Aufwärtstrend der EU-Maispreise begrenzt
Preisen helfen nur "äußere" Einflusse/ Weizenexporte unter Vorjahr
Währung und Wetter machen ihren Einfluss auf die Börsen in Chicago (CBOT) und in Paris (Euronext) geltend. Davon profitiert zu Beginn dieser Woche nur der Weizen. Die Entscheidung der europäischen Zentralbank (EZB) noch mehr Anleihen zu kaufen, hat den Euro geschwächt und den Dollar gestärkt. Das hat die Wettbewerbsfähigkeit von US-Weizen am internationalen Markt verschlechtert. Wettermärkte haben den Preisrutsch nach unten begrenzt. Im mittleren Westen der USA ist es zu trocken, was die Entwicklung der Weizenpflanzen vor dem Winter beeinträchtigen könnte.
Exporte von europäischen Weizen werden umgekehrt wettbewerbsfähiger. Das ist auch bitter nötig. Bisher liegen die europäischen Weizenexporte nämlich 30 Prozent unter denen des Vorjahres. Französischer Weizen wurde Richtung Mexiko verkauft. Das macht deutlich, dass die Europäer preislich mit dem Amerikanern mithalten können. Auf der anderen Seite bleibt Weizen aus dem Schwarzmeerraum konkurrenzlos billig. Bevor diese Quelle nicht versiegt, wird das Geschäft mit EU-Weizen gebremst.
Am deutschen Kassamarkt wird für Brotweizen franko (angeliefert) Hamburg rd. 179 €/t Basis November gezahlt. A-Weizen ist 5 €/t teurer. Franko rheinische Mühlen liegt B-Weizen für Jan. bis März bei 185 €/t. Für A-Weizen werden franko Westfalen im Jan./März 193 €/t bezahlt. Am Hamburger Hafen herrscht Exportflaute. Landwirte haben sich mit der Ware in die Winterruhe zurückgezogen.
Der US-Maispreis ist in der letzten Woche kurzfristig an Hurrican Patricia „gewachsen“, der im mittleren Westen der USA getobt hat. Die Auswirkung auf die Pflanzen hielt sich jedoch in Grenzen und die Vorzeichen an der CBOT sind wieder rot.
In Paris werden für Mais zum vorderen Termin rd. 166 €/t gezahlt. Für Januar 2016 wird die Marke von 170 €/t nach oben geknackt. Eine größere Stabilisierung des Maismarktes zeichnet sich nicht ab, auch wenn in Europa die Maisernte miserabel ausgefallen ist. Für Frankreich erwartet der statistische Dienst des dortigen Landwirtschaftministeriums (Agreste) eine Körnermaisernte von insgesamt 13,3 Mio. t. Das wären 28 Prozent weniger, als im letzten Jahr. Das fünfjährige Mittel wird um 16 Prozent unterschritten. Die Futtermaisernte soll das Vorjahr um 16 Prozent und das fünfjährige Mittel um 7 Prozent unterwandern.
In Deutschland werden die Verluste auf bis zu 50 Prozent des Vorjahres beziffert. Durchschnittlich wird zum Ende der Ernte das Minus in Deutschland auf rund 25 Prozent beziffert. Am Kassamarkt haben die Preise auf die „Ernteflaute“ reagiert. In Bayern wird den Erzeugern um 170 €/t für Körnermais ab Station geboten. Franko deutsche Veredlungsregionen (Südoldenburg/Westfalen) liegen die Gebote um 180 €/t franko (angeliefert). Süddeutsche Händler geben zu bedenken, dass die deutschen Kassamarktpreise von der Flaute in Ungarn gestützt werden. Sobald die durch Regen verzögerte Maisernte dort wieder in Gang kommt, werden den Preisen wieder „Hörner aufgesetzt“, wird vermutet. Landwirte wollen erst ab 180 €/t in Verkaufsgespräche einsteigen. Der Handel vor Ort ist vor diesem Hintergrund sehr verhalten. Mischer zeigen sich außerdem kurzfristig gut versorgt. Futterweizen ist im Süden mit 150 €/t ab Station 20 Euro/t billiger als Mais und dürfte damit schon jetzt mehr in die Futterrationen fließen.
Am Ölsaatenmarkt sorgt die laufende US-Ernte für Marktdruck. Die US-Bohne zeigt sich weiterhin mit sehr guten Erträgen und der feste US-Dollar macht den Exporten zu schaffen. Aus China hält die hohe Importnachfrage an. Die EU-Rapsnotierungen haben zwischenzeitlich von festen Palmölnotierungen profitiert. Aktuell sinken auch beim Palmöl die Preise. In Paris bewegen sich die Rapsnotierungen für vordere Termine um 380 €/t. Für Dezember wird Raps franko Ölmühle zwischen 385 und 389 €/t beziffert.
Erzeuger sollten, trotz Preisflaute, nicht ganz „abtauchen“. Sofern der Exportmarkt anspringt oder Wettermärkte stärkere Auswirkungen zeigen, könnten sich die Notierungen schnell verändern und ein Zwischenhoch mit sich ziehen. Das sollte, wie die Vergangenheit gelehrt hat, nicht ungenutzt bleiben.
Brigitte Braun-Michels