Fester Preistrend hält an
Nach Verschnaufpause steigen die Notierungen bei Getreide und Ölsaaten weiter an/ Verkaufszurückhaltung birgt Risiko
Nach einer kurzen technischen Erholung vom Wochenende setzen sich zu Beginn dieser Woche die grünen Vorzeichen an den internationalen Börsen in Chicago (CBOT) und stetigen Fußen in Paris (Nyse, Euronext) fort. Bei der Witterung zeichnet sich zwar eine Entspannung ab, es soll in den US-Maisanbaubegieten kühler werden und Regen ist angesagt, dennoch ist die „Ertragslage“ angespannt. Das Wetter bleibt somit Preistreiber Nummer eins.
In der letzten Woche hat Weizen in Chicago die höchste Tagesnotierung seit einem Jahr erreicht und „übertrumpft“ diese nun noch. Nach Einschätzung amerikanischer Agrarwetterdienste liegen die Mais- und Sojabohnenerträge, als Folge der US-Hitzewelle, deutlich unter den bisherigen Schätzungen des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA). Die neue Schätzung wird an diesem Mittwoch (11. Juli) veröffentlicht und Analysten rechnen mit deutlichen Korrekturen. Das preist der Markt jetzt ein.
In Paris bewegen sich die Weizenpreise auf 250 €/t zu. Die Rapsnotierungen haben für die vorderen Termine (Aug. 12, Nov. 12 und Febr. 13) die Marke von 510 €/t geknackt. Selbst die Rapserntepreise 2013 (Nov.) notieren mittlerweile auf dem stolzen Preisniveau um 460 €/t. Die knappe EU-Bilanz sorgt ohnehin für Stabilität. Der europäische Getreidehandelsverband (Coceral) beziffert in seiner jüngsten Schätzung die EU (27)-Weichweizenernte auf rd. 125,5 Mio. t. Das sind 3,5 Mio. t weniger, als im schwach versorgten Vorjahr. Der Sommergerstenanbau wird, aufgrund der Anbauausdehnung, jetzt auf knapp 31 Mio. t (VJ rd. 29 Mio. t) leicht höher beziffert. Die EU-Rapsernte schrumpft laut Coceral auf 18,3 Mio. t (VJ 19 Mio. t).
Bei solchen Vorgaben bleiben die Teilnehmer am deutschen Kassamarkt durch die Bank optimistisch gestimmt. Der geschwächte Euro lässt in Hamburg außerdem das Exportgeschäft florieren. Die Ukraine fällt bisher als Exporteur aus. Gerste wird um 230 - 235 €/t franko Hamburg besprochen. Die Notierungen für Weizen bewegen sich im Norden um 245 €/t franko. Im mitteldeutschen Raum liegt Gerste bei 210 €/t und in Süddeutschland um 200 €/t frei Lager.
Ob die Erträge die Schätzungen bestätigen, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Aus Mecklenburg-Vorpommern ist von einer überraschend guten Gerstenernte mit Erträgen zwischen 7 bis 9 t/ha die Rede. Aus anderen Regionen sind die Ergebnisse noch nicht „spruchreif“, weil die Frühdruschgebiete häufig schlechter ernten, als der Durchschnitt. Die Qualitäten fallen bisher sehr unterschiedlich aus.
Zum Teil nutzen Erzeuger das hohe Preisniveau, um sich mit ansehnlichen Gewinnen von ihrer Ernte zu verabschieden. Andere Erzeuger wollen zum Beispiel für Weizen ab norddeutschem Lager 250 €/t erzielen. Dafür müssten die Matifkurse auf 270 €/t steigen. Das ist ein ansehnliches und zugleich risikoreiches Ansinnen. Erinnern wir uns: Zuletzt hatten wir ähnliche Preisniveaus im Jahr 2007/08. Nach Erreichen der Spitzenniveaus, hat damals ein rapider Preisverfall eingesetzt.
Erzeuger, die sich jetzt von einem Teilen Ihrer Ware trennen, einen anderen Teil der Ware behalten, um das Qualitätsrisiko einzudämmen und mit einem Rest spekulieren, stehen finanziell allemal auf der sicheren Seite. Auch der „Vermarktungsblick“ auf die Ernte 2013 ist bei den aktuellen Preisniveaus kein Fehler.
Brigitte Braun-Michels