Saison mengenmäßig eine sehr gute Weizenernte erwartet. Die Fachleute der Commerzbank befürchten, dass es kurzfristig für die EU-Weizenpreise kaum Erholungsmöglichkeiten gibt. Gründe: Geringeres Exportpotenzial, Erntedruck, Konkurrenz aus der Schwarzmeerregion. Für das vierte Quartal 2014 prognostizieren die Spezialisten eine Pariser Weizennotierung von 180 €/t.
Auch die Maispreise notieren an der internationalen Börse in Chicago (CBOT) mit rund 380 Cent/Scheffel auf einem Vierjahrestief. Es wird jetzt davon ausgegangen, dass das Rekordernteniveau aus der vergangenen Saison nahezu wiederholt werden kann. Die Lagerbestände in den USA, die sich nach der guten Ernte 2013 noch immer auf relativ niedrigem Niveau bewegen, dürften sich 2014/15 weiter erholen. Wetterrisiken sind dabei ausgeschlossen. Auch die Ukraine-Krise könnte sich noch weiter auswirken. Immerhin ist die Ukraine zum Hauptlieferanten für nicht genmanipulierten Mais in die EU geworden. An der Pariser Matif erwarten die Analysten der Commerzbank einen Maispreis zum vierten Quartal 2014 von 170 €/t. Lieferengpässe aus der Ukraine nicht berücksichtigt.
Weil die landwirtschaftlichen Erzeuger in den USA ihre Sojabohnenfläche zur Saison 2014/15 um etwa 11 Prozent ausgedehnt haben, ist der Sojabohnenpreis in die Knie gegangen. Für Sojabohnen wird derzeit so wenig bezahlt wie zuletzt vor vier Jahren. Mit einer US-Sojabohnenernte von über 100 Mio. t und einer weltweit geschätzten Produktionsmenge von 300 Mio. t werden Rekordniveaus erreicht. Ob sich der Sojabohnenmarkt in dieser Saison erstmals wieder zum Überschussmarkt entwickelt, hängt von der Nachfrage aus dem Reich der Mitte ab. Bisher sieht es so aus, dass die chinesischen Importe weiter zulegen. Die Sojabohnenbestände in den USA dürften sehr knapp bleiben. Die Analysten der Commerzbank gehen deshalb von einer Erholung der CBOT-Notierungen für die Bohne aus.
Die Rapspreise bleiben im Fahrwasser der Sojabohnennotierungen ebenso gedrückt. An der Pariser Matif (Nyse, Euronext) werden mit rd. 330 €/t Kontrakttiefs erzielt. Die Versorgungsbilanz beim Raps in der EU bleibt trotz hoher erwarteter Erntemenge knapp, teilweise wird sogar mit einem neuen Defizit gerechnet. Kanada dürfte das Rekordergebnis aus dem Jahr 2013 nicht halten können, vermuten Marktbeobachter. Für die EU rechnet das Analysehaus Oil-World mit einer Rapsernte von 22 Mio. t. Kurzfristig ist nicht mit einer Knappheit beim Raps zu rechnen. Die Experten der Commerzbank kalkulieren, vor dem Hintergrund, dass der Sojabohnenmarkt sich wieder erholt, mit einem Rapspreis von 340 €/t an der Pariser Matif für das vierte Quartal 2014.
Die Ernte in Deutschland wird derweil von regelmäßigen Regenfällen unterbrochen. Die Erträge fallen bisher sehr differenziert aus. Im Südwesten (Baden-Württemberg) und Nordosten (Mecklenburg-Vorpommern) wird nur von mittleren Ertragsniveaus berichtet. Beim Weizen werden die Notierungen beflügelt von der Sorge um Qualitätseinbußen. Anhaltende Regenfälle könnten sich negativ auf die Fallzahlen auswirken. Zum Wochenende haben die Matif-Notierungen für Weizen ex Ernte leicht unter der Marke von 180 €/t geschlossen. Die Rapsernte ist in weiten Teilen Deutschlands bereits abgeschlossen. Weiterer Preiserntedruck wird nicht erwartet. Es wird eher von positiven Impulsen der Bohne ausgegangen. Für August schloss die Matif am Freitag bei 317,5 €/t, der November bei 327,50 €/t.
Erzeuger sollten die Weizennotierungen im Auge behalten und Preisauftriebe, die durch Qualitätsdiskussionen ausgelöst werden könnten, nicht ungenutzt lassen.
Brigitte Braun-Michels