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Getreidepreise auf Talfahrt

Markt und Meinungen
24.05.2014

Regenfälle sorgen für Preisentspannung/ Abnehmer halten die Füße still

Die Weizennotierungen halten zu Wochenbeginn an ihren roten Vorzeichen fest. Der Sojamarkt startet optimistisch. Wettermärkte haben dem Aufwärtstrend der Notierungen den Garaus gemacht.

Erinnern wir uns: Anfang Mai erreichten die Weizennotierungen an der Börse in Chicago noch ein 14-Monatshoch. In erster Linie waren dafür fehlende Niederschläge in wichtigen US-Anbaugebieten verantwortlich. Die Krise in der Ukraine hat das Ihrige getan. Auch in vielen Teilen Europas war es für die Jahreszeit zu trocken, was neben den positiven Vorgaben der US-Leitmärkte die Notierungen an der Pariser Matif gestützt hat.

Ausgelöst durch die weltweit positiven Aussichten des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) für die Getreideernte zur kommenden Saison haben sich die Vorzeichen gedreht. Hinzu kam die preislich bedingte Verschlechterung der Wettbewerbsposition der USA an den Exportmärkten. Und schließlich haben sich die Aussagen über trockenheitsgeplagte Bestände in "sehr gute Aufwuchsbedingungen" gewandelt. Dabei ist noch nicht geklärt, ob der Regen den angeschlagenen US-Weizenpflanzen wirklich noch helfen konnte. Nach Redaktionsschluss erscheint das aktuelle Crop-Monitoring in den USA. Sollte die Bestandsschau aus der letzten Woche den Weizenbeständen einen schlechteren Zustand bescheren als erwartet, dürften die Preise wieder gestützt werden.

An der europäischen Börse (Euronext) sind die Notierungen von knapp 210 €/t um den 6. Mai jetzt unter die wichtige Unterstützungsmarke von 200 €/t gefallen. In Europa haben Regenfälle für Entspannung gesorgt. Außerdem befürchtet das französische Analystenhaus Strategie Grains, dass "teurer" Weizen in den Futterrationen durch Mais ersetzt wird.

Für Deutschland hat der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) seine Prognose für die bundesweite Getreideernte 2014 auf 47,6 Mio. t angehoben. Der DRV rechnet mit einer Weizenernte von 24,6 Mio. t und einer Wintergerstenerzeugung von 8,6 Mio. t. Roggen soll zurückgestutzt werden auf 3,8 Mio. t (Anbaufläche 1,43 Mio. ha). Beim Raps werden 5,6 Mio. t prognostiziert. Die Regenfälle hätten zwar Entspannung gebracht, reichen aber bisher noch nicht aus, um die Defizite der vergangenen Wochen auszugleichen.

Die Maisaussaat ist nahezu abgeschlossen. Die Fläche wurde leicht ausgeweitet auf 520 000 ha. Der Sommergerstenanbau geht weiter zurück und liegt für 2014 bei 350 000 ha.

Franko (angeliefert) Hamburg bewegt sich A-Weizen für die neue Ernte bei 201 €/t. Mühlen im Rheinland nehmen Abschläge von bis zu 5 €/t auf die Matif-Notierungen vor. Die aufnehmende Hand signalisiert mit diesen Kursen ihr derzeit geringes Kaufinteresse. Verkäufer gibt es bei diesen Abschlägen für die neue Ernte ohnehin nicht. Auch das höhere Niveau der letzten Wochen ist nur wenig von Landwirten für Neuverträge genutzt worden.

"Wettermärkte haben kurze Beine", wurden zu Wochenbeginn die Regenfälle und deren Auswirkungen kommentiert. Sollten die Wettermärkte entspannt bleiben, dürfte die pessimistische Preishaltung der Marktteilnehmer anhalten. Für den Fall sind die Preisphantasien nach unten noch nicht zu Ende gedacht.

Brigitte Braun-Michels