Getreide und Co. starten nach Ostern mit roten Vorzeichen
Exportnachfrage hält an/ Wetter- und Währungsentspannung
Vor den Osterfeiertagen haben die Weizenpreise in Paris von der anhaltenden robusten Exportnachfrage profitiert. Nach Ostern holen die Kurse hüben (CBOT) wie drüben (Euronext) für Getreide und Ölsaaten erst mal wieder Luft.
In Chicago hatten zuletzt die anhaltenden Berichte über Trockenheit für grüne Vorzeichen beim Weizen gesorgt, die aber schon vor Ostern umgeschlagen sind und sich zu Beginn dieser Woche negativ fortsetzen. Dafür zeigen sich Nachrichten verantwortlich, die von Regenschauern in den trockenheitsgeplagten Plains berichten. Neue Impulse und Zahlen aus dem US-Ministerium (USDA-Bericht) wird es noch in dieser Woche am 9. April geben.
Die EU-Kommission hat zuletzt Exportlizenzen für Weizen von 1,1 Mio. t ausgestellt. Das ist die dritthöchste Exportmenge, die in einer Woche in der EU jemals verzeichnet wurde. Die Gesamtexporte liegen in dieser Saison bisher bei 25,5 Mio. t. Das Vorjahr wird um 2,2 Mio. t überschritten. Für die gesamte Saison rechnet Brüssel mit einer diesjährigen Rekordexportmenge von 31 Mio. t. Ob das im nächsten Jahr so bleibt, wird skeptisch beurteilt. Zum einen soll die EU-Ernte rückläufig sein. Zum anderen ist unsicher, wie lange Russland an der Exportsteuer für russischen Weizen festhält. Beobachter vor Ort gehen davon aus, dass die Exportsteuer in der kommenden Saison weiterhin Bestand hat.
Das lange Wochenende startet mit einem deutlich gefestigten Euro, welcher die Kurse in den roten Bereich drückt. Nachdem die Weizennotierungen in Paris vor Ostern knapp unter der Marke von 195 €/t geschlossen haben, bewegen sie sich zu Beginn dieser Woche wieder auf 190 €/t zu.
Die Rapsnotierungen haben schon vor den Ostertagen nachgegeben. Sowohl negative Vorgaben vom Leitmarkt Sojabohne, wie auch Gewinnmitnahmen haben dafür gesorgt, dass die neue Ernte unter 360 €/t bewertet wird. Zu Beginn dieser Woche bleibt der Handel in Paris verhalten. Die alte Ernte notiert um 363 €/t. Die neue Ernte liegt für August um 355 €/t und für September um 358 €/t.
Am Kassamarkt herrscht nach den Osterfeiertagen weiterhin große Ruhe. Landwirte hoffen auf Belebung der Nachfrage durch Wettermärkte und Anschlusskäufe der Mischer und Mühlen. Verarbeiter bleiben in der abwartenden Haltung. Franko Hamburg notiert B-Weizen mit 192 €/t auf Niveau der Matif. Für A-Weizen gibt es Aufschläge von 10 €/t. Die Preise für die Erzeuger bleiben fast unbewegt. Im Norden und Osten wird E-Weizen um 195 bis 205 €/t frei Lager besprochen. Im Südwesten werden rund 10 €/t weniger bezahlt. A-Weizen kostet frei Lager im Nordosten um 185 bis 195 €/t, B-Weizen ist 10 €/t billiger. Im Südwesten liegt A-Weizen frei Lager um 170-180 €/t. Für Mais wird zwischen 140 bis 160 €/t frei Lager bezahlt. Braugerste kostet im Norden 175 bis 195 €/t, im Südwesten 170 bis 190 €/t frei Lager.
Glaubt man den offiziellen Einschätzungen der Behörden und Verbände aus Brüssel (europäischer Getreidehandelsverband Coceral und EU-Kommission) wird die EU-Getreideernte zu kommenden Saison deutlich rückläufig sein. Besonders die Maisernte soll mit 10,5 Prozent weniger Ertrag zur kommenden Saison aufwarten. Einen ähnlichen Rückgang erwarten die Brüsseler bei der Rapsproduktion.
Ob diese Zahlen in der kommenden Saison die Preise nachhaltig stabilisieren, hängt auch und maßgeblich von der Versorgung am internationalen Markt ab.
Zurücklehnen sollten sich deshalb Erzeuger mit der Vermarktung der Ernte 2015 sicher nicht.
Brigitte Braun-Michels