Getreide- und Ölsaatenpreise fallen weiter
Börsen zeigen ungehemmt rote Vorzeichen/ Absatzmarkt China gefährdet/ EU- Ernte spielt keine Rolle
An den Börsen scheint es derzeit kein Halten für die Agrarcommodities zu geben. Auch zu Beginn dieser Woche zeigen Weizen, Mais und Ölsaaten tiefrote Vorzeichen. Verantwortlich sind in erster Linie Konjunktursorgen um China. Aufgrund der wirtschaftlichen Probleme in China steigt die Sorge, dass die Agrarimporte ins Reich der Mitte deutlich sinken. Außerdem schwindet die Hoffnung steigender US-Zinsen. Auch die Pariser Börse, Matif/Euronext, sinkt weiter, obwohl Europas Landwirte unterm Strich weniger Getreide, vor allem Mais und Raps ernten, als noch im Jahr zuvor.
Am stärksten betroffen von den US-Absatzsorgen wird der Sojabohnenmarkt. China ist immerhin der größte Abnehmer der US-Bohne. Außerdem wird befürchtet, dass mit der Abwertung des brasilianischen Real das Bohnenangebot aus Südamerika billiger im Einkauf wird. Die in Chicago (CBOT) notierte Bohne ist mittlerweile mit einem Niveau von rd. 870 Cents je Scheffel auf ein 6 Jahrestief gerutscht. Die Mais- und Weizenpreise lassen sich von diesem Negativsog mitziehen. Dass die Mais- und Sojabohnenernten in den USA niedriger ausfallen sollen, als bislang erwartet, spielt derzeit keine Rolle.
Insgesamt bleibt es weltweit bei einer rekordhohen Weizenernte. Für die EU trifft das nicht zu. Während Frankreich mit über 40 Mio. t rund 8 Prozent mehr erntet, als im Vorjahr, sind die Weizenernten in Großbritannien, Polen und Deutschland geringer ausgefallen.
In Deutschland liegt, so der Deutsche Bauernverband (DBV) in seiner aktuellen Ernteberichterstattung, die Weizenernte mit 24,6 Mio. t rd. 3 Mio. t unter dem Vorjahr. Bei Mais fällt die Bilanz noch schwächer aus, geschätztes Minus zum Vorjahr 24 Prozent. In der EU sollen insgesamt 15 Prozent weniger Mais geerntet werden, die der Frühsommertrockenheit zum Opfer gefallen sind.
Insgesamt sind in Deutschland, so Erhebungen, 46.5 Mio. t Getreide geerntet worden. Das sind 11 Prozent weniger als im Rekordjahr 2014. In Bayern, Hessen, Rheinland Pfalz und den östlichen Bundesländern wurden 15 bis 30 Prozent weniger Weizen geerntet. Auch die Roggen- und Sommergerstenernte fiel geringer aus. Bei Mais und Zuckerrüben sowie im Feldfutterbau erwartet der DBV besonders große Einbußen. Die Rapsernte fällt mit nur 5 Mio. t in Deutschland unterdurchschnittlich aus.
An der Pariser Euronext wandern die Weizenpreise zu Beginn dieser Woche auf 160 €/t zu und haben damit in den letzten fünf Tagen rd. 13 €/t verloren. Franco (angeliefert) Hamburg wird A-Weizen um 179 €/t Basis September notiert, franco rheinische Mühlen um 177 €/t und franco Würzburg um 172 €/t. E-Weizen liegt ab Thüringen bei 203 €/t. Mais wird franco Südoldenburg und Westfalen um 190 €/t für August beziffert.
Trotz schlechter EU-Ernte rutschen die Rapsnotierungen in Paris, in Anlehnung an den Leitmarkt Sojabohne, ins Bodenlose. Mit einem Minus von 14 €/t starten die Kurse für November bei rd. 342 €/t in die Woche. Vor fünf Tagen hat Raps an „gleicher Stelle“ noch knapp 371 €/t gekostet.
Ein Ende der Durststrecke zeichnet sich derzeit nicht ab. Verkäufer, sprich Landwirte, reagieren auf den Negativtrend mit absoluter Zurückhaltung, während Verarbeiter bei den für sie attraktiven Niveaus die Fühler ausstrecken. Jetzt erst Mal die Füße still zu halten, dürfte sich im „Tal der Tränen“ für die Erzeuger vorerst als richtige Strategie erweisen.
Brigitte Braun-Michels