Maispreise an den Börsen schwanken wetterbedingt
Preisrisiko bleibt hoch
Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln, so könnte man das Auf und Ab der Maiskurse am internationalen Parkett (CBOT) beschreiben. Noch in der letzten Woche machten Gerüchte um das ungünstige Anbauwetter für Mais die Runde. Schneefälle hatten im mittleren Westen der USA dafür gesorgt, dass die Sorgen um eine verspätete Aussaat immer mehr gestiegen sind. Eine Faustregel in den USA besagt, dass nach dem 20. Mai ausgesäter Mais nur noch mit Mindererträgen geerntet werden kann. Vor diesem Hintergrund haben die Börsianer vorsorglich die Anbauausdehnung der Sojabohne eingepreist, die spätere Aussaattermine „verträgt“. Infolgedessen verteuerten sich die Maispreise innerhalb einer Woche um sieben Prozent. Das war der höchste Preisanstieg seit Juli vergangenen Jahres. Zu Beginn dieser Woche wendet sich das Blatt wieder. Jetzt ist das Wetter in den USA trockener und die Böden dürften für die Aussaat befahrbar sein. Wenn die Maiskörner zügig in den Boden kommen, sind zumindest die Anbaudaten für die kommende Ernte günstig. Also runter mit den Kursen.
Analysten beschreiben, dass für diese Jahreszeit Kursschwankungen, die sich am Wetter ausrichten, vollkommen normal sind. Das ist aber nur eine Seite der Medaille. Besonders beim Mais spiegelt sich an den sensiblen Börsenbewegungen die knappe Bilanzsituation wieder. Seit 2008 sind die weltweiten Endbestände beim Mais kontinuierlich reduziert worden und haben im letzten Jahr mit rund 117 Mio. t den Tiefstand erreicht. In den USA, dem weltweit größten Maisexporteur, sind die Endbestände 2012 auf ein Drittel der Bestände des Jahres 2008 geschrumpft. Neue Prognosen des US-Ministeriums gehen davon aus, dass die Bestandspolster bei besseren Ernten wieder auf das Niveau von 2010 heranwachsen. Der internationale Getreiderat ist noch optimistischer. Sollten diese Schätzungen zutreffen, erreichen wir wieder die „Zustände“ des Jahres 2008.
Diese Zahlen lassen zwar Optimismus aufkommen. Auf der anderen Seite lebt der Maismarkt seit Jahren von der „Hand in den Mund“. Die Produktion kann den Bedarf aus dem Futtermittelsektor und der Ethanolindustrie kaum decken. Bestände werden nur mühselig aufgebaut. Zu Deutsch: Es werden jedes Jahr weltweit gute Maisernten gebraucht, um dem Nachfragepotenzial gerecht zu werden. Beim Weizen ist die Versorgungssituation weltweit etwas entspannter. Missernten sind aber auch hier kaum erlaubt. Sollten die Wettermärkte in dieser Saison weiterhin günstig verlaufen, ist für die Bestände von Mais, Weizen und Co. eine Verschnaufpause angesagt. Damit ist auch für die Preise eine weitere Abwärtsentwicklung möglich. Sollten sich jedoch in wichtigen Produktionsregionen dieser Welt Ernteeinbußen zum Beispiel durch Trockenheit abzeichnen, ändern die Vorzeichen schneller als gedacht die Richtung.
Erzeuger scheinen sich dieser Entwicklung bewusst. Weil sie das Risiko von weiteren extremen Preiseinbußen als gering einschätzen, ist die Kontraktbereitschaft für die Ernte 2013 auf „Null“ gesunken. Händler schätzen sogar dass, trotz guter Preisabsicherungsmöglichkeiten von bis zu 240 €/t ab Station im Herbst 2012, nur 10 bis 20 Prozent der Ernte für die kommende Saison preislich fixiert wurde. Aktuell kann Weizen für rund 210 €/t franko Ernte 2013 abgesichert werden. Es bleibt dabei, dass Spekulationen mit dem Wetter immer ein hohes Risiko in sich bergen. Schenkt man den Analysten der Maklerfirma Kiefer Glauben, beinhalten die Finanzmärkte weiterhin ein gewaltiges Risikopotential. Diesem Sog können sich auch die Agrarcommodities nicht entziehen, wie uns die Vergangenheit gelehrt hat.
Brigitte Braun-Michels