Erniedrigte Rapsernte in Deutschland erwartet
Nach der Gerste starten die Landwirte in Deutschland mit der Rapsernte. Preise erhalten zu Beginn der Woche einen Dämpfer
In den letzten Tagen haben die Agrarcommodities an der Pariser Börse durch die Bank Verluste gemacht. Bis Mitte letzter Woche hatte der Wettermarkt auf breiter Front noch für Stabilisierung gesorgt.
An der Leitbörse in Chicago (CBOT) haben Regenfälle in wichtigen US-Getreideanbaugebieten und danach einsetzendes warmes, wie trockenes Wetter die Entwicklung der Mais- und Sojapflanzen voran getrieben. Immerhin sind die USA der weltweit größte Maisexporteur und nehmen damit starken Einfluss auf die Maispreisentwicklung. Außerdem ist Mais die Leitkultur für den gesamten Getreidemarkt. Schließlich dämpft der erstarkte US-Dollar, wegen verteuerter Exporte, das Getreidepreisniveau in Chicago.
In Paris haben sich die Getreidenotierungen bis zum vergangenen Donnerstag stabil gehalten. B-Weizen lag für September knapp unter 191 €/t und Mais notierte knapp unter 185 €/t. Vorab hatte das französische Agraranalyseinstitut Strategie Grains die europäische Weichweizen- und Maisernte im Vergleich zum Vormonat nach unten korrigiert. Gründe sind der trockene Vorsommer und ein instabiler, Export fördernder Euro. Seit Freitag haben sich die Vorzeichen aber wieder gedreht. Am Montag dieser Woche notiert Weizen in Paris nur noch 190 €/t und Mais um 178 €/t.
Am Ölsaatenmarkt liefert die Sojabohne, die als Leitkultur die Ölsaatenpreise maßgeblich prägt, schwache Vorgaben. Vorteilhaftes Wetter für die wachsende Bohne und der starken Dollar drücken auf die Börsenpreise.
Raps reagiert ähnlich, wie Getreide. Obwohl die Rapsernte in Deutschland, einem der wichtigsten europäischen Rapserzeuger, wie auch in Europa laut Prognosen des Deutschen Reifeisenverbandes und europäischer Analysehäuser unter dem Vorjahr ausfällt, lassen die Notierungen in Paris Federn. In Anlehnung an die Bohne sinken die Rapspreise in Paris zu Beginn dieser Woche auf rund 386 €/t.
Durch das ständige Auf und Ab der Preise Regungslosigkeit. Die Gerstenernte ist in Deutschland weit voran geschritten und zu großen Teilen abgeschlossen. Die guten Erträge des vergangenen Jahres werden nicht erreicht, eher Durchschnittswerte. Dafür bleiben die Qualitäten/Hektolitergewichte im grünen Bereich. In der letzten Woche wurden franko rheinische Mühlen noch 186 €/t erzielt. Für die Termine 9-12 lag der franko Preis bei 180 und für die Termine 1-3 2016 bei 184 €/t. Diese Woche werden 2 bis 3 Euro weniger bezahlt. Zum Weizen gibt es noch keine verwertbaren Angaben. Erste Partien wurden mit durchschnittlichen Erträgen und erniedrigten Proteinwerten geerntet. In der letzten Woche haben Mühlen in Rheinland A-Weizen mit 190 €/t beboten und B-Weizen mit 186 €/t. In Dieser Woche sind diese Niveaus um 2-3 Euro niedriger.
Die Rapsernte ist auch angelaufen. Händler gehen bundesweit von erniedrigten Erträgen aus und bezweifeln, dass selbst gemäßigte Prognosen Stand halten. Bisher gibt es große Ertragsbreiten von 2,5 bis 4,5 t/ha und Ölgehalte von 40 bis 46 Prozent. Daraus lassen sich keine repräsentativen Ergebnisse ableiten. Insgesamt ist der Handel jedoch bezüglich der Rapspreisentwicklung positiv gestimmt. Auch, weil klassische Exportländer, wie die Ukraine und Kanada, wohl geringere Ernten einfahren werden. „Im letzten Jahr war die Rapsbilanz schon eng. In diesem Jahr dürfte sich die Situation noch verschärfen,“ kommentiert ein Handelbeteiligter die bisherigen Ergebnisse. Sollten sich die Prognosen bestätigen, könnten sich die Rapsnotierungen, zumindest zeitweise, vom Sojabohnenleitmarkt verabschieden.
Brigitte Braun-Michels