Märkte bleiben unter Druck
Kassapreise folgen den negativen Börsenvorgaben / Sechs Wochen vor Erntebeginn bleiben weltweite Ertragsaussichten positiv
An der internationalen Börse in Chicago (CBOT) haben die Weizenpreise letzte Woche wetterbedingt Federn lassen müssen. Bei den Maispreisen zeigt sich ein stabilerer Verlauf. Dieses Mal bleiben auch der europäische Markt (Nyse, Euronext) und die Kassapreise nicht verschont.
Regenfälle in den Great Plains (USA) begünstigen die Ertragsaussichten beim Weizen. Vom eng korrelierenden Maismarkt fehlen zudem Aufwärtsimpulse, weil die zunächst verzögerte Maisaussaat auf das Durchschnittsniveau der Vorjahre aufgeholt hat. Große Einschränkungen des geplanten Anbauumfangs sind beim Mais nicht mehr zu erwarten. Die wöchentlichen COT-Daten (Auswertungen über Anlageverhalten am Rohstoffmarkt, Stand 21. Mai) zeigen, dass die Nettoshortpositionen auf dem höchsten Niveau seit März vergangenen Jahres liegen. Das ist ein Hinweis darauf, dass die Anleger kurzfristig bei ihrer schwachen Einschätzung des Weizenmarktes bleiben. Weil die Woche in den USA mit einem Feiertag eingeläutet wird, fehlen zu Wochenbeginn weitere Impulse der internationalen Börse.
In Paris an der europäischen Matif (Nyse, Euronext) werden die Minuskurse zu Wochenbeginn fortgesetzt. Dafür sind in erster Line bessere Ernteerwartungen verantwortlich. Das französische Analystenhaus Strategie Grains hat die EU-Weizenernte mit 130,9 Mio. t um fünf Prozent über dem Vorjahr beziffert. Die Gerste wird mit 55,3 Mio. t rund ein Prozent über dem Vorjahr geschätzt. Die größte Anbaumengenausdehnung wird in Europa beim Mais mit insgesamt 66,4 Mio. t geschätzt (plus 15 Prozent zum Vorjahr). In Russland schreitet die Sommergetreideaussaat stetig voran.
Am Kassamarkt sind die Preise für die alte Ernte aus 2012 in den letzten Monaten um etwa 40 bis 50 €/t gesunken und liegen zu Wochenbeginn bei 230 €/t franko Hamburg. A-Weizen wird im Rheinland mit 240 €/t franko Mühle bewertet und E-Weizen franko Thüringen liegt bei 248 €/t. Es scheint sich die alte Händlerweisheit zu bestätigen, dass "teure Ware nicht alle wird". Die Nachfrage von Mühlen und Mischfutterindustrie wurde kontinuierlich bedient. Vor allem bessere Qualitäten liegen noch auf Halde. Von Seiten der Mischfutterindustrie ist zudem der Futterweizen zugunsten des billigeren Mais in den Mischungen stark zurückgenommen worden.
Franko mitteldeutsche Mühlen bewegen sich die B-Weizenkurse zum Herbst 2013 um 210 €/t. Gerste liegt um 190 bis 200 €/t franko Mitteldeutschland. Sowohl für Ware aus der alten Ernte, wie auch für die neue Ware ist das Handelsvolumen sehr gering, erklären Marktbeteiligte.
Sechs bis sieben Wochen vor der Ernte zeichnet sich bisher kein Mangel an verfügbarem Getreide ab. Wie die Ergebnisse am Ende ausfallen, bleibt immer noch ein zugebundener Sack. Erinnern wir uns: Vor einem Jahr wurde zu diesem Zeitpunkt noch eine riesige Maisernte in den USA prognostiziert, die sich dann mit der Dürre im Sommer erledigen sollte. Sollten sich die hohen Ernteprognosen allerdings bestätigen, sind weitere Preisabschläge auf das Niveau um 180 €/t franko für B-Weizen durchaus denkbar. Wenn sich Trockenheit oder Extremniederschläge einstellen, kann sich das positive Ertragsniveau aber schnell wieder ändern. Erzeuger, die bis dato keine Kontrakte für die Ernte 2013 geschlossen haben, sollten sich vor Augen führen, dass auch auf dem aktuellen Niveau Teilmengen mit Gewinn abgesichert werden können.
Brigitte Braun-Michels