Markt richtet sich technisch aus
Wettermarkt gibt den Börsen Aufschwung/ Hohe Vorräte belasten die Notierungen vorerst weiter
Am internationalen Markt für Agrarcommodities haben sich die Vorzeichen seit letzter Woche stabilisiert. Wettermärkte unterstützen den Aufschwung. Ob der von Dauer ist, darf vorerst bezweifelt werden.
An der Börse in Chicago (CBOT) hat sich Weizen auf ein sieben Wochenhoch verteuert. Auch die Pariser Matif (Euronext) nahm die positiven Vorzeichen von Übersee auf. Als Ursache nennen Analysten das trockene Wetter in Russland. Es wird vermutet, dass sich bereits ausgesäte Pflanzen im Boden nicht weiter entwickeln können. Auf der anderen Seite verfügt der Weizenmarkt mittlerweile über rekordhohe Lagerbestände. In den USA werden die Bestände aktuell auf knapp 2,1 Mrd. Scheffel beziffert. Damit liegen sie 9,5 Prozent über dem Vorjahr. Ernüchternd ist auch die Nachricht aus Russland, die Exportsteuer zu senken. Die Mindeststeuer wird jetzt von 50 Rubel auf 10 Rubel vermindert.
Am Exportmarkt dürfte Russland vorerst mit der Nase vorn bleiben. Ägypten hat in der letzten Woche insgesamt 235 000 t Weizen den Zuschlag erteilt. 60 000 t kommen aus der Ukraine und 235 000 t aus Russland. Französische Ware ist wegen des Frachtnachteils schon jetzt 2 bis 3 US-Dollar pro Tonne zu teuer.
Dennoch wurden in Paris die Impulse von Übersee aufgenommen. Während sich für Dezember die Notierungen auf rund 175 €/t stabilisiert haben, sind die Kurse im Frühjahr März/Mai sogar noch 10 €/t fester (185 €/t).
Beim Mais belaufen sich die US-Vorräte auf 1,73 Mrd. Scheffel. Das entspricht der Einschätzung der Vormonate und hat den Markt deshalb nicht sonderlich überrascht. In Paris ist Mais mit 163 €/t für Dezember etwa 10 €/t billiger als Weizen. Im Frühjahr steigen die Kurse auf 175 €/t. Die europäische Maisernte ist jetzt überall voll im Gange. In Deutschland hat die Körnermaisernte begonnen und im Norden der Republik wird Silomais gehächselt. Die Ernteergebnisse beim Körnermais schwanken zwischen 30 bis 80 dt/ha. Da die Ernte insgesamt kleiner ausfällt, kommt es nicht zu Lagerengpässen.
Der Sojabohnenmarkt wird durch die fortlaufende Sojabohnenernte in den USA gedrückt. Die Ergebnisse bestätigen die hohen Ertragsschätzungen aus dem US-Ministerium. Die Sojabohnenendbestände aus der letzten Ernte fallen allerdings niedriger aus, als bisher angenommen.
In Paris notieren die Rapspreise um 370 €/t. Für spätere Termine liegen die Kurse sogar leicht niedriger. Dem Ölsaatenmarkt werden damit keine guten Prognosen ausgestellt. Der schlecht versorgte Rapsmarkt scheint vom insgesamt üppig versorgten Ölsaatenmarkt überschattet zu werden.
Die Erzeuger in der EU haben mit ihrer Rapsaussaatfläche zur Ernte 2016 auf das gedämpfte Preisniveau reagiert und behalten den erniedrigten Flächenumfang von rd. 6,5 Mio. ha bei. Insgesamt ist die Aussaat in der EU unter günstigen Bedingungen verlaufen.
Am deutschen Getreidekassamarkt unterstützt die Diskrepanz der Börsenpreise mit Aufgeldern für spätere Termine die Wartehaltung der Verkäufer sprich Landwirte. Wer seinen Weizen gelagert hat, wartet auf bessere Zeiten. A–Weizen notiert franko (angeliefert) Hamburg (HH) bei 179 €/t für Oktober. Franko Würzburg werden 5 €/t weniger bezahlt. Mühlen im Rheinland/Westfalen bieten für Oktober bis Dezember 185-186 €/t. Im Raum Halle Erfurt wird für A-Weizen 160 €/t ab Station gezahlt. E-Weizen ist 5 €/t teurer. Sommerbraugerste wird für die Termine Jan-März 2016 mit 180 €/t ab Station beboten. B-Weizen ist 5 €/t und Futterweizen 10 €/t billiger als A-Weizen. Gehandelt wird derzeit allenfalls aus Liquiditätsgründen. Vorerst scheint dies, mit Ausnahme der Braugerste, die richtige Strategie zu sein.
Brigitte Braun-Michels