Kommen neue Preishochs?
Seit dem Wochenende zeigen die Notierungen wieder Richtung Norden / Feste Tendenz am Markt hält an
Nach einer Phase der Konsolidierung ziehen die Kurse für die Agrarcommodities seit Ende letzter Woche wieder an und setzen den Trend zu Wochenbeginn fort.
Ölsaaten
Ganz vorne steht der Ölsaatenmarkt, der zuvor auch die meisten Verluste einstecken musste. Letztere waren der laufenden Ernte in den USA geschuldet. In der Erntesituation erhöht sich automatisch kurzfristig das Angebot. Das hat bei der Sojabohne seit Wochen für „negative Schlagzeilen“ gesorgt. Da die Bilanz bei den Ölsaaten jedoch mittelfristig betrachtet eng bleibt, scheint die Verschnaufpause mit dem Ernteende vorerst vorbei zu sein.
Schlechteste EU-Maisernte seit fünf Jahren
Nach aktuellen Schätzungen des europäischen Analystenhauses Strategie Grains liegt die europäische Maisernte unter den bisherigen Erwartungen. Grund: Die Durchschnittserträge in Südosteuropa, wo die Ernten allmählich beendet werden, fallen niedriger aus als bisher erwartet. Mit einer EU-Gesamtproduktion von 52,8 Mio. t unterwandern die französischen Analysten die letzte Prognose des Internationalen Getreiderates (IGC), der noch mit einer Gesamtproduktion von 55 Mio. t gerechnet hat. Für Europa bedeutet dieses Ergebnis die schlechteste Maisernte seit fünf Jahren und einen erhöhten Importbedarf. Das wird die weltweite enge Bilanz weiter schmälern. Erst mit Erntebeginn in Südamerika im Frühjahr 2013 könnte es neue Mengenimpulse für den Markt geben.
Weizenernte in Argentinien geringer
Die Weizennotierungen bleiben im festen Seitwärtstrend. Dass die argentinische Weizenernte jetzt auf 11,5 Mio. t (von 13,2 Mio. t) reduziert wird, unterstützt diese Tendenz. Sollte sich die Reutersmeldung bestätigen und die Ukraine ab 15. November keinen Weizen mehr exportieren, schließen Marktexperten sogar einen Durchbruch der Seitenlinie nach oben nicht aus.
Mühlen und Mischer hoffen auf niedrigere Preise
Bei den Weizennotierungen an der Matif halten Händler am Kassamarkt ein kurzfristiges Preishoch auf 280 vielleicht sogar 300 €/t durchaus für denkbar. Auf längere Sicht zeichnet sich eine sichere Unterstützung auf dem aktuellen Niveau ab. Mit diesen Vorzeichen gibt es derzeit kaum Käufer und genauso wenige Abgeber. Mühlen wie auch Mischer leben von der Hand in den Mund und hoffen auf Preiserholungsphasen, sobald die Negativmeldungen eingepreist sind. Erzeuger verlassen sich auf die anhaltend stimulierende Wirkung knapper Bilanzen und warten ab.
Ölsaatenmarkt positiv bewertet
Auch der Ölsaatenmarkt wird von hiesigen Händlern positiv bewertet. Mit Ende der Sojabohnenernte in den USA fehlen vorerst wieder preisdrückende Argumente und Anleger nutzten die hohe Liquidität am Markt zur Investition in die Bohne. Sollte die südamerikanische Ernte nun schlechter ausfallen als erwartet, könnte der Markt auch hier erneut stabilisiert werden. Für die Rapsnotierungen wären dann auch wieder 500 €/t denkbar.
Markt intensiv beobachten
Erzeuger haben die stabilen Preisphasen der letzten Wochen genutzt und ihre alte Ernte, wie auch die Ernte 2013, in Anteilen verkauft. Jetzt gilt es weiter den Markt intensiv zu beobachten. Sollten sich erneut Preisspitzen nach oben zeigen, sichern kluge Strategen wieder Erntemengen für 2013 ab.
Brigitte Braun-Michels