Krim-Krise mit Preisfolgen
Kontraktverzug aus der Ukraine lässt Nachfrage aufflackern/ Raps profitiert von Kanadas Logistikproblemen
... und wenn Du denkst es geht nichts mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her ... so könnte man die bullische (positive) Marktentwicklung in Übersee und Paris erklären. Zu Wochenbeginn zeigen die Vorzeichen von Weizen, Mais und Co. sowohl an der Börse in Chicago (CBOT) wie auch in Paris (Nyse, Euronext) grüne Vorzeichen. Die Gründe sind „(geo)politisch“!
Russische Truppen verschaffen sich die Kontrolle über wichtige militärische und zivile Einrichtungen auf der ukrainischen Halbinsel Krim. Als Folge erwägen westliche Politiker, Russland wieder aus der Gruppe der G8 Staaten (USA, Großbritannien, Kanada, Japan, Frankreich, Deutschland, Italien und Russland) auszuschließen. Handelspolitische Auswirkungen sind absehbar.
Die Krim-Krise lässt in weiser wirtschaftlicher Voraussicht die Aktienmärkte ins Bodenlose sinken. Anleger setzen wieder verstärkt auf sichere Rohstoffhäfen. Gold hat zu Wochenbeginn den höchsten Stand seit vier Monaten erreicht. Auch für die Agrarcommodities bleiben Folgen nicht aus.
Die Ukraine ist der sechst wichtigste Weizenexporteur der Welt. Beim Mais steht das Land mit den schwarzen Böden sogar auf Platz drei. Marktbeobachter weisen schon jetzt auf Lieferverzögerungenhin, weil mehrere Schiffstonner mit Mais und Weizen noch in den ukrainischen Häfen verharren. Außerdem sollen Erzeuger ihre Ware zurückhalten, weil sie mit dem Verfall der einheimischen Währung rechnen.
Zweiter marktfördernder Faktor für Weizen sind die anhaltend niedrigen Temperaturen und Fröste in den USA, die noch von Trockenheit begleitet werden und das Wachstum der jungen Weizenpflanzen beeinträchtigen können.
Abnehmer, die sich auf Ware aus der Ukraine verlassen haben, müssen vermutlich ihre Kontrakte stornieren und neu einkaufen. Dies stützt besonders die Kurse für Ware aus der alten Ernte. DieWeizennotierungen in Paris sind zu Beginn der Woche um fast 10 €/t auf 210 €/t für März 2014 gestiegen. Auch Mais notiert mit einem Plus von rund 5 €/t wieder über 180 €/t für die alte Ernte. Dass die Ernte 2014 beim Weizen 10 €/t billiger ist, führen Marktanalysten auf die weltweiten Flächenausdehnungen zurück.
Interessant ist zudem der Blick auf die Rapsnotierungen. Hier schlägt weniger die politische Krise, sondern vielmehr der Wettermarkt zu Buche. Seit Jahresende 2013 kämpft Kanada mit logistischen Problemen. Canolaraps kann, trotz der großen Ernte, nicht außer Landes kommen. Abnehmer buhlen um australische und europäische Ware und hieven die Rapsnotierungen in Paris damit wieder an die Marke von 400 €/t. Analyst Robert Theis von der Firma Kiefer beschreibt die Preisentwicklung als logistische Rallye. Sobald Kanada wieder lieferfähig ist, dürften sich die Rapspreise wieder beruhigen. „Wer diesen Auftrieb zum Verkauf der alten Ernte nicht nutzt, ist selber schuld,“ so Theis.
An den Folgen der Krim-Krise wird deutlich, dass Märkte, die durch gute Ernten entlastet werden, für Preissenkungen zu haben sind. Jedoch sind die weltweiten Bestände nach wie vor so „dünn“, dass Krisen schnell für Gegenreaktionen sorgen können. Aus der charttechnischen Analyse geht hervor, dass sich die Notierungen für Weizen und Co. derzeit wieder in einem Aufwärtstrend befinden. Den gilt es genau zu beobachten.
Sollte sich die politische Situation in der Ukraine in den nächsten Wochen und Monaten entschärfen und das Wetter mild bleiben, geht es preislich wieder abwärts. Wenn die Krise sich fortsetzt und womöglich das Frühjahr eine Trockenheit beschert, dürfte es „weiter brennen“. Landwirte sollten den Markt jetzt genau beobachten. Wer auf Nummer sicher gehen will, nutzt das aktuelle Lichtlein zur weiteren Absicherung der eigenen Liquidität.
Brigitte Braun-Michels