Mais bleibt weltweit knapp
Unerwarteter Rückgang der US-Lagerbestände stützt die Preise / Deutsche Maisernte scheint durchschnittlich auszufallen.
Dass der Münchener Agrarkonzern BayWa mit zwei Übernahmen endgültig zum Global Player wird, schlug am Wochenende der Verkündung in der gesamten deutschen Agrarhandelsszene wie eine Bombe ein. Mit dem Kauf des niederländischen Händlers Cefetra und der Mehrheitsbeteiligung am norddeutschen Handelshaus Bohnhorst verdoppeln die Münchener Genossen ihren Jahresumsatz auf rd. 10 Milliarden Euro. Dieser Deal ist ein Beispiel für die rasante Entwicklung der Internationalisierung des Agrarhandels. Und er macht deutlich, wie wichtig es ist, über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen, um wichtige Markttrends abzuleiten sowie vor Überraschungen gefeit zu sein.
Ähnlich durchschlagend quittierten am Freitag die Börsen die unerwartet hohe Rücknahme der US-Lagerbestände beim Mais auf 988 Mio. bushel (etwa 25 Mio. t). In den USA werden die niedrigsten Bestände seit acht Jahren erreicht. Diesen massiven Rückgang der Lagermengen hatten Marktteilnehmer so nicht erwartet. Nachdem die Notierungen an den internationalen Börsen (CBOT) im Vorfeld gewaltig Federn gelassen hatten, stiegen sie mit der Meldung vom letzten Wochenende im September auf ein Plus von 5,6 Prozent bis an das zulässige Tageslimit.
Grund für den weiteren Bestandsabbau in den USA ist die anhaltend hohe Nachfrage aus dem Futtermittelsektor. Auch in Europa fällt die Maisernte schlechter als erwartet aus. Der europäische Getreidehandelsverband Coceral hat die EU-Maisernte in dieser Saison um fast 10 Mio. t auf 55,98 Mio. t gesenkt. In Rumänien ist als Folge der Dürre der Maisertrag um 50 Prozent auf 5,2 Mio. t zurückgegangen. Selbst in Ungarn wird mit 4,7 Mio. t nur noch halb so viel, wie im Vorjahr geerntet. Dass die deutsche Maisernte einen Teil dieser Verluste kompensieren kann, zeichnet sich bisher nicht ab. Erste Ernteergebnisse fallen beim Körnermais sehr unterschiedlich aus und lassen bestenfalls eine durchschnittliche bis gute Ernte in Höhe des Vorjahres (2011) von rd. 5 Mio. t erwarten.
Vor diesem Hintergrund bleiben die Preiserwartungen am Kassamarkt hoch. Während Händler im Mitteldeutschland Mais zum Preis von 240 €/t franko erwerben wollen, liegen die Erwartungen der Verkäufer 20 bis 40 €/t über den Offerten. Ob sich Preise in dieser Höhe realisieren lassen, bleibt abzuwarten. Wenn die Ernte richtig angefangen hat, dürften Druckpartien zunächst für eine weitere Preisberuhigung sorgen.
Ob die Kurse dann wieder Aufstiegspotential haben, bleibt abzuwarten.
Schon zu Beginn des Monats Oktober haben sich die Börsen in den USA wieder beruhigt. Während die Weizen- und Sojabohnennotierungen sich in die roten Zahlen gedreht haben, können die Maiskurse noch ein Plus verzeichnen. An der Pariser Matif bleibt der negative Unterton beim Mais erhalten. Das ist der laufenden EU-Ernte geschuldet.
Für das Preispotential der nächsten Wochen und Monate ist der Futtermittelsektor von besonderer Bedeutung. Sollte das Preisniveau hoch bleiben, oder sich sogar noch weiter nach oben bewegen, ist mit empfindlichen Nachfragerückgängen sowohl in den USA, wie auch hierzulande zu rechnen, befürchten Fachleute. Nicht vergessen werden darf der Bedarf am Internationalen Markt. Hier zählt China zu einem der größten Verbraucher. Führt die wirtschaftliche Situation im Reich der Mitte zu einer Beschränkung des Fleischkonsums beim Durchschnittsbürger, könnte der Konsum auch hier beeinträchtigt werden.
Aufwärtspotential bieten nach wir vor mögliche Exportrestiktionen aus der Schwarzmeerregion und unerwartete Ertragsrückschläge auf der Südhalbkugel. Bisher werden die Ernteerwartungen beim Mais für diese Region extrem positiv bewertet.
Dass Erzeuger hierzulande, die über Lagermöglichkeiten verfügen, zu Beginn der Ernte die Füße still halten, ist nachvollziehbar. Jedoch bleibt ein wachsames Auge ratsam, denn mit jeder weiteren Preisstabilisierung wird das Risiko von Verbrauchsreaktionen größer.
Brigitte Braun-Michels